Ohnmacht oder Synkope

Ohnmacht oder Synkope
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Die Synkope ist ein Zustand plötzlichen Bewusstseins- und Tonusverlusts, der ohne Therapie wieder vergeht.

Der Patient stürzt aufgrund des verminderten allgemeinen und vorübergehenden Blutstroms zum Gehirn zu Boden.

Inhalt

Ursachen von Ohnmacht

In vielen Fällen ist die Ursache einer Ohnmacht unbekannt, doch eine Synkope kann verursacht sein durch:

  • Angst,
  • Emotionales Trauma,
  • Schmerzen,
  • Schwangerschaft,
  • Blutdruckabfall (zum Beispiel nach einer Blutspende oder aufgrund heftiger Regelblutungen),
  • Abfall des Sauerstoffdrucks im Blut (hypoxische Synkope),
  • Langes Fasten (kann auch zu nächtlicher Ohnmacht führen),
  • Hyperventilation (schnelle Atmung),
  • Dehydratation,
  • Körperliche Anstrengung,
  • Starke Hustenstöße,
  • Herzrasen,
  • Anstrengung beim Stuhlgang,
  • Epilepsie,
  • Sehr hohes Fieber,
  • Erfrieren (verursacht auch Blässe im Gesicht und blaue oder violette Lippen),
  • Drogen,
  • Alkoholabusus.
 Ärztin,Kittel,Neurologe,Psychiater
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Medikamente, die den Blutdruck erniedrigen, erhöhen auch die Ohnmachtsneigung.

Eine Synkope kann durch eine der folgenden Krankheiten verursacht sein:

  • Diabetes,
  • Infarkt,
  • Arrhythmie,
  • Panikattacken

Ursachen einer Ohnmacht bei Kindern

Eine Synkope, die sich bei Kindern ereignet, wird durch einen kurzzeitigen Sauerstoffmangel im Gehirn verursacht.

Die vasovagale Synkope ist eine Störung, die bei Kindern durch Stress, Angst oder Schmerzen auftritt. Ohnmacht wird durch verschiedene Erkrankungen verursacht, darunter:

  • Arrhythmie (anormaler Herzrhythmus)
  • Kawasaki-Krankheit,
  • Ischämische Kardiomyopathie,
  • Eisenmenger-Syndrom,
  • Primäre pulmonale Hypertension,
  • Läsion oder Schädeltrauma,
  • Hysterie,
  • Hyperventilation,
  • Schlaganfall,
  • Dehydratation.

Präsynkope oder Ohnmachtsgefühl

Die Präsynkope ist ein sehr häufiger Zustand, bei dem der Patient das Gefühl hat, bewusstlos zu werden, doch er kann sich vor dem Hinfallen noch hinlegen.

Im Falle einer Präsynkope erinnert sich die Person an das, was vor der Ohnmacht geschehen ist.

Die Symptome, die dem Patienten ermöglichen, sich bewusst zu sein, dass er ohnmächtig wird, sind die Prodromalsymptome, an die man sich bei der Anamnese erinnert:

  • Kopfleere, Schwäche, Augenflimmern/Ohrensausen, Seh- und/oder Hörstörungen → Dies sind Symptome mangelnder Durchblutung des Gehirns,
  • Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, heftige Schweißausbrüche, Mundtrockenheit → Dies sind Symptome der Aktivierung des Vagusnervs, man muss dann also eine vasovagale Synkope vermuten,
  • Plötzlicher Bewußtseinsverlust, Herzklopfen, Brustschmerz → Dies sind Symptome, die mit einer kardialen Synkope zusammenhängen können,
  • Delirium → Die zerebrale Hypoperfusion führt zu vorübergehender geistiger Verwirrtheit, die dem Bewußtseinsverlust vorausgehen kann.

 

Gehirn,Ohnmacht
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Symptome von Ohnmacht oder Synkope

Vor einem Bewusstseinsverlust können sich folgende Symptome zeigen:

  • Gähnen,
  • Plötzlicher Kaltschweiß,
  • Übelkeit und das Gefühl von Erbrechen,
  • Tiefenatmung,
  • Verwirrtheit,
  • Schwindel oder Drehschwindel,
  • Benommenheit,
  • Verschwommensehen,
  • Ohrgeräusche (Tinnitus),
  • Verstopfte Ohren,
  • Kopfschmerzen (selten),
  • Kraftlosigkeit.

