Vorhofflimmern

Vorhofflimmern (VHF) wird als unregelmäßiger und beschleunigter Herzschlag definiert, der zu einer verminderten Durchblutung des Körpers führt.

 

Die Störung des Herzrhythmus verursacht eine kardiale Arrhythmie in Höhe des Sinusknotens.
Beim Vorhofflimmern verlieren die Herzvorhöfe (Atrien) ihren physiologischen Rhythmus.
Die Vorhöfe pumpen mit anormalem Rhythmus und verursachen damit auch eine Unregelmäßigkeit der Herzkammern (Ventrikel). Der anormale Herzrhythmus wird Arrhythmie genannt.
Die Behandlung dieser Erkrankung hängt vom Gesundheitszustand des Patienten und von anderen zugrunde liegenden Ursachen ab.
Das Herz beginnt damit, eine kleine Menge Blut schneller zu pumpen.
Das führt zur arteriellen Hypertonie.
VHF kann auch bei einer kardialen Ischämie wie Angina pectoris oder Myokardinfarkt auftreten.

Es gibt ähnliche kardiale Störungen, zum Beispiel:

  1. Vorhofflattern, das dem Vorhofflimmern ähnlich ist und auch unregelmäßige Herzschläge und Tachykardie verursacht, jedoch weniger ernst ist.
  2. Extrasystolen sind vorzeitige Herzkontraktionen, die den Herzrhythmus verändern.

 

Inhalt

Klassifikation

Es gibt drei Arten von Vorhofflimmern:

►Das chronische oder permanente Vorhofflimmern: Es ist stets vorhanden.
►Das persistente Vorhofflimmern: Der normale Herzrhythmus dauert nur eine kurze Zeit an.
►Das paroxysmale Vorhofflimmern: Der Herzrhythmus ist normal, jedoch gibt es gelegentliche Flimmerepisoden.


Valvuläres Flimmern wird durch eine rheumatische Erkrankung der Herzklappe (zum Beispiel Mitralklappenstenose) oder durch eine Klappenprothese verursacht.
In den anderen Fällen wird das Vorhofflimmern als nicht-valvulär bezeichnet.

Neurogenes Vorhofflimmern kann:

  1. vagalen Ursprungs sein, wenn es nachts, in Ruhe, nach dem Essen usw. auftritt; dieser Art VHF geht eine Bradykardie (langsamer Herzschlag) voraus;
  2. adrenergen Ursprungs sein, wenn es tagsüber nach heftigem emotionalem Stress auftritt.

Manche Menschen mit Vorhofflimmern haben keine Defekte oder Schäden am Herzen: es handelt sich um eine Erkrankung, die Lone Atrial Fibrillation oder idiopathische Fibrillation genannt wird. Bei der Lone Atrial Fibrillation ist die Ursache unklar und schwerwiegende Komplikationen sind selten.

Man spricht von isoliertem Vorhofflimmern, wenn keine Herzerkrankung vorliegt, die diese Störung hervorruft.

Symptome bei Vorhofflimmern

Oftmals ist Vorhofflimmern asymptomatisch oder still; treten Symptome auf, dann kann man folgende Symptome verspüren:

  1. Schwäche
  2. Herzklopfen
  3. Atemnot
  4. Brustschmerz
  5. Schwindel
  6. Ohnmacht (Synkope)

Die wichtigsten Symptome sind Palpitationen. Es gibt Fälle, in denen der Betreffende energiegeladene, sehr starke Herzschläge verspürt. Dieses Gefühl der „Kraft oder Energie“ beim Herzschlag wird als Palpitation bezeichnet.

Die normale Herzfrequenz beträgt 60-70 Herzschläge in der Minute. Hat der Betreffende ein persistentes Vorhofflimmern, können die Pulsschläge bis zu 175 Schläge in der Minute betragen.

 

Ursachen von Vorhofflimmern

Anomalien oder Schäden an der Herzstruktur sind die häufigsten Ursachen für Vorhofflimmern.
Andere mögliche Ursachen sind:

  • Hoher Blutdruck
  • Herzanfall
  • Abnorme Herzklappen
  • Angeborene Herzfehler
  • Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) oder ein anderes Stoffwechselungleichgewicht
  • Sinusknotenssyndrom: Fehlfunktion des natürlichen Schrittmachers
  • Dilatative Kardiomyopathie
  • Hypertrophe Kardiomyopathie
  • Emphysem oder andere Lungenerkrankungen
  • Lungenembolie
  • Herzoperation

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Menschen mittleren Alters, die intensiv und über lange Zeit Sport betreiben, ein größeres Risiko für VHF haben als andere Menschen mit einer sedentären Lebensweise.

