Pleuramesotheliom

Pleuramesotheliom
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Das Pleuramesotheliom ist ein Bindegewebstumor des Mesothels, eine Membran, die seröse Körperhöhlen auskleidet.

Das Mesothel ist ein nicht durchblutetes Epithel (es enthält keine Blutgefäße), das eine seröse, schleimähnliche Flüssigkeit produziert und das Deckgewebe bildet von:

Das Mesotheliom wird hauptsächlich durch längere Exposition mit Asbestfasern verursacht.

Asbest verursacht die Entzündung der Mesothelzellen; die Evolution dieses Prozesses verursacht:

  • Irreversible Vernarbung, die Makrophagen regen die Fibroblasten an, Bindegewebe zu produzieren. Die Folge ist die Bildung von interstitieller Fibrose.
  • Die Asbestfasern treten in die Zelle ein und behindern die Funktionsweise der Zellstrukturen, die für die normale Zellteilung von grundlegender Bedeutung sind.
  • Produktion von freien Radikalen, die die DNA der Zelle schädigen.
  • Produktion von Onkoproteinen, die die Blockademechanismen der Zellvermehrung ausschalten.

Als Folge kann Krebs entstehen.

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Menschen, die direkt Asbestfasern ausgesetzt sind, werden in den hohen Pleuramesotheliom-Risikogruppen eingestuft.

Atmet ein Mensch die feinen Asbestfasern ein, setzen sie sich in den Lungen fest. Haare und Kleidung von Menschen, die direkt in Kontakt mit Asbest stehen, stellen eine Gefahr für andere dar, mit denen sie in Kontakt kommen.
Man hat beobachtet, dass bis zur Entwicklung eines Pleuramesothelioms mit schwerwiegenden Folgen etwa 30-40 Jahre nach der ersten Asbestexposition liegen.

 

Inhalt

Typen von Mesotheliom

Je nach betroffenem Mesothel, lassen sich Mesotheliome in vier Gruppen unterteilen:

  • Das Pleuramesotheliom betrifft das Brustfell, das die Lungen überzieht: die Pleura (vor allem die Innenschicht: Lungenfell oder Pleura visceralis). Es ist der häufigste Mesotheliomtyp und macht über 80 % der Fälle aus.
  • Das peritoneale Mesotheliom ist ein Tumor, der den Überzug des Magens (Bauchfell) betrifft. Es ist nicht sehr häufig und macht 10-20 % der Fälle eines Mesothelioms aus.
    Das peritoneale Mesotheliom kommt an den Außenwänden des Magens vor.
  • Das perikarde Mesotheliom betrifft den Herzbeutel. Es ist eine seltene Form des Mesothelioms (1-5 % der Fälle).
    Es gibt nur wenige Menschen mit Metotheliom-Diagnose, die unter diesem Tumortyp leiden.
  • Testikuläres Mesotheliom – entwickelt sich in der Hodenschutzhülle (Tunica vaginalis) und kommt sehr selten vor.

 

Gutartiges und bösartiges Mesotheliom

Das Mesotheliom kann in zwei Formen auftreten:

Gutartig: Die gutartige Form des Mesothelioms ist sehr selten. Beispiele für benigne Mesotheliome sind:

  • adenomatoider Tumor,
  • gutartiges, zystisches Mesotheliom.

Bösartig:  Ist die häufigere Form, eine seltene aber äußerst aggressive Neoplasie.
Das maligne Mesotheliom wird nach malignem Zelltyp unterschieden.

 

Zelltypen des Mesothelioms

1. Epitheloides Mesotheliom
Das epitheloide Mesotheliom ist der häufigste Zelltyp und umfasst etwa 50-75 % der in einem Jahr diagnostizierten Fälle. Alle diese Zellen zeigen eine rundliche oder polygonale Form, die im Mikroskop leicht zu unterscheiden ist.
Diese Tumorzellart ähnelt der des Adenokarzinoms.

 

Epitheloides Mesotheliom
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Sarkomatöses Mesotheliom
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2. Sarkomatöses Mesotheliom
Das sarkomatöse Mesotheliom ist eine weniger häufige Zellart und kommt bei etwa 7-20 % der im Jahr diagnostizierten Fälle vor. Diese Zellen sind fischzugartig wie die von Muskeln und Knochen.
Aufgrund dieser Ähnlichkeit ist es möglicherweise schwierig, ein sarkomatöses Mesotheliom unter dem Mikroskop zu unterscheiden von Tumoren:

  • der Knochen (Osteosarkom),
  • des Bindegewebes (Fibrosarkom).

