Vergrößerte Rachenmandeln (Polypen) bei Kindern

Vergrößerte Rachenmandeln (Polypen) bei Kindern

Vergrößerte (oder hypertrophe) Rachenmandeln, umgangssprachlich als Polypen bezeichnet, entstehen infolge einer Infektion oder einer anderen Störung.


Diese Organe bestehen aus lymphatischem Gewebe, das mit dem der Lymphknoten am Hals vergleichbar ist, und sie liegen am Übergang von der Nasenhöhle zum Rachen.

 

Die Rachenmandeln sind wie die Gaumenmandeln (Tonsillen) aus lymphatischem Gewebe und ihre Aufgabe besteht darin, das Immunsystem beim Kampf gegen Infektionen zu unterstützen.

Kinder, die stets den Mund offen halten, müssen von einem Arzt begutachtet werden, denn sie könnten eine Entzündung der Rachenmandeln aufweisen.

 

Inhalt

Anatomie der Gaumenmandeln und Rachenmandeln

Die Gaumenmandeln (Tonsillen) sind zwei Organe, die auf beiden Seiten hinten im Gaumen angesiedelt sind, die Rachenmandeln dagegen liegen im Rachendach, hinter dem weichen Gaumen.

Es gibt vier Arten von Tonsillen:

  • Tonsilla lingualis (Zungenmandel) – liegt hinter der Zunge.
  • Tonsilla palatina (Gaumenmandel) – die paarigen Gaumenmandeln liegen an den Seiten des Rachens und man kann sie sehen, wenn man den Mund öffnet.
  • Tonsilla pharyngealis (Rachenmandel) – befindet sich im oberen Bereich der Nasenhöhle.
  • Tonsilla tubaria (Tubenmandel) – liegt an der Mündung der Eustachischen Röhre.

Die Gaumenmandeln kann man sehen, während die Rachenmandeln nur mit besonderen Instrumenten begutachtet werden können.

Rachenmandeln:

  • erreichen ihre maximale Größe bei Kindern zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr,
  • bilden sich nach dem 7. Lebenjahr langsam wieder zurück.

In der Regel verschwinden die Rachenmandeln bei Jugendlichen.
Bei Erwachsenen sind diese Organe sehr klein geworden oder ganz verschwunden.

 

Klassifikation der Rachenmandelentzündung

Die Entzündung der Rachenmandeln wird nach Ausmaß der Behinderung des Nasenrachens klassifiziert:

Grad 0: keine Behinderung
Grad 1: Behinderung kleiner als 25%
Grad 2: 25% bis 50%
Grad 3: 50% bis 75%
Grad 4: stark vergrößerte Rachenmandeln mit komplettem Verschluss.

 

Ursachen für vergrößerte Rachenmandeln bei Kindern

Die Rachenmandeln können aus folgenden Gründen größer sein, als dies normalerweise der Fall ist:

  1. Bakterielle und virale Infektion
  2. Allergie
  3. Langzeitentzündung
  4. Zystisches Karzinom

In der Regel haben Kinder, deren Eltern an Heuschnupfen leiden, eine höhere Wahrscheinlichkeit für entzündete Rachenmandeln.

 

Zeichen und Symptome von vergrößerten Rachenmandeln (Adenoide) bei Kindern

  1. Geräuschvolle Atmung
  2. Mundatmung, dies begünstigt das Auftreten von Atemwegserkrankungen
  3. Näselnde Sprache
  4. Ständig laufende Nase
  5. Trockener Mund
  6. Schnarchen
  7. Mundgeruch
  8. Gestörter Schlaf
  9. Geschwollene Mandeln (Tonsillen)
  10. Fieber
  11. Vergrößerte Lymphknoten
  12. Verstopfte Nase

 

Komplikationen durch vergrößerte Rachenmandeln

  1. Gewichtsverlust/Entwicklungsstörungen
  2. Nächtliche Atemaussetzer
  3. Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
  4. Teilweiser und vorübergehender Hörverlust aufgrund der Blockade der Eustachischen Röhre
  5. Obstruktive Schlaf-Apnoe
  6. Die Infektion der Rachenmandeln kann sich bis zu den Ohren ausbreiten und eine Mittelohrentzündung hervorrufen, die das Hörvermögen beeinflussen kann.
  7. Verstopftes Ohr
  8. Kehlkopfentzündung
  9. Trockener oder schleimiger Husten
  10. Erbrechen
  11. Geschwollene Rachenmandeln können den natürlichen Nasenatmungsweg komplett blockieren
  12. Bei Kindern können die Polypen eine Positionierung der Zunge nach vorn, das Hervorstehen der oberen Zähne und ein verlängertes Gesicht verursachen; die Folge ist eine dentale Malokklusion.

