Therapie der Rückenschmerzen

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Therapie der Rückenschmerzen

Was tun gegen starke Rückenschmerzen?

 

Selbsthilfe zu Hause

Selbsthilfemaßnahmen gegen Rückenschmerzen bringen weniger Nebenwirkungen mit sich als die pharmakologische Therapie (vor allem in der Schwangerschaft und Stillzeit) und können die Ursache der Beschwerden lösen.


Die allgemeinen Empfehlungen und Ratschläge sollen den Patienten helfen, möglichst bald wieder die normalen Alltagstätigkeiten ausführen zu können.
Übermäßige Dehnungen der Lendenwirbelsäule und rückenbelastende Aktivitäten sind jedoch zu vermeiden.

Die meisten Experten sind sich einig, dass der Heilungsprozess durch eine verlängerte Bettlägerigkeit in die Länge gezogen wird; Personen, die über einen langen Zeitraum im Bett bleiben, riskieren Depressionen, Blutgerinnsel in den Beinen und eine Verringerung des Muskeltonus. Nur wenige Wissenschaftler empfehlen eine länger als 48 Stunden andauernde Bettruhe bzw. verminderte Aktivität; mit anderen Worten sollte der Patient aufstehen und sich in richtigem Maße bewegen.

Das Schlafen in Seitenlage mit einem Kissen zwischen den Knien kann als bequemer empfunden werden, weil auf diese Weise Spannung von den äußeren Hüftrotatorenmuskeln  genommen wird. Einige Ärzte empfehlen eher die Rückenlage, mit einem Kissen unter den Knien.

Bei akuten Kreuzschmerzen (Lumbalgie) gibt es keine speziellen Übungen, die die Schmerzen lindern oder die Rückenfunktionen verbessern würden.
Rückengymnastik ist dagegen bei chronischen Schmerzen hilfreich, damit die Patienten bald wieder ihre normalen Alltagstätigkeiten aufnehmen können. Ein wichtiger Aspekt dabei sind Stärkung und Aufbau der Bauch-, oberen und unteren Rückenmuskulatur.
Mit regelmäßigem Yoga und einer Reihe von Dehnungsübungen (Stretching) können chronische Kreuzschmerzen erfolgreich gelindert werden. Das Stretching spielt eine wichtige Rolle gegen Rückenschmerzen.

Rezeptfreie Arzneimittel können eine zeitweilige Linderung verschaffen.
Ibuprofen ist ein ausgezeichnetes Medikament, um Rückenschmerzen kurzfristig zu behandeln. Bei längerer Einnahme erhöht sich jedoch die Gefahr für Geschwüre und Blutungen im Magen-Darm-Trakt, deshalb sollte in diesem Fall zunächst der Arzt konsultiert werden.
Paracetamol (z.B. Ben-u-ron) ist zur Linderung der Kreuz– und Rückenschmerzen genauso wirkungsvoll wie Ibuprofen.

Cremes oder Gels, die in die Haut einmassiert werden, sind nicht so wirksam wie oral eingenommene Medikamente.

Zu den altbewährten Hausmitteln gehört das direkte Anbringen von Wärme auf den Rücken; die Wirkung dieser Behandlungsform ist zwar nicht wissenschaftlich nachgewiesen, aber Wärme entspannt Muskeln und Bänder.
Eispackungen dagegen sind zu vermeiden, weil sie die Muskelverspannung verschlimmern können.

Treten die Schmerzen nachts oder morgens nach dem Aufstehen auf, könnten sie durch eine zu weiche oder zu harte Matratze bedingt sein. Der Lattenrost sollte aus harten Latten bzw. Holzlatten  bestehen, die Matratze darf unter dem Körpergewicht nicht einsinken, darf aber auch nicht zu hart sein.

Memory-Schaummatratzen, die überall im Handel erhältlich sind, können bei morgendlichen Rückenschmerzen Abhilfe schaffen; aber nicht jeder kann gut darauf schlafen, deshalb empfiehlt sich vor dem Kauf auf jeden Fall ein ausgiebiges Probeliegen.

 

Medizinische Behandlung bei Rückenschmerzen

Die Anfangsbehandlung einer Lumbalgie (Schmerzen im Lendenbereich) basiert auf der Voraussetzung, dass bei 90% der Betroffenen der Schmerz innerhalb von einem Monat wieder verschwindet. Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten. Einige Therapien haben sich als sehr wirkungsvoll erwiesen, andere sind eher fragwürdig. Auf jeden Fall sollten alle in Frage kommenden Behandlungsmethoden mit dem Arzt besprochen werden.