 

Biphasisches Mesotheliom
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3. Biphasisches Mesotheliom
Das biphasische Mesotheliom wird sowohl von Epithelzellkomponenten als auch von sarkomatösen Komponenten gebildet.
Es macht etwa 30-40 % der Mesotheliome aus.

Die Behandlungsmöglichkeiten des Mesothelioms variieren nicht wesentlich zwischen den verschiedenen Zelltypen, doch oft ist das sarkomatöse Mesotheliom aufgrund seiner Verbreitung in das umgebende Gewebe am schwierigsten zu behandeln.

 

Ursachen des Pleuramesothelioms

Die Hauptursache für ein Mesotheliom ist die Asbestexposition (80 % der Fälle), aber nur 5 % der Asbest ausgesetzten Personen entwickeln ein Mesotheliom.

Das bedeutet, dass Asbestexposition nicht allein für den Tumor verantwortlich ist.

Weniger häufige Ursachen für ein Mesotheliom:

  • Radiotherapie
  • Virus SV40 (nicht bestätigt)

Das Mesotheliom ist keine häufige Krebsform, dennoch kommt es bei Menschen mit Asbestexposition nicht so selten vor.

Diese Personen haben ein 1000-mal höheres Risiko, ein Mesotheliom zu entwickeln.
Das Risiko verdoppelt sich, wenn die Asbest ausgesetzte Person zudem noch Raucher ist; Rauchen stimuliert die Makrophagen, die bei der Entwicklung eines Mesothelioms eine wichtige Rolle spielen.

Eine Asbestexposition kann erfolgen:

  • direkt,
  • indirekt.

Die direkte Exposition entsteht, wenn die betreffende Person in direkten Kontakt mit Asbestfasern gerät. Zum Beispiel:

  • Arbeiter in einem Asbestbergwerk,
  • Bauarbeiter,
  • Restauratoren,
  • Schiffsbauer,
  • Autoverschrotter und Mechaniker, die mit Bremsen und Kupplungen von Fahrzeugen zu tun haben.

Eine indirekte Asbestexposition liegt vor, bei:

  • indirektem Kontakt mit Asbest (z.B. Menschen, die in Gebäuden mit Asbestteilen, wie Rohre, Dächer, usw., wohnen oder sich häufig darin aufhalten;
  • Kontakt mit Menschen, die direkt dem Asbest ausgesetzt sind. Zum Beispiel Familienangehörige und Freunde von Menschen mit direktem Asbestkontakt, die die Asbestfasern über Kleidungsstücke und Haare aufgenommen haben.

Man muss nicht für lange Zeit Asbestfasern ausgesetzt sein, auch eine kurzfristige Exposition könnte ein Mesotheliom verursachen.

Nach Asbestinhalation ist das Mesotheliom die häufigste gesundheitliche Auswirkung. Es können sich aber auch entwickeln:

  • Asbestose: Bildung von Narbengewebe oder Lungenfibrose durch Asbestfasern,
  • Lungentumor: das Karzinom entwickelt sich im Lungengewebe.

Das Mesotheliom ist etwas anderes und darf nicht mit Asbestose und Lungentumor verwechselt werden.

 

Symptome des Pleuramesothelioms

Anzeichen und Symptome des Pleuramesothelioms können sein:

 

Symptome des peritonealen Mesothelioms

Anzeichen und Symptome des peritonealen Mesothelioms können sein:

 

Symptome des perikardialen Mesothelioms

Mögliche Symptome sind:

 

Symptome des testikulären Mesothelioms

Das Leitsymptom des testikulären Mesothelioms ist die Bildung von Knötchen an den Hoden.
In manchen Fällen treten Hodenschmerzen auf.

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Diagnose des Mesothelioms

Die Diagnose eines Mesothelioms ist nicht einfach zu erheben, weil die Symptome anderen häufiger vorkommenden Erkrankungen ähneln, wie:

  • Lungenentzündung,
  • Brustfellentzündung,
  • Erkältung,
  • jahreszeitliche Allergien.

Nach Erhebung der vollständigen Krankengeschichte des Patienten verordnet der Arzt andere Untersuchungen, wenn Verdacht auf ein Mesotheliom besteht.

