Hallux valgus
Hallux valgus ist eine fortschreitende Verformung des Fußes, bei der die Basis der Großzehe (erster Mittelfußknochen) nach außen gelenkt wird, während die Spitze zu den anderen Zehen zeigt.
Diese Störung kann intensive Fußschmerzen im vorderen Teil mit Bildung eines Ballens am Großzehengrundgelenk hervorrufen.
Hallux valgus ist nicht gleichzusetzen mit einer Bursitis an der Großzehe, was eine Entzündung und Schwellung des Schleimbeutels bedeuten würde.
Wenn man vom Hallux valgus spricht, sind in der Regel die Vorwölbung des ersten Mittelfußkopfes am Fußinnenrand und der Schleimbeutel, der ihn überzieht, gemeint. Eine Bursitis muss bei einem Hallux valgus nicht unbedingt vorliegen.
Gewöhnlich tritt ein Hallux valgus beidseitig auf, kann aber auch nur einen Fuß betreffen und es ist leicht möglich, dass sich gleichzeitig die zweite oder dritte Zehe zu einer Hammerzehe verändern.
Inhalt
Ursachen des Hallux valgus
Der Ursprung des Hallux valgus ist etwas umstritten. Manche Fälle sind angeboren und werden vielleicht durch eine Neigung des Fußwurzel-Mittelfußgelenkes verursacht.
Plattfuß und Knickfuß begünstigen die Bildung des Hallux valgus. Wenn Kinder diese Fehlstellung haben, kann sich ein Hallux valgus entwickeln.
Andere Fälle sind fast mit Sicherheit durch äußere Faktoren verursacht, wie zum Beispiel das Schuhwerk. Modeschuhe für Frauen sind enger als Männerschuhe.
Nach Ansicht vieler Autoren ist in den meisten Fällen von Hallux valgus das Schuhwerk der wichtigste Risikofaktor. Das erklärt das Verhältnis von 10:1 zwischen Frauen und Männern mit dieser Störung.
Symptome bei Hallux valgus
Die Symptome bei Hallux valgus verspürt man in der Regel an der Innenseite des Großzehengrundgelenks.
Eine Bursitis der Großzehe ist sehr schmerzhaft.
Ein ausgeprägter Hallux valgus kann beängstigend wirken, denn er wird zu einem ästhetisches Problem.
Passende Schuhe zu finden kann schwierig sein, besonders für Frauen, die mit der Mode gehen möchten, doch Mühe haben, manche Schuhtypen zu tragen.
Schließlich verlagert sich der Hallux bei fortschreitender Verformung unter die zweite Zehe, die dabei nach oben gedrückt wird, was zu dem Problem führt, dass sie ständig am Schuh reibt.
In den meisten Fällen von Hallux valgus führt das zu keinen Konsequenzen, weil die Patienten ohne Schmerzen gehen können, doch können Probleme beim Sport oder Joggen auftreten.
Diagnose
Der Hallux knickt ab und wird aufgrund der deformierenden Kräfte, wie oben beschrieben, gedreht.
Die Untersuchung des ersten Metatarsale umfasst:
- Beweglichkeit des Gelenks zwischen Mittelfußknochen und Großzehenglied.
- Prüfung der Sensibilität
- Beurteilung der damit verbundenen Fehlbildungen: Plattfuß, Hohlfuß und andere pathologische Fußformen
Gerätediagnostik
Die Röntgenaufnahme ist die nützlichste Untersuchung, die Standartprojektionen sind anterior-posterior und lateral und werden im Stehen ausgeführt.
Auf der Röntgenaufnahme sucht man nach einer Verschiebung des Sesambeins, das unter dem ersten Metatarsale zu finden ist, sich jedoch bei dieser Erkrankung meist seitlich verschiebt.
Wichtig ist auch die Bewertung der Kongruenz der Gelenke und der degenerativen Veränderungen des Knochens, um über die zu erfolgende Behandlung zu entscheiden.
Therapie bei Hallux valgus
Die Behandlung bei Hallux valgus kann konservativ oder chirurgisch erfolgen.
Die Behandlung des Hallux valgus beginnt fast immer mit einer Anpassung der getragenen Schuhe an den Fuß.
In der frühen Phase der Beschwerden kann das Fortschreiten der Deformität aufgehalten werden, indem man von einem schmalen auf einen breiten Schuh wechselt.
Da der Schmerz der Bursitis durch Druck und Reibung des Schuhs erfolgt, konzentriert sich die Behandlung auf die Beseitigung der einwirkenden Kräfte, die der Schuh auf die Fehlstellung ausübt.
Bequemes Schuhwerk verringert den Druck auf den Hallux valgus.
Spezielle Polster können Druck und Reibung des Schuhs verringern.
Möglich ist das Tragen von Silikonspreizkissen zwischen den Zehen, um den Schmerz beim Gehen zu lindern. Diese Möglichkeiten heilen den Hallux valgus zwar nicht, tragen aber dazu bei, den Schmerz erträglicher zu machen.
Die Wahrnehmung von Schmerz und Beschwerden ist sehr unterschiedlich.
Viele Patienten haben auch bei hochgradiger Abweichung des Großzehengelenks überhaupt keine Schmerzen.
Es gibt Menschen, die nur eine sehr geringe Schleimbeutelentzündung haben, doch große Beschwerden verspüren.
Dies beschränkt ihre Fähigkeit, bestimmtes Schuhwerk zu tragen.
