Tests bei Schulter- und Armschmerzen

Tests bei Schulter und Armschmerzen

Um die Ursachen für Schulter- und Armschmerzen herauszufinden braucht es einen erfahrenen Experten, der weiß, wo die Symptome herkommen und welche gezielten Funktionstests für die verschiedenen Erkrankungen durchzuführen sind.


Im Rahmen einer gründlichen Untersuchung werden folgende Faktoren beurteilt:

  • Muskelkraft
  • Bewegungsmöglichkeit
  • Funktionsfähigkeit des Schultergelenks

Klinische Bewertungstests geben dem Arzt die Möglichkeit, eine Diagnose zu stellen; eventuell werden zur Bestätigung außerdem bildgebende Untersuchungen verordnet, wie zum Beispiel ein MRT.

Inhalt

Funktionstests bei Impingement oder Subakromialsyndrom

Neer-Test

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Neer-Test

Das Neer-Zeichen tritt auf, wenn die Supraspinatussehne unter dem korakoakromialen Bogen aus Rabenschnabelfortsatz und Akromion eingeklemmt ist.
Beim Test wird der Arm mit nach innen gedrehter Schulter seitlich  angehoben. Das Schulterblatt muss dabei fixiert werden, um die Schulterblatt-Brustkorb-Bewegung zu vermeiden. Schmerzen werden als Zeichen für das Vorliegen eines subakromialen Impingements gewertet.

Hawkins-Test

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Hawkins-Test

Der Test nach Hawkins wird häufig durchgeführt, um das Impingement-Syndrom zu beurteilen.

Der Untersucher erfasst:

  • den Arm des Patienten in der Nähe des Ellenbogens mit einer Hand,
  • das Handgelenk des Patienten mit der anderen Hand.

Beim Hawkins-Test wird der Arm des Patienten nach vorn angehoben (90°), während die Schulter nach innen gedreht wird.
Treten dabei Schmerzen auf, könnte ein subakromiales Impingement vorliegen.
Eine Studie hat gezeigt, dass der Funktionstest nach Hawkins  zur Erkennung eines Impingement-Syndroms der Schulter genauere Ergebnisse zeigt als der Test nach Neer.

Yocum-Test
Patient und Untersucher stehen aufrecht.
Position des Patienten: Die Hand des zu bewertenden Arms liegt auf der gegenüberliegenden Schulter.
Der Yocum-Test besteht darin, den Ellenbogen gegen den Widerstand des Untersuchers nach oben zu drücken.
Treten dabei Schmerzen auf, ist der Test positiv und kann somit auf ein Subakromialsyndrom hinweisen.

Funktionstests für die Rotatorenmanschette

Zu den orthopädischen Tests zur Beurteilung der Rotatorenmanschette gehören:

Drop-arm-Zeichen
Eine Ruptur der Rotatorenmanschette lässt sich mit diesem Bewegungstest erkennen.
Beim Drop-arm-Test wird der Arm des Patienten seitlich angehoben; dabei ist der Ellenbogen gestreckt und die Hand erreicht die Höhe der Schulter.
Wenn der Arm nach unten fällt, liegt eine Läsion der Rotatorenmanschette vor, insbesondere des Supraspinatus.
Der Patient kann vielleicht den Arm langsam bis auf 90°absenken (weil diese Bewegung hauptsächlich vom Deltamuskel ausgeführt wird), aber nicht darüber hinaus.

Jobe-Test
Dieser Test wird am häufigsten durchgeführt, um festzustellen ob eine Läsion oder eine Entzündung der Supraspinatussehne vorliegt.

  • Position des Patienten: aufrecht stehend, der Arm wird in eine 90°-Abduktion sowie eine 30°-Flexion gebracht. Der Daumen zeigt nach unten.
  • Position des Untersuchers: steht neben dem Patienten und fasst dessen Handgelenk.
  • Durchführung: der Arzt drückt nach unten, während der Patient versucht, dem Druck standzuhalten.

Der Test ist positiv, wenn der Patient Schmerzen empfindet oder nicht in der Lage ist, dem Druck standzuhalten.

Funktionstest für das Schultereckgelenk

Cross-arm-Test
Patienten mit Fehlfunktionen des Schultereckgelenks (Akromioklavikulargelenk, kurz AC-Gelenk) haben häufig Schulterschmerzen.
Mit dem Cross-Arm-Test lässt sich das AC-Gelenk isolieren.
Der Patient hebt den betreffenden Arm an (90°).
Der Untersucher führt eine Adduktion des Armes durch, wobei das Akromion gegen das körperferne Ende des Schlüsselbeins drückt.
Schmerzen im Schultereckgelenk bedeuten ein positives Testergebnis.
Zu erwarten ist dies bei:

  • akromioklavikulärer Arthritis,
  • akromioklavikulärer Diastase,
  • Läsion eines zwischen den beiden Knochen liegenden Bandes.

Tests bei Schulterinstabilität

Mit Hilfe der hier beschriebenen Tests kann die Stabilität des Schultergelenks (Glenohumeralgelenk) bewertet werden.
Auch der gesunde Arm wird untersucht, damit er mit der kranken Seite verglichen werden kann.

Vorderer Instabilitätstest   

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Test zur vorderen Instabilität

Beim vorderen Instabilitätstest liegt der Patient auf dem Rücken oder sitzt aufrecht und hält den Arm abgespreizt (90°-Abduktion) in Neutralstellung.

