Stomatitis aphthosa und herpetica

Stomatitis aphthosa und herpetica
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Die Stomatitis ist eine Entzündung der Mundschleimhaut und kann Wangen, Zahnfleisch, Lippen und Gaumen treffen.

Inhalt

Arten von Stomatitis

Die mykotische Stomatitis (auch orale Kandidose oder Mundsoor genannt) ist eine Infektion des Mund- und Rachenraums mit Candidapilzen.
Bei Neugeborenen kommt sie sehr häufig vor und bei Erwachsenen kann sie vor allem nach einer Antibiotika-Behandlung auftreten.
Abwehrgeschwächte Menschen sind besonders anfällig.

Die Stomatitis nicotina wird durch das Rauchen von Zigaretten, Zigarren und Pfeifen verursacht. Man erkennt sie an roten Unebenheiten am Gaumen.

Die Stomatitis herpetica oder Gingivostomatitis wird durch eine Virusinfektion des Mundes verursacht und charakterisiert sich durch Blasen, die sich später zu Geschwüren entwickeln, auf:

  • Zunge,
  • Zahnfleisch,
  • Lippen.

Sie tritt meist bei Kindern zwischen 6 Monaten und 5 Jahren auf.
Es handelt sich um eine Infektion, die durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1“ (HSV-1) ausgelöst wird, dasselbe Virus, das bei Erwachsenen für den Lippenherpes an der Lippenaußenseite verantwortlich ist.
Das HSV-2 verursacht Genitalherpes und ist mit Typ 1 verwandt.

Die Stomatitis aphthosa führt zur Bildung kleiner Geschwüre (Aphthen) an:

Eine Schwangerschaft ist ein Risikofaktor für diese Störung.

Die rezidivierende Stomatitis aphthosa ist eine Erkrankung mit unbekannter Ursache, die mindestens ein schmerzhaftes, oberflächliches Geschwür der Schleimhäute verursachen kann.

Die chronische Stomatitis ulcerosa ist eine Krankheit, die sich charakterisiert durch:

  • Schmerzen,
  • wiederkehrende Geschwüre, die auf Höhe des Zahnfleisches und der Lippeninnenseite einem weißlichen Belag aufweisen,
  • Fieber,
  • vergrößerte Halslymphknoten,
  • Mundgeruch.

Die Stomatitis uraemica ist eine seltene Komplikation der Urämie, die aufgrund einer fortgeschrittenen Niereninsuffizienz auftreten kann.
Sie ist eine orale Krankheitserscheinung der Urämie und verursacht:

  • Hautrötungen (Erytheme) unterschiedlichen Schwergrads,
  • Ansammlung von entzündlicher Flüssigkeit (Exsudat),
  • Geschwüre,
  • verminderter Speichelfluss,
  • Blutung,
  • Mundgeruch (Atem riecht nach Ammoniak),
  • brennendes Gefühl.

Die Stomatitis angularis ist die Entzündung der Lippenoberfläche mit folgenden Auswirkungen:

  • Schwellung,
  • Einschnitte,
  • Abschuppung,
  • Wunden,
  • Geschwüre auf beiden Seiten des Mundes.

Die gangränöse Stomatitis (auch Noma, Wasserkrebs oder Wangenbrand genannt) wird durch Unterernährung oder besonders schwächende Krankheiten (z.B. Malaria) ausgelöst. Die Folge ist die Zerstörung der Mundschleimhaut, bis zur Freilegung von Teilen des Mundinnenraums, wie die Zähne.

 

Was sind die Ursachen einer Stomatitis?

