Erhöhter Speichelfluss oder Hypersalivation

Erhöhter Speichelfluss oder Hypersalivation

Erhöhter Speichelfluss oder Hypersalivation wird auch als Ptyalismus oder Sialorrhoe bezeichnet.


Häufig ist die Ursache ein offen stehender Mund, bedingt durch Erkrankungen des Zentralnervensystems.
Im Liegen sammelt sich der Speichel in der hinteren Halsregion an und löst den natürlichen Schluckreflex aus.
In Ruhe oder unmittelbar nach den Mahlzeiten kommt dies häufiger vor.

 

Inhalt

Wer ist von Sialorrhoe betroffen?

Sialorrhoe tritt oft auf:

  • bei gesunden ein- oder zweijährigen Kindern und macht sich vor allem in der Zeit des Zahnens bemerkbar;
  • bei schwangeren Frauen – bis zum vierten Schwangerschaftsmonat;
  • bei älteren Menschen, weil:
    • sie eher an neurologischen Störungen leiden;
    • sie Medikamente einnehmen, die Hypersalivation als Nebenwirkung mit sich bringen;
    • sie einen Zahnersatz verwenden, der das Abschlucken des Speichels behindert.

 

Formen der Sialorrhoe

Erhöhter Speichelfluss lässt sich wie folgt unterteilen:
1. Primäre Sialorrhoe – erhöhte Speichelproduktion der Speicheldrüsen (weniger häufig).
2. Sekundäre Sialorrhoe – eine neuromuskuläre Störung bewirkt, dass der Betroffene seine Mund- und Gesichtsmuskulatur nicht oder nur eingeschränkt kontrollieren kann, was zu vermehrtem Speichelfluss führt.
3. Emotive Sialorrhoe – Aufregung und Stress sind der Auslöser für vermehrten Speichelfluss, beispielsweise vor einer Prüfung.
Durch seltenes oder unwirksames Abschlucken des Speichels wird das Problem noch vergrößert.

 

Ursachen für Sialorrhoe oder Hypersalivation

  • Falsche Körperhaltung mit unzureichender Kopfkontrolle und Muskelschwäche im Hals.
  • Eine vergrößerte Zunge oder eine unzureichende Kontrolle über die Zungenmuskeln kann Hypersalivation begünstigen.
  • Karies und eine Mund- oder Halsinfektionen können den Speichelfluss beträchtlich erhöhen.
  • Eine plötzlich eintretende Hypersalivation kann eine Vergiftung (vor allem durch Pestizide), oder eine Reaktion auf Schlangen- oder Insektengift bedeuten.
  • In manchen Fällen wird der erhöhte Speichelfluss durch ein Anästhetikum hervorgerufen, das den Mund betäuben soll (beispielsweise beim Zahnarzt).
    Ein Übermaß an Capsaicin kann Ptyalismus hervorrufen, wenn in der Küche beispielsweise scharfe Chilischoten verwendet werden.
  • Unzureichende Kontrolle über die Mundmuskulatur.
  • Gestörte Schluckfähigkeit (Dysphagie).
  • Verminderte Schluckfrequenz.
  • Geistige Behinderung.
  • Zahnfehlstellung oder Strukturprobleme des Mundes.
  • Verstopfung (Obstruktion) der oberen Atemwege (Polypen).
  • Medikamente (gegen Bluthochdruck, Schmerzmittel, Antikonvulsiva, Cholinesterase-Hemmer.

 

Krankheiten, die Hypersalivation hervorrufen

Übelkeit und Erbrechen
Übelkeit und Erbrechen treten häufig mit erhöhter Speichelproduktion auf.
Nach dem Erbrechen erhöhen die Speicheldrüsen die Speichelproduktion.
Erbrechen und Übelkeit sind häufige Beschwerden in der Schwangerschaft.

Gastroösophagealer Reflux
Gastroösophagealer Reflux regt die Speichelproduktion an, weil die Magensäure die Speiseröhre und den Hals reizt.
Die Speiseröhre ist ein muskuläres Rohr, das mit Schleimhaut ausgekleidet ist. Es ist etwa  24 cm lang und reicht bis zum Magenmund.
Die Speiseröhre ist der engste Teil des Verdauungstraktes.
In der Regel tritt der durch Reflux hervorgerufene Speichelfluss nach den Mahlzeiten auf und verursacht möglicherweise:

Schwangerschaftserbrechen
Eine starke Form von Schwangerschaftserbrechen (Hyperemesis gravidarum) kann zu einer erhöhten Speichelproduktion führen.
Man weiß noch nicht, ob die Hormonschwankungen während der Schwangerschaft zu einer übermäßigen Speichelproduktion beitragen.

