Offenes Foramen ovale
Das offene oder persistierende Foramen ovale ist ein angeborener Herzfehler, der durch eine Öffnung in der Wand (Septum) gekennzeichnet ist, die die oberen Räume des Herzens trennt: den rechten und den linken Vorhof.
Die Vorhofscheidewand (Septum interatriale) ist das Herzgewebe, das die beiden Vorhöfe voneinander trennt.
Die Kammerscheidewand (Setum interventriculare) ist die Wand, die die beiden Herzkammern voneinander trennt.
Das Foramen ovale ist ein kleines Loch im interatrialen Herzseptum.
Das offene Foramen ovale beeinflusst die Blutzirkulation. Wenn das Loch relativ groß ist, kann es verschiedene Symptome verursachen.
Im mütterlichen Uterus benutzt der Fötus nicht die Lungen, um das Blut mit Sauerstoff anzureichern, sondern hängt über die Nebelschnur vom mütterlichen Kreislauf ab.
Dabei fließt das Blut aus den Venen zur rechten Seite des fetalen Herzens, strömt dann durch das Foramen ovale zur linken Seite des Herzens und überspringt somit die Lungen des Kindes.
Gewöhnlich schließt sich das Foramen ovale bei der Geburt, wenn der Blutdruck im linken Bereich des Herzens zunimmt und den Verschluss des Foramens provoziert.
Schließt sich das Vorhofseptum nicht korrekt, wird dieser Defekt offenes oder persistierendes Foramen ovale genannt.
Diese Öffnung funktioniert wie ein Ventil, das sich nur unter bestimmten Voraussetzungen öffnet, nämlich wenn ein höherer Druck im Innern des Brustkorbs vorliegt.
Diese Druckerhöhung besteht, wenn die Person zum Stuhlgang drückt, hustet oder niest.
Ist der Druck genügend stark, kann das Blut aus dem rechten in den linken Vorhof fließen.
Befindet sich ein Blutkoagel in der rechten Seite des Herzens, kann es durch das Foramen ovale in den linken Vorhof eintreten und vom Herzen ins Gehirn gelangen (und einen Schlaganfall auslösen) oder eine Koronararterie verstopfen (und einen Herzinfarkt auslösen).
Inhalt
Arten des Vorhofseptumdefekts
Die Einteilung basiert auf der Beteiligung anderer Herzstrukturen und auf der Art der Ausbildung während der frühen Entwicklung des Föten.
Es gibt drei Arten des Defektes:
- Der Ostium-secundum-Defekt ist der häufigste und befindet sich in der Mitte des Vorhofseptums;
- Der Ostium-primum-Defekt befindet sich im unteren Anteil des Septums und ist verbunden mit einer Anomalie der Mitralklappe (häufig ein Leck);
- Der Sinus-venosus-Defekt befindet sich im oberen Teil des Septums und ist charakterisiert durch eine Fehlbildung der rechten oberen Lungenvene.
Verteilung des offenen Foramen ovale
Die Prävalenz eines offenen Foramen ovale liegt bei etwa 25 % der allgemeinen Bevölkerung.
Bei Patienten mit kryptogenem Schlaganfall besteht das Vorliegen eines offenen Foramen ovale bei etwa 46 Prozent.
Das gilt für Patienten, die einen Schlaganfall im Alter von weniger als 55 Jahren hatten.
Siehe Richtlinien der American Heart Association und American Stroke Association (http://stroke.ahajournals.org/content/37/2/577.full).
Die Ursachen sind nicht geklärt, doch ist eine familiäre Häufung (genetisch bedingt) die wahrscheinlichste.
Ein offenes Foramen ovale kann durch ein Vorhofseptumaneurysma verursacht sein, das durch eine übermäßige Beweglichkeit des Vorhofseptums gekennzeichnet ist.
Symptome des offenen Forum ovale
Die meisten Patienten haben keine Symptome.
Schlaganfall und offenes Foramen ovale:
Das offene Foramen ovale ist in 46 Prozent der Schlaganfälle vorhanden.
Die häufigsten Symptome des Schlaganfalls sind:
- Schwäche oder Sensibilitätsverlust an Gesicht, Arm oder Bein auf einer Körperseite;
- Verlust des Sehvermögens oder Dunkelwerden (als ob ein Vorhang fällt) in einem oder beiden Augen;
- Sprachverlust, Schwierigkeit zu sprechen oder zu begreifen, was andere sagen;
- plötzlicher und starker Kopfschmerz ohne einen zu erkennenden Grund;
- Gleichgewichtsverlust und Unsicherheit beim Gehen.