Wenn man zur Erde fällt, befinden sich Kopf und Herz auf gleicher Höhe. Das Herz muss das Blut nicht gegen die Schwerkraft pumpen, damit es ins Gehirn gelangt.

Die Synkope dauert etwa 20 Sekunden.

Wird eine Person ohnmächtig und gelangt nach 2 Minuten nicht wieder zu Bewusstsein, muss der Notarzt gerufen werden.

Nach der Ohnmacht zeigt der Betreffende über 20-30 Minuten Verwirrtheit, Müdigkeit und Schwäche.

 

Wann muss man sich Sorgen machen?

Ohnmacht kann mit einem Schlaganfall verwechselt werden. Ein Schlaganfall tritt auf, wenn der Blutstrom zum Gehirn unterbrochen wird.

Es sollte umgehend die Nummer 112 (Notarzt) gerufen werden, wenn der Verdacht besteht, dass ein Mensch einen Schlaganfall erleidet.

Die Symptome bei einem Schlaganfall kann man sich mit dem englischen Wort FAST einprägen (Face-Arms-Speech-Time = Gesicht-Arme-Sprache-Zeit).

Gesicht: Die betroffene Person kann nicht lächeln und Mundwinkel und ein Auge können gelähmt sein.

Arme: Eine Person mit einem Schlaganfall kann die Arme nicht heben und ausgestreckt halten.

Der Betroffene empfindet den Arm als taub.

Sprache: Die Person hat Schwierigkeiten zu sprechen.

Autofahren und Synkope

Für jemanden, der unter Ohnmachtsanfällen leidet, ist Autofahren gefährlich. Jeder Staat verhängt je nach Schwere der Erkrankung Beschränkungen. Man kann sich an die zuständige Führersteinstelle wenden, um weitere Informationen zu erhalten.

Test und Diagnose bei Ohnmacht oder Synkope

Diagnose bei transientem Bewußtseinsverlust

Gemäß den Richtlinien des ESC – 2009 sind die ersten 4 grundsätzlichen Maßnahmen, die bei einem Patienten mit Bewußtseinsverlust durchgeführt werden müssen:

  1. Anamnese,
  2. Körperliche Untersuchung,
  3. Kontrolle des arteriellen Blutdrucks im Stehen und im Liegen,
  4. EKG.

 

Allerdings wird dieses Schema nicht immer eingehalten und bei der Notaufnahme erfolgt unverzüglich ein Schädel-CT: eine teure und aus mancherlei diagnostischer Sicht unnütze Untersuchung.

Die charakteristischen Merkmale der Synkope müssen verifiziert werden

Synkope bei orthostatischer Hypotension → Orthostase in der Vergangenheit.

Klassische vasovagale Synkope

Die Diagnose ist gesichert, wenn der Patient einige Kriterien erfüllt:

  1. Die Episode ist nach einem dieser Ereignisse aufgetreten:
    • Nach körperlicher Anstrengung,
    • Nach starker Hitze,
    • Nach Erschrecken (starke Emotion),
    • Beim Sehen von Blut,
    • Während oder nach einer Injektion (auch Impfung),
    • Bei Schmerzen,
    • In einem überfüllten Raum.
  2. Unauffälliger neurologischer Untersuchungsbefund,
  3. Unauffälliger Test auf orthostatische Hypotension,
  4. EKG unauffällig.

Synkope bei Hypotonie

Tritt während oder nach einer Mahlzeit auf.

Situative Synkope – ereignet sich:

  • Beim Stuhlgang (zum Beispiel bei einer obstipierten Person), beim Erbrechen, beim Wasserlassen (besonders wenn der Betreffende eine Prostatavergrößerung hat), beim Husten, beim Niesen
  • Beim Schlucken

Es sind Prodromalsymptome zu beachten.

Charakteristischer Test: Valsalva-Manöver, das ist ein forciertes Ausatmen gegen geschlossenen Mund und Nase.

