Otosklerose: Operation und Behandlung

Die Otosklerose ist eine Krankheit des Ohrs, die sich durch die Bildung von Knochengewebe zwischen Steigbügel und Hörschnecke charakterisiert.


Daraus folgt die Fixierung des Steigbügels im Innenohr, wodurch die Schallwellen nicht mehr in vollem Ausmaß auf die Schnecke übertragen werden können.

Gehör und Gehörknöchelchen – was sind und wozu dienen sie?

Der Schall beruht auf einer mechanischen Welle und ist an ein Medium gebunden, wo er sich durch Druck- und Dichteschwankungen fortsetzt. Luft wird jedes Mal komprimiert/angestoßen, wenn jemand spricht, und diese Luft erreicht das Ohr.
Tritt keine Luftschwingung auf, dann erreicht auch keine akustische Energie das Trommelfell und man hört kein einziges Geräusch. Je mehr Energie jedoch übertragen wird, desto lauter ist der Ton im Ohr.
Die Schalldruckwellen müssen den Hörnerv erreichen, wo die mechanische Welle in Nervensignale umgewandelt wird.

 

Die Schallwellen versetzen das Trommelfell in Schwingungen.

Alle Gehörknöchelchen werden in Schwingung versetzt, weil das Trommelfell mit dem Hammergriff verbunden ist.

Die Paukenhöhle (Teil des Mittelohrs) ermöglicht die Übertragung der Schwingungen von einem Luftmedium auf ein Flüssigkeitsmedium (weil das Innenohr Perilymphe enthält).

Die Gehörknöchelchen-Kette – Hammer, Amboss und Steigbügel – sorgt für die Schallübertragung von Trommelfell zu Hörschnecke.

 

Wozu dient so eine komplexe Struktur?

Sie ist wesentlich, um den Schall im Ohr zu verstärken.

Das Mittelohr nutzt zwei physikalische Gesetze zur Erhöhung der Schallwellenintensität:

  • Die Oberfläche des Trommelfells ist viel größer als die des ovalen Fensters, darum ist der Druck pro Oberflächeneinheit beim ovalen Fenster sehr viel höher.
  • Die Gehörknöchelchen-Kette bildet eine vorteilhafte Hebelwirkung.

 

Inhalt

Therapie der Otosklerose

Medikamente nützen zur Behandlung dieser Störung nichts, es gibt dagegen auch keine wirksamen natürlichen Heilmittel.

Zu den vorrangig angewandten Behandlungen dieser Krankheit gehören Hörgeräte, die nur an einem Ohr getragen wurden: Sie helfen dem Patienten die Töne und vor allem die Stimmen deutlicher wahrzunehmen.

Wann operieren?
Die chirurgische Behandlung ist angezeigt, wenn sich die Schwerhörigkeit in einer fortgeschrittenen Phase befindet, in diesem Fall ist das die einzige mögliche Behandlung, um zu gesunden.
Wenn sich hingegen die Krankheit durch den Gebrauch von Hörgeräten oder durch eine Operation nicht bessert, dient ein CT dazu, nach anderen Ursachen zu suchen, die diese Erkrankung erklären können.
Studien zeigen, dass es im Laufe der Zeit zu einer völligen Taubheit kommt, wenn die Krankheit unbehandelt bleibt.

 

Chirurgische Stapedektomie

Bei Schallleitungsschwerhörigkeit ist dieser Eingriff indiziert.
Die Stapedektomie besteht in der Entfernung des Steigbügels (Stapes) aus dem Mittelohr, der durch eine winzige Metall- oder Kunststoffprothese ersetzt wird, und ist eine der verwendeten chirurgischen Techniken bei Otosklerose. Das ist ein schwieriges und delikates Verfahren und kann aus verschiedenen Gründen fehlschlagen:

  • Die Prothese kann aus ihrer Position verrutschen.
  • Das ovale Fenster kann sich erneut verschließen.
  • Der Amboss kann erodieren.

Wenn die Prothese:

  • nach innen wandert, stimulieren die tympanischen Schwingungen direkt Utriculus und Sacculus mit entsprechenden Folgen für das Gleichgewicht.
  • nach außen wandert, kann sich eine Fistel am ovalen Fenster bilden.

Chirurgische Stapedotomie
Die chirurgisch derzeit am meisten praktizierte Therapie bei Otosklerose ist die Stapedotomie:

  • Dabei wird an der Fußplatte des Steigbügels eine kleine Öffnung angebracht.
  • In dieser Öffnung wird ein Stift verankert, auf dem die Prothese befestigt wird.

Diese chirurgische Technik sieht keine Entfernung der gesamten Fußplatte des Steigbügels vor und vermeidet einige Komplikationen, die im Zusammenhang mit den größeren Einschnitten der Stapedektomie stehen.
Die erhaltenen Resultate zur Wiederherstellung der Hörfähigkeit sind bei beiden chirurgischen Vorgehensweisen in etwa gleichwertig.