  • Der Untersucher hält den Arm des Patienten mit einer Hand.
  • Die andere Hand fasst das Handgelenk des Patienten.

Der Untersucher fixiert den Oberarm und dreht die Schulter nach außen. Der Schmerz oder die Furcht vor einer drohenden Subluxation oder Luxation deutet auf eine vordere Instabilität des Schultergelenks hin.

Hinterer Instabilitätstest
Die hintere Instabilität des Schultergelenks kann mit einem einfachen Test festgestellt werden: der Patient liegt auf dem Rücken oder sitzt  aufrecht, hält den Arm bei 90° abgespreizt und den Ellenbogen bei 90° gebeugt.
Der Untersucher drückt von hinten auf den Humeruskopf.
Schmerzen oder das Gefühl eines austretenden Armes zeigen, dass eine hintere Instabilität vorliegt.

Test zur Furchenbildung
Patient und Untersucher stehen. Der Arm des Patienten befindet sich in neutraler Position; der Untersucher ergreift das Handgelenk, zieht den Arm nach unten  und beobachtet dabei, ob sich seitlich der Schulter unter dem Akromion eine Furche oder Vertiefung bildet.
Eine liefer liegende Furche weist auf eine Instabilität des Schultergelenks nach unten hin. Der Untersucher sollte daran denken, dass in der Regel viele Patienten ohne Symptome, besonders Heranwachsende, einen gewissen Instabilitätsgrad aufweisen.

Relocation-Test
Der Relocation-Test wird im Anschluss an einen positiv verlaufenen Instabilitätstest durchgeführt.
Position des Patienten wie beim Instabilitätstest: Der Patient liegt mit abgespreiztem und bei 90° gebeugtem Arm auf dem Rücken, der Ellenbogen weist einen rechten Winkel auf.
In dieser Position verspürt der Patient Schmerzen.
Der Untersucher drückt von hinten auf den Humeruskopf.
Lassen Schmerzen bzw. Luxationsangst nach, kann eine vordere Instabilität des Schultergelenks vorliegen.

Tests für den Bizepsmuskel der Schulter

Yergason-Test
Der Test nach Yergason wird ausgeführt, um die Sehne des Oberarmbizeps zu beurteilen.
Position des Patienten: Stehend mit entspannten Armen und dem Ellenbogen gegen den Brustkorb.
Der Ellenbogen des Patienten ist anfänglich um 90° gebeugt, der Daumen zeigt nach oben.
Der Patient muss den Ellenbogen beugen und den Unterarm supinieren (den Daumen nach außen drehen), während der Untersucher das Handgelenk festhält und eine gegensätzliche Kraft ausübt.
Treten dabei im vorderen Bereich der Schulter Schmerzen auf,

  • und hört man kein Schnappen der Sehne, liegt eine Tendinitis der Bizepssehne oder eine Läsion der Knorpellippe des Schulterblattes vor;
  • bewirkt das Manöver ein Herausspringen der Sehne aus der Bizepsfurche, ist dies ein Hinweis auf einen Riss oder Überdehnung des Oberarmbandes.

Palm-up-Test oder Gilchrist-Zeichen

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Palm-up-Test

Mit dem Palm-up-Test wird die lange Bizepssehne beurteilt.
Der Ellenbogen des Patienten ist gestreckt, der Unterarm nach außen gedreht, also supiniert (die Handfläche zeigt nach oben) und der Arm etwa auf Schulterhöhe nach vorn gestreckt.
Der Patient muss den Arm nun nach oben drücken und der Untersucher drückt den Arm auf Höhe des Handgelenks nach unten.

Tests für das Labrum glenoidale

Fulcrum-Test
Verletzungen an der Knorpellippe des Schulterblatts (Labrum glenoidale) werden geprüft, während der Patient auf dem Rücken liegt.
Die Schulter liegt auf dem Außenrand der Behandlungsliege.

Der Untersucher legt eine Hand hinter die Schulter, die andere am Handgelenk.
Nun spreizt er die Schulter bis zu 90° ab und dreht den Arm von dieser Position aus nach außen, während er den Humeruskopf nach vorn schiebt.
Wenn während des Manövers ein Knacken zu hören ist oder Schmerzen auftreten, kann der Test positiv bewertet werden.

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O´Brien-Test

Position des Patienten: entspannt sitzend oder stehend.
Der Arm befindet sich in 90°-Flexion, 10° Adduktion und vollständiger Innenrotation (Daumen zeigt nach unten).
Der Untersucher drückt den Arm nach unten, während der Patient dagegenhält und nach oben drückt.
Der Test muss wiederholt werden, diesmal befindet sich der Arm in neutraler Position (Daumen zeigt nach oben).

Bewertung des Ergebnisses:
Der Test gilt als positiv, wenn Schmerz oder ein Schnappen auftritt, während der Arm nach innen gedreht ist, aber nicht während sich der Arm in neutraler Position befindet.
Schmerzen auf Höhe des Schultereckgelenks weisen auf Probleme in diesem Bereich hin.
Hat der Patient tiefe Schmerzen in der Schulter, ist der Test positiv aufgrund einer Läsion der Knorpellippe des Schulterblattes.
Bei Problemen des Schultereckgelenks hat der Patient in beiden Testpositionen Schmerzen.

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