Kardiale Synkope

Um das Risiko einer kardialen Synkope aufzugliedern, werden folgende Parameter berücksichtigt:

  • Alter > 45 Jahre
  • Vorausgegangene Anamnese einer Herzinsuffizienz
  • Vorausgegangene ventrikuläre Arrhythmien
  • Auffälliges EKG

Erleidet der Patient die Synkope bei einem Herzinfarkt, ist die Diagnose leicht zu stellen.

Bei der Differentialdiagnose müssen ausgeschlossen werden:

1) Erkrankungen mit völligem oder teilweisen Bewusstseinsverlust ohne verringerte allgemeine Durchblutungsstörung:

  • Epilepsie
  • Stoffwechselstörungen, einschließlich Hypoglykämie, Hypoxie, Hyperventilation mit Hypokapnie
  • Vergiftung
  • Vertebrobasiläre Transiente Ischämische Attacke (TIA)

2) Störungen ohne Bewusstseinsverlust:

  • Katalepsie: Sehr seltene Erkrankung, die durch Bewegungslosigkeit und muskuläre Starre gekennzeichnet ist, in der der Patient wie schlafend erscheint, während er in Wirklichkeit vage bei Bewusstsein ist.
  • Drop Attack: Der Patient stürzt plötzlich zu Boden, weil ihm die Beine versagen, erleidet jedoch keinen Bewusstseinsverlust.
  • Funktionell: Psychogene Pseudosynkope durch Hysterie. Gewöhnlich sind junge Frauen betroffen. Merkmale dieser Episoden sind:
    • Sie stürzen nie zu Boden, wenn sie allein sind, weil niemand da ist, den sie um Hilfe bitten können,
    • Der Patient weist niemals bedeutende Prellungen auf.
  • Karotisbedingte TIA: Blockiert ein Embolus aus der Halsschlagader eine zerebrale Arterie, verliert der Patient nicht das Bewusstsein, sondern zeigt fokale neurologische Ausfälle.

Unterschied zwischen Epilepsie und Synkope

Epilepsie Synkope Verlängerte tonisch klonische Krampfanfälle, die zusammen mit Bewusstseinsverlust auftreten Kurze tonisch-klonische Krampfanfälle, die nach Bewusstseinsverlust auftreten Monolateral (der epileptische Anfall betrifft nur einen Teil der Hirnrinde) Bilaterale Automatismen (Bewegungen der Lippen, Tick) Übelkeit, Erbrechen, massiver Schweißausbruch Zungenbiss – Aura – Postkritischer Status Die betreffende Person erholt sich sofort und möchte nicht ins Krankenhaus eingewiesen werden Muskelschmerzen Keine Schmerzen Blaufärbung der Haut Hautblässe aufgrund verminderter Durchblutung

Untersuchung bei Ohnmacht oder Synkope

Die Untersuchungen sind:

  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Diese Untersuchung misst die elektrische Aktivität des Herzens und untersucht vorliegende Rhythmusstörungen (unregelmäßiger Herzschlag) und andere kardiologische Probleme.
  • Echokardiogramm
  • Diese Untersuchung erfolgt durch Ultraschall und zeigt strukturelle Fehlbildungen des Herzens (zum Beispiel Klappendefekte) auf.
  • Körperlicher Belastungstest
  • Dieser Test untersucht den Herzrhythmus während körperlicher Belastung. Er erfolgt mittels Fahrradergometer oder auf dem Laufband.
  • Blutuntersuchung.
  • Sie dient der Erkenntnis von vorliegenden Erkrankungen (wie Anämie), die die Ohnmachtsanfälle verursachen.
  • Tilt-Test
    Der Kipptisch-Test dient der Provokation einer Synkope, indem der Patient gekippt wird.

    • Der Patient wird in Rückenlage auf einen Kipptisch geschnallt;
    • Nach 10 Minuten wird der Tisch um 60-70 Grad gekippt, der Patient erreicht fast eine stehende Position.
    • Die Position wird über 20 Minuten beibehalten.