Auflistung der möglichen Ursachen

Bakterieninfektion

  • Nekrotisierende Parodontitis
  • Infektion durch Mykoplasmen
  • Syphilis
  • Tripper (Gonorrhö)
  • selten: Aktinomykose, Tuberkulose

Pilzinfektion

  • Infektion durch Candida albicans (Mundsoor, orale Kandidose)
  • selten: Blastomykose, Kryptokokkose, Zygomykose

Virusinfektion

  • Infektion durch Herpes-simples-Virus
  • Infektion durch Varicella-Zoster-Virus
  • Infektion durch Enterovirus – Hand-Fuß-Mund-Krankheit oder Herpangina
  • Infektion durch Epstein-Barr-Virus oder Pfeiffersches Drüsenfieber (infektiöse Mononukleose)
  • Masern, kann Koplik-Flecken im Mund hervorrufen

Systemische Erkrankungen

  • Unter-/Mangelernährung, Eisenmangel und Mangel an Vitaminen aus dem B-Komplex (Pellagra) und an Vitamin C (Skorbut)
  • Infektionskrankheiten des Darms  (wie Morbus Crohn)
  • Scharlach
  • Morbus Behçet
  • Kawasaki-Syndrom
  • Erythema multiforme
  • Toxische epidermale Nekrolyse und Stevens-Johnson-Syndrom

Medikamente und Schadstoffe

  • Stomatitis nicotina
  • Chemotherapie
  • Strahlentherapie
  • Lichen-planus-ähnlicher Ausschlag

Physikalische Reizung

  • Verbrennungen
  • Stomatitis durch Zahnprothesen (z.B. Zahnspangen, locker sitzendes Gebiss, unpassende oder scharfkantige Prothesen)

 


Ansteckungsgefahr bei Stomatitis

Abhängig von der Ursache kann eine Stomatitis ansteckend sein oder nicht.
Eine durch das Herpes-Virus verursachte Stomatitis gilt als ansteckend.
Bei Kindern erfolgt die Ansteckung meist durch:

  • Küsse,
  • gemeinsames Essen,
  • Spielen mit engem körperlichen Kontakt mit anderen infizierten Kindern.

Die Inkubationszeit der Stomatitis herpetica liegt zwischen 2 und 12 Tagen.
Das Kind ist etwa 2 Tage vor der Bläschenbildung bis zum Anhalten der Bläschen ansteckend.
Die Stomatitis aphthosa ist nicht ansteckend.

 

Symptome der Stomatitis

  • Bläschen im Mund, vor allem an Zunge oder Wangen
  • Kinder weinen und essen weniger, obwohl sie Hunger haben
  • Schluckbeschwerden (Dysphagie)
  • starker Speichelfluss
  • hohes Fieber (bis zu 40°C) 1-2 Tage vor dem Auftreten der Bläschen und Geschwüre
  • Reizbarkeit
  • Schmerzen im Mund, auch beim Kauen, Sprechen oder Bewegen der Lippen
  • geschwollenes, blutendes Zahnfleisch
  • Geschwüre im Mundraum, vor allem an der Zunge, den Wangen, in der Regel nach dem Aufbrechen der Bläschen.

 

Wie erfolgt die Diagnose der aphthösen Stomatitis?

Die Diagnose wird aufgrund der Krankengeschichte und körperlichen Untersuchung gestellt.
Die ärztliche Beurteilung ist für die Diagnose ausreichend.
In der Regel ist nur ein Geschwür vorhanden.
Um die Diagnose einer Stomatitis zu bestätigen und andere Erkrankungen auszuschließen, kann der Arzt folgende Untersuchungen anordnen:

  1. Blutanalyse zur Messung der Werte von Zink, Ferritin, Serum-Eisen, Folsäure, Vitamin B12.
  2. Biopsie des Geschwürs, dazu wird eine kleine Gewebeprobe entnommen und unter dem Mikroskop untersucht.

 

Wie wird eine Stomatitis behandelt?

Die Behandlungsziele bei wiederkehrenden Aphthen sind:

  • Linderung der Symptome
  • Verkürzung der Heilungszeiten
  • Verhütung zukünftiger Ausbrüche

Die Stomatitis heilt in der Regel von allein.
Der Arzt kann Medikamente zur Wundbehandlung verschreiben.
Man kann einem erneuten Ausbruch vorbeugen, indem die auslösenden Faktoren vermieden werden, z.B. bestimmte Lebensmittel wie: Nüsse und Ananas.

Die Behandlung einer rezidivierenden Aphthose ist aufgrund der Schwere der Krankheit festzulegen.
Die Patienten berichten häufig von einem starken Schmerz, obwohl die Untersuchung nur ein kleines Geschwür (kleiner als 1-2 mm Durchmesser) offenbart.
Außerdem werden Häufigkeit und Intensität der Symptome bei der Wahl der besten Behandlungsmethode berücksichtigt.