 

Bildgebende Untersuchungsverfahren

Die beste Methode zur Erkennung eines Mesothelioms erfolgt durch die instrumentelle Untersuchung, zum Beispiel:

  • Röntgenthorax (Röntgenbild) – die wichtigste Untersuchung. Bei einem Mesotheliom zeigt die Röntgenaufnahme eine Verdickung des Mesothels im unteren (basalen) Bereich der Lunge. In fortgeschrittenen Stadien weitet sich die Verdickung auf die oberen Lungenbereiche aus. Häufig sieht man auch einen Pleuraerguss.
  • CT – hilfreich, um das Ausmaß der Krankheit zu bewerten.
  • Magnetresonanztomographie – mit dieser Untersuchung lässt sich der Schweregrad des Mesothelioms bestimmen.
  • Positronen-Emissions-Tomografie PET – wird zur Stadienbestimmung eingesetzt.

 

Biopsie und Laboruntersuchungen

Eine andere Möglichkeit zur Bestimmung eines Mesothelioms ist die Untersuchung einer Biopsie. Dies kann erfolgen durch:

  • chirurgisch in Laparoskopie durchgeführte Thorakoskopie bei Pleuramesotheliom,
  • Peritoneoskopie bei peritonealem Mesotheliom (in Laparoskopie).

 

Therapie des Mesothelioms

Eine definitive Heilung des Mesothelioms ist nicht möglich; die Therapien sollen:

  • die Symptome lindern,
  • die Lebenserwartung des Patienten erhöhen.

Der Arzt berücksichtigt:

  • Stadium,
  • Lokalisation des Tumors,
  • Alter,
  • Gesundheitszustand des Patienten.

Die häufigste Therapie des Mesothelioms ist die Operation, gefolgt von:

  • Radiotherapie,
  • Chemotherapie.

Je nach speziellem Fall kann man diese Behandlungsarten miteinander kombinieren.
Wer unter dieser Erkrankung leidet, sollte das Rauchen einstellen, weil der Rauch von Zigaretten die Situation stark verschlechtern kann.

 

Chirurgischer Eingriff bei Pleuramesotheliom

Chirurgen entfernen ein Mesotheliom, wenn es in einem frühen Stadium diagnostiziert wurde und noch operabel ist.
Die Operation kann die Anzeichen und Symptome verringern, die das sich im Körper ausbreitende Mesotheliom verursacht.
Es gibt folgende chirurgische Optionen:

    1. Operation, um Flüssigkeitsansammlungen zu verringern.
      Das Pleuramesotheliom kann Flüssigkeitsansammlung (Pleuraerguss) verursachen und damit Schwierigkeiten bei der Atmung hervorrufen.
      Der Chirurg führt einen Schlauch oder Katheter zur Drainage der Flüssigkeit in den Brustkorb ein. Er kann auch ein Medikament in den Brustkorb einbringen, um ein Wiederkehren der Flüssigkeitsansammlung (Pleurodese) zu verhindern.
    2. Operativer Eingriff, um das die Lunge oder den Bauchraum umgebende Gewebe zu entfernen (Pleurektomie). Der Chirurg entfernt Lungenfell und Brustfell. Diese Prozedur kann nur bei 10-15 % der Patienten durchgeführt werden.

  1. Chirurgischer Eingriff, um den größten Teil des Krebsgewebes zu entfernen (Debulking oder Zytoreduktion).
    Ist die Entfernung des gesamten Tumors nicht möglich, können Chirurgen den größtmöglichen Teil zu entfernen versuchen. Debulking ermöglicht dem Arzt, eine präzisere Chemo- oder Radiotherapie durchzuführen, um die Symptome zu lindern.
  2. Chirurgischer Eingriff, um eine Lunge und das umgebende Gewebe zu entfernen (extrapleurale Pleuropneumonektomie). Die Entfernung der betroffenen Lunge und des sie umgebenden Gewebes kann die Beschwerden und Symptome des Pleuramesothelioms verringern. Erfolgt nach dieser Operation eine Strahlentherapie des Brustkorbs, kann mit einer höheren Strahlendosis behandelt werden, weil kein Lungengewebe von den schädigenden Nebenwirkungen betroffen werden kann.

 

Chemotherapie
Chemotherapie wird mit chemischen Substanzen durchgeführt, die die Tumorzellen töten. Die systemische Chemotherapie erfasst den gesamten Körper und kann das Wachstum eines nicht operablen Mesothelioms verringern oder verlangsamen.
Eine Chemotherapie kann auch durchgeführt werden:

  • vor der Operation  (neoadjuvante Chemotherapie), um den Eingriff zu erleichtern,
  • nach der Operation (adjuvante Chemotherapie), um die Möglichkeit eines Rezidivs zu verringern.

