Stoßwellentherapie

Stoßwellentherapie
© Massimo Defilippo

Extrakorporale Stoßwellen sind akustische Hochdruckimpulse, die durch einen Mechanismus erzeugt werden; die Methode der Stoßwellenerzeugung kann unterschiedlicher Natur sein:

  • piezoelektrisch (Eigenschaft einiger Substanzen, die sich verformen, wenn elektrischer Strom durch sie fließt;
  • elektromagnetisch;
  • radial;
  • pneumatisch-hydroelektrisch.

Die Stoßwellenthrapie wird häufig in der Physiotherapie, Orthopädie und in der Sportmedizin angewendet.
Die Anwendung ist nur bei wenigen Problematiken angezeigt, aber dort zeigt sie große Wirkung.

 

Inhalt

Wie funktioniert die Stoßwellentherapie?

Das Stoßwellengerät gibt eine einzelne hochenergetische Schallwelle ab. Diese wird mithilfe von Zielsystemen, die den aktuellen Wirkungsbereich anzeigen, auf ein kleines Areal geleitet, ähnlich wie beim Ultraschall des Muskel-Skelett-Systems.
Stoßwellen dürfen nicht mit Ultraschall verwechselt werden, der aus einer kontinuierlichen Emission von Schallwellen besteht, die für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbar sind

Stoßwellen entwickeln einen Druck, der 1000-mal höher ist als der von Ultraschallwellen: 500 bar gegenüber 0,5 bar.
Wenn die Stoßwelle das Blut durchquert, erzeugt sie Dampfblasen, was als Kavitation bezeichnet wird.
Nachdem die Welle passiert ist, entsteht eine Implosion, was die Wirkung der Therapie verstärkt, weil mehr Energie freigesetzt wird.

Die Anwendungen in der Physiotherapie erfolgen meist im Zusammenhang mit der Behandlung von:

  1. chronischen Muskel- und Sehnenerkrankungen,
  2. Nackenschmerzen,
  3. Triggerpunkten.

Die orthopädische Anwendung von Stoßwellen konzentriert sich hingegen auf die Behandlung von:

  • Verkalkungen,
  • schmerzhaften Exostosen,
  • Sehnenentzündungen mit oder ohne Verkalkung – die Heilungsquote liegt zwischen 60% und 80% (Seil et al.- 2006),
  • Schleimbeutelentzündung (Khosrawi et al. – 2017),
  • Heilungsproblemen bei Frakturen (verzögerte Konsolidierung und Pseudoarthrose),
  • Osteochondrosis dissecans,
  • Nekrose des Oberschenkelknochenkopfes.

Stoßwellen können in vielen Fällen eine echte Alternative sein, wenn eine chirurgische Lösung unvermeidbar scheint.

Die wichtigsten Indikationen sind:

  1. Schultersteife,
  2. Fersensporn,
  3. Arthrose,
  4. Morbus Osgood-Schlatter,
  5. Knochenhautentzündung (Moen et al. – 2012),
  6. Tendinitis der Achillessehne, wobei 76% der Patienten langfristig geheilt werden (Vulpiani et al. – 2009),
  7. Epikondylitis, mit einer Erfolgsquote von 60% (Ho – 2007), und mediale Epikondylitis
  8. Plantarfasziitis, mit einer Erfolgsquote von 81% (Metzner et al. – 2010), in diesem Fall sind Stoßwellen wirkungsvoller als konservative Behandlungsformen und chirurgische Eingriffe (Cole – 2005).

Es sei angemerkt, dass im Falle eines Fersensporns der Sporn nicht verschwindet (Yalcin – 2012).
Das bedeutet, die Schmerzen können gelindert werden, aber der Sporn bleibt.

Stoßwelle,Bombardement,Ellenbogen
© Massimo Defilippo

Die Stoßwelle wird wegen ihrer Heilungsförderung und ihrer Regenerationswirkung auf das Weichgewebe sehr oft in der Sportmedizin eingesetzt. Dadurch kann die Heilung nach einer Läsion maximal reduziert werden. Die häufigsten Indikationen sind:

  • Pubalgie
  • Erkrankung der Achillessehne
  • Muskelkontraktur
  • Sehnenentzündung an Quadrizeps und Kniescheibe
  • Tennisarm
  • Sehnenentzündung der Schulter (Schmitz – 2015)
  • Behandlung von Triggerpunkten

Die jüngsten Ergebnisse zeigen, dass Stoßwellen bei der Behandlung muskulärer Verletzungen sehr wirksam sind, indem sie auf drastische Weise die Heilungszeit verkürzen.


Häufige Fragen zur Stoßwellentherapie

Schmerzt die Behandlung?
Während der Behandlung können je nach dem Problem, das der Patient hat, Schmerzen auftreten. Da aber eine Behandlung lediglich acht Minuten dauert, sind die meisten Patienten in der Lage, diese Empfindung gut zu tolerieren. Außerdem ist es möglich, die Intensität der Behandlung zu Beginn jeder Sitzung einzustellen, um die Schmerzhaftigkeit zu mindern.