 

Medikamentöse Behandlung der Stomatitis

Häufig verschrieben werden:

  1. Entzündungshemmer aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (z.B. Benzydamin) oder kortisonhaltige Mittel und Immunmodulatoren (z.B. Ciclosporin) in den ersten Krankheitsphasen.
    Entzündungshemmer gibt es als:
    – Gurgellösung,
    – Salbe,
    – Paste,
    – Öl,
    – Spray (Tantum verde),
    – topisches Gel.Bei einer Virusinfektion verschreibt der Arzt Medikamente, um den Virus zu bekämpfen (Virostatika). Aciclovir wird dabei am häufigsten eingesetzt.
  2. Gurgellösungen vermindern die bakterielle Belastung, lindern somit bei Bakterieninfektionen:
    – die Entzündung,
    – beschleunigen den Heilungsprozess.Ein Vertreter ist Chlorhexidindigluconat.
    Topisch angewandtes Lidocain oder Benzocain sind Anästhetika, die der Schmerzlinderung dienen.
  3. Ein konzentriertes, biohaftendes Gel (GELCLAIR®) bildet einen Schutzfilm, um die Schmerzen zu lindern.
  4. Die Patienten brauchen gegebenenfalls ein Medikament zur Schmerzbehandlung und Fiebersenkung, empfohlen wird Paracetamol (wie ben-u-ron).

 

Behandlung der Stomatitis herpetica

Ist ein Kind von einer durch Herpes hervorgerufenen Stomatitis betroffen, sind die Eltern gefordert, sie müssen dafür sorgen, dass das Kind genug trinkt.
Milde Flüssigkeiten trinken, wie:

  • Wasser,
  • Apfelsaft.

Wassereis oder Sorbett lindert die Schmerzen.
Bei einer schweren Stomatitis kann der Arzt intravenös Flüssigkeit verabreichen, um eine Dehydratation zu vermeiden.
Der Arzt kann Paracetamol verordnen, wenn das Fieber über 38,5°C ansteigt.
Medikamente zur Betäubung des Mundes, wie Lidocain oder topische Anästhetika, wirken nur für kurze Zeit, außerdem kann das Kind sich beißen oder die Geschwüre verletzen, wenn es nichts spürt.
Antibiotika helfen nicht, wenn die Stomatitis durch den Herpesvirus oder Candidapilz verursacht wurde. Der Arzt kann jedoch in schweren Fällen in den ersten Tagen der Erkrankung ein virusbekämpfendes Mittel einsetzen, wie Aciclovir, um die Heilung zu beschleunigen.

 

 

Behandlung der Stomatitis aphthosa

In der Regel muss die aphthöse Stomatitis nicht medikamentös behandelt werden, außer in folgenden Fällen:

  1. Die Aphthen sind größer als 1 cm.
  2. Sie bleiben länger als 2 Wochen bestehen. In diesem Fall kann eine Behandlung und ärztliche Beurteilung notwendig werden.

Normalerweise wird orales oder topisches Tretracyclin (Antibiotikum) verschrieben.

Tetracyline werden nicht während der Entwicklung der bleibenden Zähne verschrieben, weil sie irreversibel mit dem Zahnbein verschmelzen und zu grauer, gelber oder brauner Verfärbung führen.

Eine sanfte Mundspülung mit Salzwasser oder rezeptfreien Gurgellösungen kann helfen.
Freiverkäufliche lokal wirkende Mittel werden direkt auf die Geschwüre aufgetragen, um die Beschwerden in dieser Region zu lindern.
Um bei Kindern Bakterieninfektionen vorzubeugen, sollten die Eltern die Kinder dazu bringen, täglich Zahnbürste und Zahnseide zu verwenden.