Selbsthilfemaßnahmen empfehlen sich besonders zu Beginn der Behandlung. Bettlägerigkeit wird aufgrund der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse nicht empfohlen, die meisten Experten raten zu maximal zwei Tagen Bettruhe bzw. Schonung. Bei Ischias geht es manchen Patienten nach zwei oder drei Ruhetagen bereits besser. In einigen Fällen bringen lokale Wärmeanwendungen Erleichterung, ein Versuch sollte es wert sein. Paracetamol und  Ibuprofen helfen gegen die Schmerzen.

Viele Studien haben die Nützlichkeit derzeit angewendeter Behandlungsmethoden bei Rückenschmerzen in Frage gestellt. Man weiß nicht, ob eine bestimmt Therapie erfolgreich sein wird, bis man sie ausprobiert hat. Der Arzt kann Therapien verordnen, die in der Vergangenheit hilfreich waren.

 

Arzneimittel bei Rückenschmerzen

Die pharmazeutischen Möglichkeiten hängen von der genauen Diagnose der Rückenschmerzen ab. Der Arzt entscheidet aufgrund von Krankengeschichte, Allergien und möglichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, welche Medikamente eingenommen werden sollen.

Bewährt haben sich Entzündungshemmer vom Typ der nichtsteroidalen Antirheumatika, kurz NSAR, wegen ihrer schmerzstillenden Eigenschaft bei Rückenschmerzen. Zu den am häufigsten verschriebenen Mitteln gehören Ketoprofen (Alrheumun) und Diclofenac (Voltaren). Unter den NSAR hat kein Mittel bisher eine höhere schmerzkontrollierende Wirkung bewiesen als ein anderes. Dennoch kann der Arzt innerhalb der NSAR wechseln, um zu sehen, welches Mittel im Einzelfall besser agiert. Eine längere Anwendung der NSAR kann verschiedene Nebenwirkungen mit sich bringen, dazu gehören Reizung des Magens und Nierenschäden.

COX-2-Hemmer, wie Celecoxib (Celebrex), stellen eine Untergruppe der NSAR dar. Sie sind zwar teuer, aber das Auftreten von ebenfalls teuren und lebensgefährlichen Blutungen im Magen-Darm-Trakt als unerwünschter Nebeneffekt ist bei COX-2-Hemmern geringer als bei herkömmlichen NSAR. Die Langzeitfolgen (erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall) werden derzeit untersucht.

Paracetamol ist ein wirkungsvolles Schmerzmittel zur Behandlung von akuten Kreuzschmerzen.

Muskelentspannende Medikamente (Muskelrelaxantien): Muskelkrämpfe sind allgemein nicht als Ursache für Rückenschmerzen anerkannt und der Großteil der muskelentspannenden Medikamente haben keine Auswirkung auf die Muskelkrämpfe; sie können bei der Behandlung von Rückenschmerzen wirksamer sein als ein Placebopräparat (Zucker), aber es konnte nicht bewiesen werden, dass sie wirkungsvoller sind als die NSAR. Die kombinierte Einnahme von Muskelrelaxantien und NSAR bringt keinen größeren Nutzen als die alleinige Einnahme von NSAR.
Muskelentspannende Medikamente führen in etwa 30% der Fälle zu Müdigkeit.
Von einer regelmäßigen Einnahme ist abzuraten.

Opioide: Diese Mittel können zur Schmerzkontrolle bei akuten Rückenschmerzen eingesetzt werden. Die Einnahme dieser Medikamente kann jedoch starke Nebenwirkungen mit sich bringen: Abhängigkeit, Sedierung, verminderte Reaktionszeiten, Übelkeit und ein getrübtes Urteilsvermögen.
Zu den unerwünschten Nebenwirkungen gehört auch Verstopfung; sie tritt bei einer hohen Prozentzahl der Patienten auf, die diese Art von Medikament länger als zwei Tage einnehmen. Einige Studien unterstützen eine kurzzeitige Anwendung zur zeitweiligen Linderung der Schmerzen.
Die Einnahme von Opioden verkürzt nicht die Genesungszeiten einer Lumbalgie.