Andererseits können manche Menschen eine deutliche Fehlstellung haben, die zwar sehr störend ist, jedoch ihre Aktivitäten nicht einschränkt.
Physiotherapie
Patienten mit einer schmerzhaften Bursitis können von einem physiotherapeutischen Behandlungszyklus profitieren, insbesondere von der Lasertherapie.
Der Physiotherapeut kann Schuhe empfehlen, die eine breite Spitze haben.
Mehr Platz im Schuhinnern nimmt den Druck von den Mittelfußknochen.
Ein spezielles Kissenpolster kann über den Ballen gelegt werden.
Eine orthopädische Einlage, die den Hohlfußbogen unterstützt und die Großzehe in möglichst gerader Ausrichtung hält, kann verschrieben werden.
Diese Veränderungen können ein sofortiges normales Gehen im Schuh ermöglichen, doch sollten die Aktivitäten für einige Wochen vermindert werden, damit Entzündung und Schmerz abklingen können.
Manche Therapien wie Ultraschall und feuchte Wärme helfen, die Beschwerden zu verringern.
Es ist nicht möglich, einen Hallux valgus durch einfache Übungen oder ein Gymnastikprogramm zu korrigieren.
Chirurgischer Eingriff
Verursacht eine Bursitis starke Schmerzen und machen die Schuhe Beschwerden, kann der Orthopäde zu einem chirurgischen Eingriff raten.
Es gibt verschiedene Arten einer Operation.
Die Wahl des Eingriffs hängt von Umfang und Ausmaß der Deformität des Hallux valgus ab und davon, ob eine Arthritis am Großzehengelenk vorhanden ist und wie der Raum zwischen dem ersten und zweiten Metatarsale beschaffen ist.
Die Anästhesie kann lokal oder spinal erfolgen, je nach Verfassung des Patienten und Empfehlung des Anästhesisten.
Deshalb erfolgt die Korrektur der Exostose (Knochenneubildung) zusammen mit der Korrektur des ersten Mittelfußknochens (genannt Osteotomie).
Je nach Grad der Fehlstellung kann die Osteotomie am Ende des Metatarsale (distale Osteotomie) oder, bei ausgeprägter Deformität, an der Basis des ersten Metatarsale (proximal) erfolgen.
Eine der Maßnahmen, die am häufigsten durchgeführt werden, umfasst das Einsetzen einer kleinen Schraube im Mittelfuß nahe der Großzehe, um den Metatarsalkopf in seinem Sitz zu halten und die Knochenheilung zu beschleunigen.
Bei dieser Osteotomieart darf man bereits ab dem Tag nach der Operation in einem chirurgischen Schuh gehen. Die medizinischen Schuhe müssen für drei bis vier Wochen getragen werden. Danach kann man einen bequem sitzenden Laufschuh tragen.
Die proximale Osteotomie des Metatarsale (nahe dem Knöchel) ist die häufigste und erfolgt nach dem Verfahren von Ludloff. Diese Operation wird für sehr fortgeschrittene Verformungen angewendet.
Die Schrauben werden in den Mittelfuß eingeführt, um den korrigierten Knochen an seinem Ort zu fixieren und die Heilung zu begünstigen.
Man kann nach der Operation in einem chirurgischen Schuh gehen. Dieser Schuh wird etwa 5 Wochen lang getragen.
Bei sehr ausgeprägten Fehlstellungen der Großzehe, wo ein beträchtlicher Winkel zwischen dem ersten und dem zweiten Metatarsale besteht, genügt die Osteotomie des Mittelfußknochens nicht. Bei diesen Patienten erfolgt die Gelenkverbindung zwischen erstem Mittelfußknochen und Keilbein mittels Schrauben. Dieses Verfahren wird Operation nach Lapidus genannt.
Auf diese Weise wird der Mittelfuß völlig neu ausgerichtet und der Knochen stabilisiert, wobei die Beweglichkeit und erneute Deformität verhindert wird.
Bei Patienten mit Arthritis im Großzehengrundgelenk zusammen mit der Deformität des Hallux valgus wird keine Osteotomie durchgeführt. Die Fehlstellung wird durch Zusammenlegen oder Entfernen eines Teils der Gelenkverbindung korrigiert (Arthroplastik).
Die Fusion des Großzehengelenks ist eine ausgezeichnete Operation, weil sie die Fehlstellung korrigiert, eine Wiederkehr des Hallux valgus verhindert und gleichzeitig die Arthritis entfernt.
Rehabilitation nach dem chirurgischen Eingriff
Es braucht etwa acht Wochen, bevor Knochen und Weichgewebe heilen.
Es kann während dieser Periode ein Schuh mit einer Holzsohle oder eine Schiene angeordnet werden, um den Knochen während der Heilungsphase zu schützen.
Möglicherweise braucht man nach der Operation Krücken oder Kanadische Stöcke. Ein Physiotherapeut kann die Anwendung dieser Gehhilfen erklären.
Wahrscheinlich muss der operierte Teil des Fußes bandagiert und bis etwa eine Woche nach der Operation eine Medikation vorgenommen werden. Die Fäden werden in der Regel nach 10-14 Tagen gezogen.
Hat der Operateur hingegen ein Nahtmaterial gewählt, das resorbiert wird, müssen die Fäden nicht gezogen werden.
Bei der Kontrolluntersuchung wird eine Röntgenaufnahme angefertigt. So kann der Chirurg die Knochenheilung verfolgen und den Grad der Korrektur des Hallux valgus ermitteln.