Zusammenhang zwischen Ohrinfektionen und geschwollenen Rachenmandeln

Personen, deren Rachenmandeln infiziert sind, leiden häufig auch an einer Mittelohrentzündung; Grund ist die
Verstopfung der Eustachischen Röhre – auch Ohrtrompete genannt.
Die Nähe der Rachenmandeln zu dieser Struktur erklärt den Zusammenhang zwischen:

  • Polypen,
  • Ohrentzündungen.

Die Ohrtrompete ist eine lange, dünne Röhre, die das Mittelohr mit dem Nasenrachenraum verbindet.
Durch die Öffnung der Röhre wird der Druck im Mittelohr mit dem Umgebungsdruck kompensiert.
Außerdem kann der Schleim des Mittelohrs über die Ohrtrompete abfließen.
Die Vergrößerung der Rachenmandeln kann zu einer Verstopfung der Eustachischen Röhre führen.
Die Folge ist die Ansammlung von infizierter Flüssigkeit im Mittelohr.
Wer an einer chronischen Entzündung der Rachenmandeln leidet, ist prädestiniert für:

  • häufige Mittelohrentzündungen,
  • Atemwegsinfektionen.

 

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Diagnose der vergrößerten Rachenmandeln und Untersuchungen

Der Arzt stellt die Diagnose aufgrund von:

  • Krankengeschichte,
  • körperlichen Untersuchung.

Die Polypen sind bei der Inspizierung des Halses nicht sichtbar, man muss dazu ein Nasenfibroskop (Endoskop) benutzen.

Dieses Gerät wird mit einem kleinen beweglichen Schlauch in die Nase eingeführt; an dessen Ende befinden sich:

  • eine Lichtquelle,
  • eine Videokamera.

Die Untersuchung erfolgt bei lokaler Betäubung; der Arzt kann den Schlauch von außen so bewegen, dass er die Nasenhöhle besser sehen kann.

Der Arzt kann eine Blutuntersuchung anordnen, um die Ursache festzustellen.
Selten durchgeführt werden:

 

Behandlung von kindlichen Polypen

Medikamente
Sind Bakterien die Ursachen, verschreibt der Arzt Antibiotika zur Bekämpfung der Infektion.

Bei Verschlechterung des Krankheitszustands verschreiben manche Ärzte kortisonhaltige Mittel (Betnesol oder medizinische Inhalationen mit Clenil), die wegen der Nebenwirkungen jedoch nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden dürfen.

 

Wann müssen vergrößerte Rachenmandeln operiert werden? In welchem Alter?

Wiederkehrende Infektionen können zu einer Vergrößerung der Rachenmandeln führen.
Das kann die Atemwege behindern bei:

  • Kindern,
  • Erwachsenen.

Die Rachenmandeln können bei chronischen Infektionen entfernt werden, die führen könnten zu:

  • rezidiverender Nasennebenhöhlenentzündung
  • häufigen Ohrinfektionen.

In der Regel werden die Polypen bei Kindern ab dem 7. Lebensjahr entfernt, bei größeren Beschwerden kann der Eingriff jedoch auch früher erfolgen.

 

Gründe für eine Operation

  1. Ohrinfektion: Vergrößerte oder infizierte Rachenmandeln verursachen zuweilen Ohrenschmerzen.
    Die Infektion beeinträchtigt die Funktionsweise der Ohrtrompete. Die Ärzte tendieren oft zu einer Operation, wenn die Kinder leiden an:

    • häufig wiederkehrenden Ohreninfektionen,
    • stark geschwollene Polypen.
  2. Verstopfung im hinteren Nasenbereich: Die Rachenmandeln schwellen manchmal derart an, dass sie nächtliche Atemaussetzer, Schnarchen und Mundatmung hervorrufen.
  3. Nächtliches Atemaussetzer: Geschwollene Rachenmandeln sind eine der Hauptursachen für nächtliche Atempausen.
    Deshalb ist der häufigste Grund für die Entfernung der Polypen die Verbesserung des Nachtschlafs und die Vermeidung der nächtlichen Atemaussetzer.

 

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Operatives Entfernen der Rachenmandeln

In der Regel wird die Entfernung der Rachenmandeln (Adenotomie) bei Kindern durchgeführt.
Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose.
Der Chirurg:

  • führt eine Mundsperre ein, um den Mund offen zu halten,
  • entfernt die Polypen mit einem Microdebrider.

Der Schnitt kann erfolgen mit:

  • einem Messer,
  • einem CO2-Laser.