Neurologische Störungen, bei denen die Sialorrhoe zu einem Problem wird und zu unbeabsichtigtem Ausfluss von Speichel aus dem Mund führen kann:

– Parkinson-Krankheit (fast 80% der Erkrankten)
– Atypische Parkinson-Syndrome
– Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
– Hirnlähmung
– Pseudobulbärparalye
– Schlaganfall

Genstörungen
Down-Syndrom

Andere Krankheiten

  • Kehldeckelentzündung (Epiglottitis)
  • Tumor oder Neoplasie
  • Abszess im Mund (verursacht Schmerzen, Schwellung und Mundgeruch)
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose )
  • Serotoninsyndrom – Störung, die sich durch eine Anhäufung von Serotonin charakterisiert, hervorgerufen durch einige Medikamente: Antidepressiva, Lithium usw.
  • Tollwut oder Tetanus

 

Ursachen für Hypersalivation bei Kindern

Es ist ganz normal, dass hin und wieder Speichel aus dem Mund von Neugeborenen und Kindern fließt.
Nur selten ist dies ein Zeichen für eine Krankheit oder Komplikationen.
Die Zähne können für die Sialorrhoe verantwortlich sein.
Ist die Sialorrhoe mit Begleitsymptomen verbunden, kann sie durch eine Krankheit hervorgerufen sein.
Wenn Säuglinge oder Kindern „sabbern“, ist die Ursache möglicherweise:

  • eine Infektion im Hals oder Mund (beispielsweise Mandelentzündung, Rachenentzündung, Mumps, Kehldeckelentzündung),
  • eine Allergie.

Tritt Sialorrhoe zusammen mit Fieber oder Schluckbeschwerden auf, kann dies auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen, wie:
1. Retropharyngealabszess
2. Peritonsillarabszess
3. Mandelentzündung (Tonsillitis)

 

Vermehrter Speichelfluss in der Schwangerschaft

Bei vielen Frauen ist die Speichelproduktion erhöht; manche Frauen verspüren einen übermäßigen Speichelfluss in der Schwangerschaft, der die Übelkeit und das morgendliche Unwohlweisein noch unangenehmer macht.
Die medizinische Bezeichnung für eine erhöhte Speichelmenge ist Ptyalismus.
Ptyalismus kann allein auftreten, wird aber in der Regel durch Übelkeit und Erbrechen in den ersten Schwangerschaftsmonaten hervorgerufen.
Hypersalivation verstärkt sich normalerweise:

  • am Morgen,
  • am Abend.

Hausmittel, die bei Morgenübelkeit helfen, könnte auch das Problem des erhöhten Speichelflusses lösen, wie die regelmäßige Einnahme kleinerer Mahlzeiten.
Ein Medikament gegen Morgenübelkeit und Hypersalivation ist Pyridoxin (Benadon®) oder Meclozin (Itinerol®), das vielen Frauen Hilfe bringt.

Der Ptyalismus nimmt in der Regel ab, wenn die Übelkeit nachlässt (zwischen der 12. und 14. Schwangerschaftswoche).
In der Homöopathie gibt es Mittel gegen Hypersalivation, dazu gehören:

  • Quecksilber (Mercurius solubilis)
  • Weißer Germer (Veratrum album)

Bei den meisten schwangeren Frauen ist der Grund für übermäßigen Speichelfluss:

  • das hormonelle Ungleichgewicht: Choriongonadotropin in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten in erhöhter Menge vorhanden und stimuliert die Speicheldrüsen.
  • Übelkeit: bereitet Schwierigkeiten beim Schlucken des Speichels.
  • Entspannung des Schließmuskels zwischen Speiseröhre und Magen, die Folge ist gastroösophageaöer Reflux.

Oft macht sich eine Überproduktion von Speichel bis zum vierten Schwangerschaftsmonat bemerkbar.

 

Nächtliche Sialorrhoe wegen Schnupfen und verstopfter Nase

Jeder von uns hatte schon einmal einen Schnupfen.
Wenn man sich schlafen legt, muss bei behinderter Nasenatmung der Mund offen gehalten werden.
Im Sitzen verursacht die Hypersalivation keine Probleme, denn der Speichel wird abgeschluckt oder verdunstet.
Im Liegen in Seitenlage sammelt sich der Speichel aufgrund der Schwerkraft in der unten liegenden Mundregion an.
Wenn der Mund offen steht, kann der Speichel austreten und auf das Kopfkissen laufen.

Hypersalivation ist ein häufiges Problem bei Kindern mit Down-Syndrom, geistiger Behinderung oder Hirnlähmung.

 

Symptome bei Sialorrhoe

Auswirkung auf den Patienten:
• körperliches Unbehagen
rissige Lippen
• Dehydratation
• Ablehnung
• Isolierung
• geringe Selbstachtung

 

Behandlung der Sialorrhoe

Hilfsmaßnahmen bei übermäßigem Speichelfluss:
1. Eine große Tasse bereit halten, die den auslaufenden Speichel aufnehmen kann (die Tasse kann bereits innerhalb von 5 Minuten voll sein). Die Tasse täglich reinigen; vorzugsweise ins Waschbecken des Badezimmers und nicht in die Küchenspüle entleeren. Wenn die Tasse nicht täglich gespült wird, kann sich im ganzen Haus ein unangenehmer Geruch ausbreiten.
2. Den Körper mit ausreichend Flüssigkeit versorgen; Fruchtsaft kann die Speichelproduktion verringern; folglich läuft weniger Speichel aus dem Mund und das Durstgefühl lässt nach.
3. Nachts ein Frotteehandtuch auslegen, so dass der auslaufende Speichel aufgesaugt wird.
4. Lippenpflegeprodukte verwenden. Durch den permanenten Speichelfluss werden die Lippen rissig und verursachen Schmerzen. Ein Lippenpflegestift hilft auch, einer Lippenreizung durch ständiges Wegwischen des Speichels vorzubeugen.