Migränekopfschmerz und offenes Foramen ovale:
Kopfschmerzen treten bei Patienten mit einem offenen Foramen ovale häufiger auf.
Es scheint, als würde die Schließung des offenen Foramen ovale eine Migräne mit Aura verringern, doch sind noch weitere Studien erforderlich, um diese Behauptung zu bestätigen.
Gewöhnlich zeigen sich diese Probleme erst im Erwachsenenalter, meist nach 30 Jahren. Komplikationen sind selten bei Säuglingen und Kindern.
Diagnose eines offenen Foramen ovale
Ein offenes Foramen ovale kann durch ein Echokardiogramm festgestellt werden.
In manchen Fällen muss der Patient husten oder das Valsalva-Manöver durchführen, um den Druck im rechten Vorhof zu erhöhen.
Das kann den Blutstrom vom rechten in den linken Vorhof erhöhen.
Die transösophageale Echographie kann einen detaillierteren Einblick in die Herzanomalie ermöglichen.
Die transkranielle Dopplersonographie zeigt den möglichen Eintritt von Mikroemboli in den Gehirnkreislauf. Das bedeutet, dass die Lungen sie nicht aufgehalten haben und sie demzufolge vom rechten Vorhof in den linken Vorhof gewandert sind.
Therapie des persistierenden Foramen ovale (PFO)
Patienten mit einer leichten Form eines persistierenden Foramen ovale benötigen keine Therapie, wenn damit keine anderen Beschwerden verbunden sind, wie zum Beispiel ein Schlaganfall.
Patienten, die einen Schlaganfall oder eine transitorische ischämische Attacke (TIA) erlitten haben, können Antikoagulantien einnehmen, um das Blut zu verdünnen, zum Beispiel Aspirin, Plavix (Clopidogrel) oder Coumadin (Warfarin) bei zerebraler Ischämie.
Wer Antikoagulantien einnimmt, kann mit dem Flugzeug reisen, sollte jedoch auf keinen Fall Tauchsport betreiben.
Korrektur des Foramen ovale persistens
Es ist nicht geklärt, welche Behandlung bei dieser Erkrankung die bessere ist.
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass es vor allem Vorteile bei den Präventionsmaßnahmen zur Verhinderung des Schlaganfalls bei Patienten mit einem offenen Foramen ovale gibt.
Eine Person mit offenem Foramen ovale, die bereits einen Schlaganfall hatte, hat durch Risikofaktoren ein größeres Risiko für ein Rezidiv, wie zum Beispiel das Vorliegen eines anderen Defekts, der Vorhofseptumaneurysma genannt wird.
Die Therapien bei diesen Patienten werden weiterhin erforscht und umfassen:
- Antikoagulation (Verflüssigen des Blutes) mit Aspirin, Clopidogrel oder Warfarin
- Operation zur Beseitigung des Defektes
- perkutane Verschlussvorrichtung
Die Langzeitrisiken und -vorteile der perkutanen Verschlussvorrichtung bei der Behandlung von Patienten mit offenem Foramen ovale sind noch nicht völlig geklärt.
Nicht chirurgische Behandlung: kardiale Vorrichtung
Bei manchen Patienten können ein Kardiologe und ein Neurologe den Verschluss eines offenen Foramen ovale empfehlen.
Meist wird der perkutane Verschluss einer Operation vorgezogen.
Im Rahmen des Verfahrens wird eine Herzkatheteruntersuchung durchgeführt.
Dabei wird der Katheter über eine Leistenvene eingeführt und zum Herzen vorgeschoben.
Man bringt einen Ballon in das offene Foramen ovale ein, um Größe und Position zu bestimmen.
Man führt eine Druckmessung in den Vorhöfen durch.
Man benutzt im Herzen einen kleinen Katheter mit einem Bildwandler, um das Innere zu betrachten.
Zeigt der Herzkatheter, dass das offene Foramen ovale eine entsprechende Größe hat und sich an einem günstigen Ort befindet, der mit diesem Gerät verschlossen werden kann, setzt der Kardiologe dieses Gerät ein, um das Loch zu schließen.