Oral verabreichtes Kortison kann bei der Behandlung von einer akuten Ischialgie Hilfe bringen. Injektionen von Steroiden in den Epiduralraum haben keine bewiesene Wirkung zur Verbesserung der Symptome oder beim Wiedererlangen der Funktionalität und werden derzeit nicht zur Behandlung von akuten Rückenschmerzen ohne Ischialgie empfohlen.
Was die Wirkung bei chronischen Kreuzschmerzen mit Ischialgie betrifft, gehen die Meinungen auseinander. Injektionen in die hinteren Gelenke, also die Facettengelenke, können bei den Personen hilfreich sein, die an durch Ischialgie bedingte Schmerzen leiden.
Infiltrationen in die Triggerpunkte zeigen keine erwiesene Wirkung bei akuten Rückenschmerzen.
Injektionen mit Steroiden und Lokalanästhetikum in die Triggerpunkte sind bei chronischen Rückenschmerzen hilfreich, aber ihre Anwendung bleibt umstritten.

 

Chirurgische Maßnahmen bei Kreuzschmerzen

Nur in den seltensten Fällen wird bei akuten Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule ein chirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen, Ausnahmen hierbei sind Ischialgie und das Cauda-equina-Syndrom. Eine Operation kann für Patienten mit progressiv verlaufenden Nervenpathologien, die durch Bandscheibenvorfall bedingt sind, hilfreich sein.

 

Andere Therapien

Manipulation am Rücken, Wirbel, Funktionseinschränkung, Entzündung, Schmerzen, Symptome, Schmerz, Physiotherapie und Rehabilitation, Ödem, Schwellung, Blockade, Rückenschmerzen, Lumbalgie, Lumboischialgie, Lumbocruralgie, Knacken, Sand in den Gelenken
Manipulation im Lendenwirbelbereich

Die osteopathische oder chiropraktische Wirbelmanipulation ist im ersten Monat ab Auftreten der Symptome hilfreich. Die Studien zu diesem Thema haben widersprüchliche Ergebnisse gebracht. Auch bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen haben die Manipulationen gegensätzliche Wirkungen erzielt. Die Wirksamkeit dieser Behandlung bleibt weiter unbekannt. Bei Personen mit nervlich bedingten Pathologien konnte durch Manipulationen kein Nutzen festgestellt werden.

Akupunktur: Der aktuelle Kenntnisstand unterstützt die Behandlung von akuten Kreuzschmerzen durch Akupunktur nicht. Es gibt keine wissenschaftlich gültigen Studien. Die Wirksamkeit der Akupunktur bleibt umstritten.

Bei der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) werden elektrische Impulse über Elektroden auf die Hautoberfläche übertragen. Bei einer akuten Lumbalgie bringt sie keinen erwiesenen Nutzen. Zwei kleinere Studien zeigen unschlüssige Ergebnisse, mit Tendenz zu einer Verbesserung bei TENS. Bei chronischen Rückenschmerzen gibt es widersprüchliche Aussagen im Hinblick auf ihre schmerzlindernde Wirkung. Eine Studie zeigt nach der ersten Woche einen leichten Vorteil, aber keinerlei Unterschied nach drei Monaten und darüber hinaus. Es  gibt keinen erwiesenen Nutzen bei Ischialgie.

Bewegungsübungen: Bei akuten Rückenschmerzen gibt es derzeit keinerlei Beweise dafür, dass gezielte Rückenübungen, wie Pilates, erfolgreicher bei der Wiedererlangung der Rückenfunktionen und der Schmerzlinderung sind, als Ruhestellung. Bei chronischen Schmerzen zeigen die Studien einen Nutzen durch Muskelstärkungsübungen und Pilates. Die physikalische Therapie kann von einem gelernten Physiotherapeuten ausgeführt werden.

Es ist wichtig zu wissen, dass eine falsche Körperhaltung durch Muskelspannung verursacht wird, die die Körperausrichtung beeinträchtig. Es gibt einige spezielle Übungen, bei denen die wichtigsten Rückenmuskeln gedehnt und entspannt werden. Meditation und andere Formen der geistigen Entspannung sind für einige Menschen eine Möglichkeit, auch die Rückenmuskeln zu lockern. Viele Personen sind der Ansicht, dass Behandlungen und Aktivitäten wie Massagetherapie, Chiropraktik, osteopathische Manipulation, Yoga, Tai-Chi oder ein regelmäßig in der Fitnesshalle durchgeführtes Übungsprogramm  hilfreich sind, um die Muskulatur zu entspannen und die Körperhaltung zu verbessern.