 

Risikofaktoren

  • Virale Infektionen
  • Angst und Stress
  • Infektion mit Helicobacter pylori
  • Hiatushernie (Zwerchfellbruch)
  • Manche Medikamente, Koffein, Rauchen oder Alkohol sind die häufigsten Ursachen bei juvenilem Vorhofflimmern
  • Übergewicht
  • Schlafapnoe


Die Risikofaktoren bei Vorhofflimmern beinhalten:

  1. Alter: Je höher das Alter, umso größer das Risiko eines Vorhofflimmerns.
  2. Herzkrankheit: Klappenprobleme, Infarkt oder eine Herzoperation sind Beispiele für Krankheiten, die das Risiko von Vorhofflimmern erhöhen.
  3. Hypertension: Hoher arterieller Blutdruck erhöht die Wahrscheinlichkeit.
  4. Andere chronische Erkrankungen: Schilddrüsenprobleme, Schlafapnoe und andere medizinische Probleme sind ein Hinweis für die wahrscheinlichere Entwicklung von VHF.
  5. Alkoholkonsum: Alkohol kann zu einer Episode von Vorhofflimmern führen. Übermäßiges Trinken (fünf Cocktails in zwei Stunden bei Männern oder vier Drinks bei Frauen) kann Flimmern auslösen.
  6. Familiäre Disposition: Vorhofflimmern hat eine starke genetische Komponente.

 

Vorhofflimmern – Untersuchungen und Tests

Das Elektrokardiogramm (EKG) ist die beste Möglichkeit zur Diagnose von Vorhofflimmern. Meist erfolgen zugleich die Anamnese und die körperliche Untersuchung.
Vermutet der Arzt ein hin und wieder auftretendes Vorhofflimmern, kann er ein Gerät zur Aufnahme des Herzrhythmus über längere Zeit anwenden. Diese Untersuchung hat verschiedene Bezeichnungen, darunter ambulantes Elektrokardiogramm, ambulantes EKG, Holter-EKG, 24-Stunden-EKG und Monitoring der Herzereignisse.
Auch zur Überprüfung der Wirksamkeit eines Medikamentes könnte der Arzt ein solches Gerät verwenden.

Andere Tests
Andere Tests, die der Arzt empfehlen kann, sind:

  • Elektrophysiologische Studie (EP-Studie). Diese Untersuchung hilft dem Arzt, Rhythmusstörungen des Herzens zu diagnostizieren und einen Behandlungsplan zu erstellen.
  • Belastungs-EKG. Diese Untersuchung zeigt dem Arzt, ob eine koronare Herzerkrankung vorliegt.
  • Echokardiogramm (UKG). Diese Untersuchung zeigt, ob die Herzklappen geschädigt sind und ob der Patient unter einer Herzinsuffizienz leidet oder einen Herzinfarkt hatte.
  • Blutuntersuchung bei Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose).
    Wird ein Antikoagulans wie Warfarin (zum Beispiel Coumadin) eingenommen, muss eine regelmäßige Blutuntersuchung zur Kontrolle der Gerinnungszeit erfolgen.
    Orale Antikoagulantien sind während des ersten Trimesters einer Schwangerschaft kontraindiziert, weil sie teratogen wirken, also zu Missbildungen beim Kind führen können.

 

Vorhofflimmern
Vorhofflimmern
© fotolia.com

 

Therapie bei Vorhofflimmern (VHF)

Richtlinien

Manchmal zeigen Patienten keine Symptome oder Komplikationen aufgrund von VHF. Das ist bei sehr alten Menschen der Fall, die weniger aktiv sind, daher wird das Vorhofflimmern auch als gutartig (benigne) bezeichnet.
Eine Behandlung des Vorhofflimmerns ist notwendig, weil es zu Blutgerinnseln führen kann.
Diese Blutgerinnsel führen zu Komplikationen wie Schlaganfall, Kardiomyopathie, Lungenembolie und Herzinsuffizienz.

Medikamentöse Therapie
Der Arzt verschreibt Blutverdünnungsmittel, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern.
Zusammen mit diesen Medikamenten kann der Arzt ein Arzneimittel gegen Vorhofflimmern empfehlen. Diese Medikamente verhindern das Vorhofflimmern und helfen bei der Kontrolle der Herzfrequenz während einer Attacke. Antiarrhythmika wie Propafenon, Sotalol, Amiodaron (Cornaron) und Flecainid werden zur Verhinderung von VHF angewendet.
Betablocker wie Propranolol, Atenolol, Metoprolol und Verapamil kontrollieren den Herzschlag bei einer Attacke.
Man darf nicht vergessen, dass diese Medikamente Nebenwirkungen haben und dass die aufgelisteten Wirkstoffe lediglich helfen, die Symptome zu kontrollieren und nicht, die Erkrankung zu behandeln. Beendet der Patient die Einnahme der Medikamente, kann das Vorhofflimmern erneut auftreten.