Wird man nach der Behandlung Schmerzen empfinden?
Innerhalb von 2-4 Stunden nach der Behandlung können Schmerzen in dem behandelten Bereich auftreten. Dieser Schmerz ist jedoch sehr erträglich und kann von wenigen Stunden bis zu einigen Tagen anhalten.

Muss man sich während der Stoßwellentherapie schonen?
Den Patienten wird empfohlen, körperliche Aktivitäten, die den betroffenen Körperbereich betreffen, bis 48 Stunden nach der Behandlung zu vermeiden.

Wie viele Behandlungen sind erforderlich und in welchen Abständen?
Jede Sitzung dauert 5-10 Minuten. In den meisten Fällen sind 3-5 Sitzungen erforderlich. Die Behandlungen erfolgen alle 3-10 Tage, je nach Patiententoleranz und Gewebereaktion.

 

Nebenwirkungen und Kontraindikationen der Stoßwellentherapie

Zu den am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen gehören ein geringer Schmerz während und unmittelbar nach der Behandlung sowie eine Hautrötung des behandelten Bereichs. Diese typischen Nebenwirkungen sind von kurzer Dauer und vergehen im Verlaufe von 24-48 Stunden.
Ehe man sich einer Stoßwellentherapie unterzieht, sollte ein Physiotherapeut oder Arzt konsultiert werden.


Kontraindikationen für Stoßwellentherapie:

  • Gerinnungsstörungen und Einnahme von Gerinnungshemmern wie Cumarin und Heparin
  • Krebs
  • Schwangerschaft (Maren C. Kiessling et al. – 2015)
  • Infektionen
  • Kortison – sechs Wochen lang vor Behandlung kein Kortison einnehmen

Ist die Wirkung der radialen Stoßwellentherapie wissenschaftlich erwiesen?

Radiale Stoßwellen wurden mehr als andere Arten der physikalischen Medizin wissenschaftlichen Studien unterzogen.
Die Ergebnisse wurden in zahlreichen angesehenen medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht: PubMed.

Heutzutage ist die radiale Stoßwellentherapie allgemein anerkannt und zeigt bei oberflächlichen Störungen des Muskel-Skelett-Systems ähnliche Ergebnisse wie die fokussierte Stoßwellentherapie.
Auch wenn die angebrachte Energie in der Tiefe abnimmt, hat diese Methode ihre Wirksamkeit bei Verletzungen der Weichgewebe deutlich gezeigt.

Ergebnisse der Stoßwellentherapie aufgrund verlässlicher Quellen

Hier einige Beispiele:

  1. Die Erfolgsquote bei Sehnenverkalkung der Schulter liegt laut Journal of American Medical Association von 2003 bei 91%.
  2. Die Erfolgsquote bei der Behandlung der Plantarfasziitis liegt bei 90%, zitiert das Journal of Orthopaedic Research 2005.
  3. Die Erfolgsquote bei der Behandlung des Tennisarms liegt laut Journal of Orthopaedics von 2005 bei 77%.

 

Sind alle Geräte für die Applikation der Stoßwellen gleich?

Nicht alle Geräte zur Stoßwellentherapie sind gleich.
Derzeit werden Geräte vermarktet, die keine echten Stoßwellen erzeugen, sondern eine ballistische oder radiale Welle.
Diese Wellenart ist völlig anders als eine echte Stoßwelle. Ballistische oder radiale Wellen werden erzeugt, indem ein Projektil von einem Kompressor mit Hochgeschwindigkeit gegen den Kopf getrieben wird (ähnlich einem kleinen Presslufthammer).
Da bei diesem Gerätetyp die Welle nicht fokussiert ist, wird die gesamte Umgebung des Behandlungspunktes getroffen.

Derzeit sind auch Geräte mit stark fokussierenden Stoßwellen in Umlauf, die eine große Eindringtiefe in das Gewebe haben.
Die Penetrationstiefe der „Bombardierung“ kann je nach Behandlungspunkt reguliert werden und die Energie lässt sich mit extremer Genauigkeit konzentrieren.
Bei diesen Geräten ist die Energieabgabe so konzentriert, dass eine Verletzungsgefahr für die darunterliegenden Gewebe besteht.
Außerdem ist durch die starke Fokussierung die Wahrscheinlichkeit größer, den Zielbereich zu verfehlen, was die Behandlung wirkungslos und sogar schädlich machen würde.

 

Beschreibung der Behandlung

Mit jeweils einer Woche Abstand werden 3-4 Sitzungen durchgeführt, die 10-15 Minuten dauern. Die Behandlung muss von Fachpersonal unter ärztlicher Kontrolle vorgenommen werden. Die Therapie ist recht schmerzhaft, aber die Patienten sind in der Regel in der Lage, die Sitzung bis zum Ende auszuhalten.

Weitere Artikel:

  1. Wirkung von Stoßwellen
  2. Ultraschalltherapie

 

Mehr lesen:

Bibliographie

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  7. Vulpiani MC, Trischitta D, Trovato P, Vetrano M, Ferretti A. Extracorporeal shockwave therapy (ESWT) in Achilles tendinopathy. A long-term follow-up observational study. J Sports Med Phys Fitness. 2009 Jun; 49(2):171-6. Br J Sports Med. 2012 Mar;46(4):253-7. doi: 10.1136/bjsm.2010.081992.
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