 

KinesioTaping bei Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfall, Piriformis-Syndrom und Kontrakur des quadratischen Lendenmuskels
Dieses Taping wird bei allen Schmerzsyndromen verwendet, die den Lendenwirbelbereich des Rückens betreffen. Wirkung: spannungslösend. Form: vier ”I”-Streifen. Länge: 25 cm.
Die Tapes werden ohne Spannung knapp neben der Wirbelsäule angebracht, während sich der Patient nach vorn beugt. Stets beidseitig anbringen.

Pflanzliche Mittel sind nicht besonders wirkungsvoll bei Schmerzen im Lendenbereich bzw. Kreuzbein.

 

Kontrollen

Nach dem ersten Arztbesuch wegen Rückenschmerzen sollten die Anweisungen des Arztes möglichst genau befolgt werden. Dazu gehören die Einnahme von Arzneimitteln und die Ausführung der empfohlenen Tätigkeiten. Die Rückenschmerzen werden sehr wahrscheinlich nach wenigen Tagen besser werden. Man braucht nicht gleich den Mut zu verlieren, wenn nicht sofort eine Verbesserung zu spüren ist. Fast alle Patienten werden innerhalb eines Monats nach Auftreten der Schmerzen wieder gesund.

 

Vorsorge bei Rückenschmerzen

Bei der Prävention von Rückenschmerzen gehen die Meinungen auseinander. Lange dachte man, dass körperliche Übungen und ein gesunder Lebensstil Rückenschmerzen verhüten könnten. Das ist nicht unbedingt richtig. Zahlreiche Studien belegen, dass die falschen Übungen, wie z.B. besonders intensive Aktivitäten, die Wahrscheinlichkeit für Rückenschmerzen erhöhen.
Dennoch ist Bewegung wichtig für den allgemeinen Gesundheitszustand und sollte nicht vermieden werden; nachfolgend einige Ratschläge für einen gesunden Rücken:

  • Rückenfreundliche Aktivitäten, wie Schwimmen, Spazierengehen und Radfahren halten fit, ohne den unteren Rückenbereich zu belasten.
  • Spezielle Übungen: der Arzt kann Anweisungen zur korrekten Durchführung der Übungen geben.
  • Sehr  zu empfehlen ist der Crunch (Bauchmuskelübung); bei korrekter Ausführung stärkt er die Bauchmuskeln, wodurch Rückfälle von Rückenschmerzen vermieden werden können.
  • Auch wenn sie nicht zur Linderung von Kreuzschmerzen beitragen, können Stretchingübungen und Yoga zur Dehnung von verkürzten Rückenmuskeln hilfreich sein und Rückenschmerzen vorbeugen.
  • Beckenbewegungen tragen dazu bei, verkürzte und zurückgezogene Rückenmuskeln zu dehnen.
  • Lendenstützgurte: Berufe, bei denen häufig schwere Lasten anheben werden, sehen häufig das Tragen von Stützgurten vor. Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass diese Gurte Verletzungen im Lendenwirbelbereich vorbeugen können. Eine Studie beweist sogar, dass sie das Verletzungsrisiko erhöhen.
  • Vorsichtsmaßnahmen beim Sport: wer unter Rückenschmerzen oder Ischialgie leidet, sollte bestimmte Übungen und Geräte auslassen, wie Kniebeugen und die Beinpresse; Radsportler sollten Steigungen vermeiden.

 

Prognose bei Rückenschmerzen

Die Aussichten für Menschen mit akuten Rückenschmerzen hängen von der Schmerzursache ab.
In 90% der Fälle sind Rückenschmerzen innerhalb eines Monats wieder verschwunden, wenn keine weiteren Gesundheitsprobleme bestehen.
Bei ungefähr der Hälfte der Bevölkerung können die Rückenschmerzen wiederkommen.
Etwa 80% der unter Ischialgie leidenden Personen können ihren Gesundheitszustand mit oder ohne Operation wieder vollständig herstellen. Die Genesungszeiten sind hier wesentlich länger als bei einer akuten Lumbalgie ohne Komplikationen.
Wer aktiv bleibt und die Bettruhe auf zwei Tage begrenzt, wird schneller wiederhergestellt sein.

 

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