Bei Otosklerose:

  • in nur einem Ohr hilft diese Operation dem Patienten, die Töne besser wahrzunehmen und sie in einer lauten Umgebung klarer abzugrenzen.
  • in beiden Ohren erfolgt die Operation auf dem stärker betroffenen Ohr, während auf dem gegenüberliegenden Ohr ein Hörgerät eingesetzt wird.

Die Operation dauert etwa eine Stunde.
Die Stapedotomie kann in Vollnarkose erfolgen, doch wird meist bevorzugt, nur ein Ohr zu anästhesieren.
Der erste Schnitt wird über der äußeren Gehöröffnung durchgeführt oder im Innern des Gehörgangs. Darüber werden sehr feine Instrumente eingeführt, um den oberen Teil des Steigbügels zu entfernen.
Danach wird eine kleine Öffnung in die Fußplatte des Steigbügels im Innenohr angebracht, um eine Prothese aus Metall oder Kunststoff in diesen Bereich einzuführen, die den Schall an die verbleibenden Gehörknöchelchen in der Knochenkette weiterleiten soll.

Dieses Verfahren wird auch mittels Laser durchgeführt. Studien zeigten ähnliche Ergebnisse, doch mit weniger Nebenwirkungen (Vgl. Keck et al 2002, Matkovic et al 2003, Vincent et al 2006).

Zudem kann man auch eine kleine Vene vom Handrücken entnehmen, um damit ein Transplantat für das Ohr anzufertigen.

Chirurgische Fensterung
Die Fensterung ist ein chirurgisches Verfahren zur Behandlung der Otosklerose, doch heutzutage wird sie praktisch nicht mehr durchgeführt.
Man durchbohrt einen Teil des Schläfenbeins (Mastoid) und schafft eine künstliche Öffnung des seitlichen Bogenganges anstelle des ovalen Fensters, das durch die Otosklerose verschlossen ist.
Das ist ein chirurgischer Eingriff, der viele Nebenwirkungen hat.

Cochlea-Implantatsysteme

Cochlea-Implantate können Patienten helfen, die unter sensorineurale Schwerhörigkeit leiden.

Je besser das Hörvermögen vor der Operation ist, desto größer ist die Chance auf Wiederherstellung der Hörfähigkeit.

Cochlea-Implantate sind bei Patienten mit dieser Störung wegen des übermäßigen Knochengewebes im Innenohr schwieriger zu platzieren.


Chirurgische Revisionsoperation
Trotz chirurgischer Therapie schreitet die Otosklerose weiter voran.

Gewöhnlich schreitet der neurosensorische Hörverlust nach der Operation um 1 dB/pro Jahr fort, (Sakihara and Parving, 1999).
Die Erfolgsrate der zweiten Operation (Revision) beträgt etwa 75 %. Die Ergebnisse entsprechen aber nicht denen der ersten Operation (Lippy et al.).

Postoperative Genesungsphase bei Otosklerose

Nach der chirurgischen Stapedektomie sind viele Patienten in der Lage, noch am gleichen Abend oder am folgenden Morgen wieder nach Hause zu gehen.

Auf jeden Fall sollte sich der Patient am Abend nach der Operation vorsichtig auf das nicht operierte Ohr legen.
In den ersten Tagen nach der Operation kann Schwindel auftreten.
Bei der Operation wird ein Tampon in den Gehörgang eingeführt.
Bis zur Entfernung des Tampons eine Woche nach dem chirurgischen Eingriff nimmt man keine Verbesserung des Gehörs wahr.
In der ersten Woche nach der Operation klagen die Patienten lediglich über ein „Leeregefühl“ in den Ohren, als würde man die Töne aus einem Fass oder in einer Höhle vernehmen.
Die Klänge erscheinen unangenehm, können sehr laut sein, doch nach und nach normalisieren sie sich.

Vorkehrungen

Nach Anweisung des Arztes (normalerweise innerhalb von 2-3 Monaten):

  • den Gehörgang nicht nass machen,
  • keine Flugreisen unternehmen.

Prognose bei Otosklerose

Die Erfolgsquote der Stapedektomie liegt bei ca. 90 %.

Das Gehör des Patienten bessert sich deutlich in den ersten 4-6 Wochen nach der Operation. Auch in den folgenden Monaten kann noch eine weitere Verbesserung bemerkbar sein.
Aufgrund eines kleinen Geschmacksnervs, der durch das Ohr verläuft (die Chorda tympani), können über einige Wochen oder Monate nach der Stapedektomie Veränderungen im Geschmacksempfinden auftreten. Oft nehmen die Patienten einen metallischen Geschmack wahr. Im Verlaufe von wenigen Wochen der Rekonvaleszenz normalisiert sich das Geschmacksempfinden jedoch wieder.

 

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