 

Arzneimittel bei Ptyalismus

Hypersalivation oder erhöhter Speichelfluss,Bedeutung,Ursachen,Schwangerschaft,HeilmittelAnticholinergika (beispielsweise Scopolamin oder Glycopyrrolat) können helfen, die Hypersalivation zu mindern.
Die Nebenwirkungen sind:

Botulinumtoxin-Injektionen
Ultraschallgesteuerte Botulinumtoxin-Infiltrationen auf Höhe der Speicheldrüsen blockieren die Speichelproduktion zeitweilig.
Die Injektionen erfolgen in die:

  • Ohrspeicheldrüsen – produzieren 25 % des Speichels, aber bei Stimulation erreichen sie etwa 50%;
  • Unterkieferspeicheldrüsen – produzieren 70 % des Speichels;
  • Unterzungenspeicheldrüsen – produzieren den mukösen Anteil des Speichels.

Die Infiltration erfolgt in beidseitig.
Die Wirkung hält etwa 5 Monate an.
Die Nebenwirkungen sind:

  • Entzündung und Schmerzen an der Einstichstelle,
  • Mundtrockenheit,
  • Schäden am Gesichtsnerv,
  • Infektion,
  • Schwierigkeiten beim Kauen.

 

Homöopathische Heilmittel bei Hypersalivation

Die Homöopathie ist eine ganzheitliche Medizin, die den kranken Menschen in umfassenden Zusammenhängen betrachtet und behandelt und sowohl seinen körperlichen wie auch seinen geistigen Zustand berücksichtigt.
Die Wahl des homöopathischen Heilmittels basiert auf dem Ähnlichkeitsprinzip (Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt) und einer ganzheitlichen Heilmethode.
Nach der Homöopathie ist das die einzige Art, den allgemeinen Gesundheitszustand zu verbessern, wobei alle Zeichen und Symptome, an denen der Patient leidet, beseitigt werden.
Ziel der Homöopathie ist nicht nur die Heilung des Ptyalismus, vielmehr wird die zugrunde liegende Ursache in Angriff genommen und die persönliche Krankheitsanfälligkeit berücksichtigt.
Was die therapeutischen Arzneimittel angeht, gibt es verschiedene Heilmittel gegen Sialorrhoe, die je nach Ursache der Beschwerden eingesetzt werden.
Um das richtige Mittel zu finden, muss ein qualifizierter Homöopath aufgesucht werden.

Folgende homöopathische Mittel werden zur Behandlung von Hypersalivation eingesetzt:
1. Alumina
2. Ammonium Carbonicum
3. Belladonna
4. Calcarea Carbonica
5. Cantharis
6. Graphites
7. Causticum
8. Chamomilla
9. Ignatia
10. Helonias

 

Naturheilmittel bei Hypersalivation

Ein Arzt muss aufgesucht werden, wenn neben dem erhöhten Speichelfluss andere Symptome auftreten, wie Morgenübelkeit oder Sodbrennen.
Auch wenn man gegen die Hypersalivation wenig tun kann, lassen sich die Beschwerden mit verschiedenen Hausmitteln unter Kontrolle halten.
Dazu gehören:

  • Die Zähne mit einem natürlichen Mundwasser mehrmals täglich reinigen.
  • Häufig kleinere, gesunde Zwischenmahlzeiten einnehmen, so dass nicht in einer Mahlzeit große Mengen an Mehl verzehrt werden.
  • Täglich ausreichend Wasser trinken, um den Körper mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen und das Gefühl der Übelkeit zu vermeiden; dazu eine Flasche Wasser bereit halten und den ganzen Tag über häufig schluckweise davon trinken.
  • Zuckerfreie Lutschbonbon im Mund halten oder zuckerfreien Kaugummi kauen; auch wenn sich dadurch die Speichelproduktion nicht vermindern lässt, wird doch das Abschlucken des Speichels unterstützt.
  • Keine sauren oder zuckerhaltigen Bonbons kauen, weil sie die Speichelproduktion zusätzlich anregen.
  • In eine Zitronenscheibe beißen oder ätherisches Zitronenöl zum Einatmen auf ein Tuch geben.
  • Mundspüllösung verwenden, die auch für Schwangere geeignet ist.
  • Pfefferminzbonbons oder andere Produkte mit Pfefferminzgeschmack kauen.
  • Zähne mit Pfefferminzzahnpasta putzen.
  • Eiswürfel lutschen.

 

Wie lange hält die Hypersalivation an? Prognose

Erhöhter Speichelfluss bleibt so lange bestehen, bis die Ursache beseitigt wurde; zum Beispiel:

  • in der Schwangerschaft über die ersten 3 Monate,
  • bei Infektionen einige Tage bis Wochen.

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