Manche Chirurgen ziehen es vor, die Rachenmandeln einfach zu kauterisieren, statt diese zu entfernen, um den Blutverlust zu mindern.
Eines der neuesten Entdeckungen ist ein Instrument, das in der Lage ist Hochfrequenz-Wechselstrom (4-16 Mhz) auszusenden; dies ermöglicht:

  • das Wegschneiden der Adenoiden,
  • die Koagulation des Blutes, ohne das umliegende Gewebe zu verbrennen.

Die Blutung kann gestoppt werden mit:

  • Tupfern,
  • Gaze,
  • einem diathermischen Instrument (das elektrischen Strom aussendet),
  • durch Kauterisierung.

Nach der Operation
Der Eingriff dauert etwa eine halbe Stunde.
Nach dem Aufwachen kann der Patient:

  • an Magenschmerzen leiden;
  • auch Erbrechen ist in den ersten 24 Stunden nach dem Eingriff möglich.

1-2 Tage wird das Kind leichte Halsschmerzen haben.
Die meisten Patienten können bereits wenige Stunden nach dem Eingriff wieder essen und trinken.
Nach der OP sollte das Kind ermutigt werden:

  • kalte Flüssigkeit zu sich nehmen;
  • kalte und weiche Speichen zu essen.

Der Arzt verordnet Antibiotika für 5-10 Tage nach der Operation.
Nach dem Eingriff können Nackenschmerzen auftreten.
Die Nebenwirkungen sind minimal.

 

Komplikationen bei operativer Polypenentfernung

  • Blutung: In seltenen Fällen ist eine Bluttransfusion notwendig.
  • Zweiter Eingriff: Zuweilen kann eine komplexe Operation der Nase oder der Nasennebenhöhlen erforderlich werden.
  • Narkose: Zu den Risiken der Narkose gehören Kopfschmerzen und Schwindel. Auch eine Allergie gegen das Narkosemittel ist möglich.
  • Halsschmerzen: Eine selten auftretende postoperative Komplikation sind Halsschmerzen.

 

Natürliche Heilmittel gegen vergrößerte Rachenmandeln

  • Honig und Zitronensaft:
    • Ein Glas mit lauwarmem Wasser füllen.
    • Einen TL Honig und 2-3 Tropfen Zitronensaft dazugeben.
    • Mischen und trinken.
  • Ingwer und Kurkuma:
    • Ein Glas Ingwertee zubreiten.
    • Einen halben TL Kurkuma-Pulver dazugeben.
    • Umrühren und fünf Tage hintereinander einmal täglich vor dem Zubettgehen trinken.
    • Dieses Getränk begünstigt die Heilung von vergrößerten Rachenmandeln.
  • Zwiebeln und Wasser:
    • Aus der Zwiebel den Saft gewinnen.
    • In ein Glas lauwarmes Wasser geben.
    • Mit dieser Lösung gurgeln.
    • 4- bis 5-mal täglichwiederholen.
  • Ruhe: Mit geschwollenen Rachenmandeln ist das Sprechen schwierig. Es empfiehlt sich, das Sprechen zu unterlassen.
  • Heiß Duschen; das unterstützt die Heilung. Das Schwimmen im Schwimmbad sollte wegen des Chlors vermieden werden.
  • Ferien in den Bergen oder am Meer tun dem Kind gut, es darf unbesorgt im Salzwasser baden.

 

Ernährung und Diät bei vergrößerten Rachenmandeln

Man sollte Lebensmittel meiden, die eine schnelle Verschlechterung bewirken können:

  • scharfe Speisen,
  • säurehaltige Getränke.

Die Naturmedizin empfiehlt eine sehr leichte Diät, basierend auf:

  • Obst,
  • Gemüse,
  • Schalenfrüchten (in kleinen Mengen).

Dies garantiert eine schnelle Verdauung und verhindert:

  • gastrointestinale Fermentation,
  • Fäulnis der proteinhaltigen Lebensmittel im Darm.

Eine übermäßige Ernährung und der Verzehr von Lebensmitteln tierischer Herkunft führen zu einer stark verlangsamten Verdauung.
Wenn Essen für längere Zeit in feuchter Umgebung und bei einer Temperatur von 37°C (wie im Darm) verweilt, fängt es an zu faulen.

Die Folge ist die Ansammlung von Toxinen:

  • im Darm,
  • im Blut.

Der Körper wird zu einer idealen Umgebung für die Vermehrung von schädlichen Mikroorganismen, die sich in von totem oder sich zersetzendem Gewebe ernähren.

 

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