Pharmaka zur Chemotherapie können bei einem peritonealen Mesotheliom auch angewärmt und direkt:

  • in die Bauchhöhle (intraperitoneale Chemotherapie)
  • oder bei einem Pleuramesotheliom in die Thoraxhöhle (intrapleurale Chemotherapie) eingebracht werden.

Bei Anwendung dieser Therapie kann das Mesotheliom direkt erreicht werden, ohne gesunde Zellen in anderen Teilen des Körpers zu schädigen.
Es erlaubt Ärzten die Anwendung hoher Dosen der chemotherapeutischen Pharmaka.

Radiotherapie
Die Strahlentherapie beinhaltet die Verabreichung hochenergetischer Strahlen wie Röntgenstrahlen auf einen oder mehrere bestimmte Punkte des Körpers.
Die Strahlen können Beschwerden und Symptome bei Menschen mit Pleuramesotheliom verringern.
Manchmal erfolgt eine Strahlentherapie nach Biopsie oder Operation, um eine Ausbreitung des Mesothelioms nach einem chirurgischen Eingriff zu verhindern.

 

Experimentelle Therapien

Immuntherapie: Impfung
Derzeit werden wissenschaftliche Studien über einen Impfstoff gegen durch Asbest verursachte Erkrankungen durchgeführt.
Dieses Medikament kann dem Immunsystem helfen, die Krebszellen zu identifizieren.
Die Impfung könnte zur Blockade des Tumorwachstums dienlich sein.

Gentherapie
Die Therapie erkennt und verändert die Gene, die für die Krebsentwicklung verantwortlich sind.

Photodynamische Therapie
Die photodynamische Therapie nutzt die Eigenschaftes des Lichts und besteht aus:

  • Verabreichung einer lichtaktivierbaren Substanz (einem so genannten Photosensibilisator), die von den Tumorzellen in erhöhter Menge absorbiert wird.
  • Lasertherapie auf das Mesotheliom zur Zerstörung der Zellen.

 

Prognose, Überleben und Lebenserwartung für Patienten mit Pleuramesotheliom

Das Mesotheliom ist nicht nur ein sehr seltener Tumor, es ist auch der tödlichste Tumor.
Die Überlebenszeit nach Diagnosestellung (die gewöhnlich 30-40 Jahre nach einer Asbestexposition erfolgt) beträgt lediglich 12-18 Monate oder weniger ohne Therapie/Medikamente.
Einer der Hauptfaktoren für die Überlebenszeit ist das Stadium, in das die Krankheit fortgeschritten ist.

 

Verlauf und Entwicklung der Krankheit

Eines der typischen Charakteristika des Mesothelioms ist die Latenzzeit (das ist die Zeit zwischen Asbestexposition und Auftreten der Erkrankung), die etwa bei 15 bis 40 Jahren liegt.

  • Stadium I: in der Anfangsphase ist das Mesotheliom auf einer Pleuraschicht lokalisiert und der Tumor könnte sich zum Herzbeutel oder zum Zwerchfell ausgebreitet haben.
    Die Lebenserwartung eines Patienten mit Mesotheliom im ersten Stadium liegt bei etwa 2 Jahren (21 Monaten). Studien zeigen, dass 50 % der Patienten, bei denen ein Mesotheliom diagnostiziert wurde, mit einer forcierten Therapie weitere fünf Jahre überleben können.
  • Stadium II: in der zweiten Phase ist die Einbeziehung beider Pleurablätter auf nur einer Körperseite zu beobachten. Die Lebenserwartung in diesem Stadium beträgt etwa 1-2 Jahre nach Erhebung der Diagnose.
  • Stadium III: in der dritten Phase verteilt sich der Tumor auf Brustwand, Speiseröhre und die Lymphknoten einer Körperseite. Die Lebenserwartung in dieser Phase beträgt etwa 16 Monate.
  • Stadium IV (letztes Stadium): im vierten Stadium (Endstadium) des Mesothelioms erfolgt die Verbreitung auch in andere Körperorgane und es bilden sich Metastasen in Knochen, Leber, Lymphknoten, Gehirn oder anderen Körperbereichen.
    Im vierten Stadium des Mesothelioms liegt die Hoffnung auf ein Überleben bei weniger als 12 Monaten.

 

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