 

Hausmittel und Prävention

  • Bei allen Arten von Stomatitis ist Hygiene und eine gründliche Mundpflege von grundlegender Bedeutung. Waschen Sie vor den Mahlzeiten Ihre Hände und die Ihres Kindes.
  • Gekühlte Getränke können die Schmerzen im Mund des Kindes lindern.
    Eiswürfel bringen ebenfalls Erleichterung. Wenn das Kind Blasen auf den Lippen oder auf der Zunge hat, sollte ein Strohhalm verwendet werden.
  • Den Mund des Kindes nach dem Essen mit lauwarmem Wasser ausspülen.
  • Der Arzt kann Mundspülungen mit Salzwasser oder Bikarbonat empfehlen.
  • Eine Zahnbürste mit weichen Borsten verwenden, Zähne und Zahnfleisch müssen sorgfältig abgebürstet werden.
  • Zweimal täglich ein paar Tropfen Teebaumöl mit einem Wattestäbchen auf die Aphthe streichen.

Zu den pflanzlichen Heilmitteln gehören:

  • Malve – nach den Theorien der Blutgruppendiät ist sie für jedermann geeignet und agiert auf Magen, Darm, Mund und Hals. Eine Handvoll Malvenblüten und –blätter eine Nacht lang in Wasser einweichen; auf niedriger Flamme erhitzen ohne zu kochen, filtern und trinken.
  • Propolis – ein natürliches Antibiotikum mit Wundverschlussfähigkeiten. Dreimal täglich 20 Tropfen Muttertinktur einnehmen.

 

Was soll man essen? Diät und Ernährung bei Stomatitis

  • Keine Obstsäfte aus Zitrusfrüchten (z.B. Orangen- oder Zitronensaft) oder kohlensäurehaltige Getränke (Sodawasser) trinken, denn diese könnten die Schmerzen im Mund verstärken.
  • Das Kind kann weiche Speisen leichter essen.
    Bei einer Stomatitis bieten sich an:

    • Joghurt,
    • Kartoffelpüree,
    • Fruchteis ohne Gluten und Milch,
    • Apfelmus und Brei.
  • Ungeeignet sind scharfe, harte und salzige Speisen.
    Auf spitze Nahrungsmittel, wie Tortilla-Chips, Salzstangen und Pommes frites sollte verzichtet werden.

Nach der Blutgruppendiät können Stomatitis und Lippenherpes hervorgerufen werden durch:

  • Schweinefleisch oder Wurstwaren,
  • Milch und Milchprodukte, beispielsweise Joghurt, Käse und Milchschokolade,
  • übermäßigen Genuss von Nüssen, Mandeln und Samen.

Die Naturmedizin von Lezaeta und die Naturhygiene empfehlen eine Diät auf pflanzlicher Basis, davon mindestens 50 % Rohkost.
Die Stomatitis könnte als eine Art Ablassventil auftreten, durch das sich der Körper von Toxinen befreit.
Möglich ist das Auftreten auch:

  • während des Fastens,
  • bei einer Abmagerungskur,
  • bei einer Umstellung der Ernährung, wenn man beginnt, rohe und natürliche Nahrungsmittel zu sich zu nehmen.

Der Organismus benutzt natürliche und wirksame Abwehrmechanismen zur Entgiftung.
Nach dieser Theorie sollte man nicht gegen den Körper vorgehen und somit abwarten, bis die Störung von allein wieder vergeht, ohne Medikamente oder Salben.

 

Wie lang sind die Heilungszeiten?

Die Heilungsprognose bei einer Stomatitis ist von der Krankheitsursache abhängig.
Viele Geschwüre sind gutartig und heilen ohne besondere Behandlung von selbst.
Eine Stomatitis durch Herpesvirus heilt innerhalb von etwa 10 Tagen von allein.
Aciclovir kann die Heilung beschleunigen.
In den meisten Fällen ist eine aphthöse Stomatitis von kurzer Dauer, erneute Ausbrüche sind selten und dauern nur wenige Tage.

 

Mögliche Komplikationen

Die Keratoconjunctivitis herpetica ist eine Sekundärinfektion des Auges, die sich infolge der Stomatitis herpetica entwickeln kann.
Die Krankheit stellt einen medizinischen Notfall dar, weil sie zu Blindheit führen kann.
Der Patient kann, vor allem wenn es sich um ein Kind handelt, dehydratisieren, wenn es nicht essen und trinken will, um den Schmerzen zu entgehen.

 

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