Wird der Patient nicht ohnmächtig, verabreicht ihm der Arzt sublingual Nitroglyzerin. Dieses Medikament wirkt gefäßerweiternd auf die Venen.

Die Folgen sind:

  • Das Blut sammelt sich in den unteren Extremitäten an.
  • Das sympathische Nervensystem wird angeregt, das Blut zum Gehirn zu transportieren.

Während der Kipptisch-Untersuchung erfährt der Patient eine starke Stimulation des sympathischen Nervensystems.

Ist diese Stimulation stark ausgeprägt, kommt es zur Überaktivität des vagalen Systems mit Bradykardie und Gefäßerweiterung.

Bei anfälligen Patienten kann dies eine vasovagale Synkope auslösen.

Dieser Test ermöglicht auch die Diagnose einer orthostatischen Hypotonie.

Während der Untersuchung werden die vitalen Parameter nach 1, 3, 5, 10 und 20 Minuten kontrolliert.

Je nach Art der verschiedenen Synkopetypen bei orthostatischer Hypotonie kann der Druckabfall in unterschiedlichen Momenten auftreten.

Der Arzt muss daher die Messungen 5 Mal wiederholen.

Wer führt einen Belastungstest durch?

Patienten, die während oder sofort nach einer Belastung eine Synkope haben.

EKG und Überwachung des Blutdrucks werden während der Belastung und in der Erholungsphase durchgeführt.

Herzprobleme bestehen, wenn eine Synkope während der körperlichen Belastung auftritt; wenn nach einer Belastung eine Synkope auftritt, wird die Synkope durch einen Reflexmechanismus ausgelöst.

Andere Untersuchungen:

  • Elektroenzephalographie (EEG),
  • Kernspintomographie des Gehirns,
  • Karotisdopplersonographie,
  • Lungenszinitgraphie.

 

Was sollte man tun? Therapie bei Synkope oder Ohnmacht

Was muss man bei einer Ohnmacht tun?

  • Bei einer Synkope muss der Blutfluss zum Kopf unterstützt werden, indem die Beine über Herzhöhe gelagert werden.
  • Die beste Position ist die Rückenlage, wobei die Beine auf einem Stuhl gelagert werden.
  • Alternativ kann man die Person hinsetzen und ihren Kopf zwischen die Knie absenken.
  • Enge Halsketten, Gürtel oder andere anliegende Kleidungsstücke entfernen oder lockern.
  • Die betreffende Person über 10-15 Minuten sitzen oder liegen lassen.
  • Sobald die Person zum Bewusstsein zurückgekehrt ist, ein Glas Wasser trinken lassen.
  • Atmet der Betreffende nicht, muss sofort unter 112 der Rettungsdienst gerufen werden.

Maßnahmen bei Personen, die an einer vasovagalen Synkope leiden

Es gibt einige „Gegendruckmanöver“, die im sympathischen System einen Reiz auslösen, der die übermäßige Vagusaktivierung blockiert, die Ursache der Synkope ist:

  1. Einen Gummiball mit voller Kraft zusammendrücken,
  2. Beine überschlagen und dabei die Muskeln der Beine und des Bauches zusammenziehen,
  3. Finger ineinander verhaken und die Hände so kräftig wie möglich auseinanderziehen.

Wann ist eine Ohnmacht ein Notfall?

Unverzüglich die 112 anrufen, wenn jemand das Bewusstsein verliert und:

  • Nicht atmet,
  • Nicht innerhalb weniger Minuten das Bewusstsein wiedererlangt,
  • Gestürzt ist und eine Verletzung hat oder blutet,
  • Schwanger ist,
  • Diabetes hat,
  • Mittleren Alters ist und in der Vergangenheit Synkopen hatte,
  • Einen unregelmäßigen Herzschlag hat,
  • Vor der Ohnmacht Brustschmerzen hatte,
  • Krämpfe hat,
  • Eine Zungenverletzung hat (weil er bei herausragender Zunge eine Mundsperre hatte),
  • Harn- und Stuhlinkontinenz hat,
  • Schwierigkeiten beim Sprechen hat,
  • Sehverlust hat,
  • Nicht in der Lage ist, den Körper zu bewegen.

 

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