Wann sollte man Antikoagulantien nutzen?
Das Schlaganfallrisiko ist bei Patienten über 75 Jahren und in Verbindung mit anderen Erkrankungen erhöht, darunter:

  1. Diabetes
  2. Bluthochdruck
  3. Herzklappenerkrankung
  4. Vorausgegangener Infarkt oder Schlaganfall
  5. Verminderte Ventrikelleistung
  6. Andere Gefäßerkrankungen

In diesen Fällen verordnet der Arzt die Therapie mit Antikoagulantien.

Es gibt wissenschaftliche Studien über den Gebrauch von Magnesium bei Vorhofflimmern, die keine Besserung zeigen.

Elektrische Kardioversion
Das Verfahren besteht im Aussenden eines elektrischen Schocks auf die Brustwand. Dieser Schock dient der Wiederaufnahme des normalen Herzrhythmus.

Dieses Verfahren wird angewendet, wenn der Patient schon seit einigen Monaten von dieser Erkrankung betroffen ist.
Die Person muss unter antikoagulativer Therapie stehen, damit die elektrische Kardioversion durchführen werden kann.
Haben sich Blutgerinnsel gebildet, können sich diese ablösen und mit dem Blutstrom fließen.
Die Koagel können zum Gehirn verschleppt werden, in diesem Falle wäre die Folge ein Schlaganfall.
Vor einer Kardioversion kann der Arzt bis zu 4 Wochen nach der Ausstellung des Rezeptes für Warfarin (Coumadin) warten.

Ablation des Atrioventrikularknotens (AV-Knoten)
Eine Lösung des Problems ist die Ablation des Atrioventrikularknotens, wenn der Patient die folgenden Symptome beklagt:

  1. Kurzatmigkeit
  2. Schwindel
  3. Belastungsintoleranz


Dieses Verfahren ist bei Patienten erforderlich, die unter Medikamenten keine Besserung gezeigt haben. Es wird ein Katheter in eine Leistenvene bis in Höhe des AV-Knotens im Herzen eingeführt.
Durch den Katheter wird ein Hochfrequenzstrom geleitet, der dazu dient, den AV-Knoten zu zerstören.
Die unregelmäßigen Herzschläge sind nun vollkommen ausgeschaltet.
Diese Prozedur verursacht Herzpulsationen, die bis zu 30 Schläge in der Minute absinken. Der Patient erhält nun in der Folge einen Herzstimulator (Herzschrittmacher), um den normalen Herzrhythmus aufrecht zu erhalten.

Herzschrittmacher
Unter die Haut am oberen Thorax wird ein elektronisches Gerät implantiert: der Schrittmacher. Dieses Gerät ist mit zwei Drähten verbunden, die in eine Vene eingeführt werden. Das Gerät ist unmittelbar über dem Herzen positioniert und sendet von Zeit zu Zeit elektrische Impulse ans Herz. Der Schrittmacher funktioniert mit einer Batterie, die eine Lebensdauer von etwa 6 Jahren hat. Die Erfolgsrate eines Schrittmachers liegt bei 99 %.
Diese Anwendung ist sehr hilfreich zur Verringerung der Symptome des chronischen Vorhofflimmerns mit erniedrigter Ventrikelfrequenz (also einer Bradykardie).

Operation am offenen Herzen
Eine Operation am offenen Herzen kann zur Behandlung von Vorhofflimmern erforderlich sein.
Der Chirurg vollzieht einen Brustschnitt und erreicht das Herz über das untere Ende des Brustbeins.
Nachdem er durch verschiedene Einschnitte, durch Gewebevereisung und Kauterisation ein Operationsfeld geschaffen hat, „behebt“ der Arzt das Vorhofflimmern. Dieses Verfahren führt in 90 % der Fälle zur Heilung der Patienten.

Ernährung und Diät

Empfohlen wird, gesalzene Speisen zu meiden, denn sie sind bei einer Hypertonie (hoher Blutdruck) oder Herzdekompensation kontraindiziert.
Antikoagulantien, die der Patient in der Regel einnimmt, können mit manchen Nahrungsmitteln und Getränken interferieren:

  1. Kopfsalat
  2. Brokkoli
  3. Spargel
  4. Kochschinken
  5. Kernöl
  6. Schwarzer Tee

 

Prognose und Lebenserwartung

Die Framingham-Herzstudie hat gezeigt, dass Menschen mit Vorhofflimmern ein 1,5- bis 1,9-fach höheres Todesrisiko als Menschen ohne Vorhofflimmern haben.

Das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls (aufgrund eines Gerinnsels) ist 5-mal größer bei Personen mit Vorhofflimmern und repräsentiert 15 % aller Schlaganfälle in den Vereinigten Staaten.
Mehr als 2,3 Millionen Menschen in den USA leiden unter Vorhofflimmern, die Hälfte davon ist älter als 80 Jahre. Nur 0,1 % der Menschen unter 50 Jahren haben Vorhofflimmern.
Das Risiko eines plötzlichen Todes durch Herzkrankheiten besteht dreimal mehr bei Menschen mit Vorhofflimmern.

 

Mehr lesen: