Nierentumor

Ein Nierentumor entsteht durch die Bildung anormalen Gewebes in den Nieren.

Dieser Tumor wird durch das unkontrollierte Zellwachstum verursacht und kann gutartig (nicht kanzerogen) oder bösartig (kanzerogen und möglicherweise tödlich) sein.

Die Niere ist ein Organ der Harnwege, die dazu dienen, Urin zu bilden und auszuscheiden. Die anderen Organe dieses Komplexes sind:

  • Harnleiter
  • Harnblase
  • Harnröhre

Die häufigste Form betrifft vor allem Menschen im Alter von über 40 Jahren und ist das Nierenzellkarzinom (RCC).
Im Allgemeinen tritt es nur in der rechten oder linken Niere auf, es kann aber auch beidseitig vorkommen.
In 1 % der Fälle kann sich der Tumor auf den Harnleiter ausweiten.
Nierentumoren betreffen mehr Männer als Frauen. Tatsächlich gibt es 17,9 Fälle auf 100.000 Männer und etwa 10,3 Fälle auf 100.000 Frauen.

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Inhalt

Typen und Klassifikation des Nierentumors

Nierentumoren wachsen in unterschiedlichen Rhythmen, sie haben unterschiedliche Prognosen und reagieren unterschiedlich auf die Behandlung.

Klarzellkarzinom
Dies stellt eines der häufigsten Arten von Nierenzellkarzinomen dar. Meist kommt es in Familien mit BHD-Syndrom nicht vor, auch wenn vor kurzem einige Ärzte mehr Fälle als erwartet identifiziert haben.
Das Klarzellkarzinom wurde auch bei einigen hybriden Tumoren festgestellt.

Chromophobes Nierenzellkarzinom
Das chromophobe Nierenzellkarzinom gilt im Vergleich zu anderen Formen des RCC als weniger aggressiv.
Meist metastasiert es bei Menschen mit Birt–Hogg–Dubé-Syndrom (BHDS) nicht, auch wenn Fälle von Metastasierung gemeldet wurden.
Das chromophobe Nierenzellkarzinom stellt rund 23 % der Nierenkrebserkrankungen dar, die mit BHDS in Zusammenhang stehen.

Papilläres Nierenzellkarzinom
Obwohl es beim BHD-Syndrom festgestellt wurde, ist das papilläre Nierenzellkarzinom eher selten.
Das papilläre Nierenzellkarzinom (vor allem Typ 2) kann aggressiv sein und Metastasen bilden.

Onkozytom
Onkozytome gelten als gutartige Nierentumoren.
Aber ein Onkozytom kann, auch wenn es gutartig ist, die Nieren schädigen, wenn es in Bereichen wächst, die für die Nierenfunktion oder den Blutfluss wichtig sind.
Diese Tumorart breitet sich nicht in andere Körperregionen aus.
Etwa 3 % der mit BHDS in Zusammenhang stehenden Nierentumoren werden als onkozytär klassifiziert.

Hybrid-Tumor
Hybrid-Tumoren sind eine Kombination zweier Typen.
Unterschiedliche Hybridformen wurden bei BHDS-bedingten Tumoren festgestellt, darunter der onkozytäre, der chromophobe und der klarzellige.
In einer Studie mit 34 Nierentumorpatienten, die mit BHDS in Verbindung stehen, waren 67 % der Tumoren onkozytäre/chromophobe Hybride.

Andere Tumoren
Es gibt andere gutartige Nierentumorarten bei BHDS-Patienten, wie Nieren-Angiomyolipome, die meist gemeinsam mit einer tuberösen Sklerose auftreten.

Ursachen des Nierentumors

Die genaue Ursache dieses Tumors wurde noch nicht ermittelt. Medizinische Forscher gehen davon aus, dass die häufige Exposition gegenüber chemischen Toxinen, Rauchen und Medikamentennebenwirkungen die auslösenden Faktoren für die Entwicklung dieser Krebsart sein können. Raucher haben ein 2- bis 4-mal höheres Risiko als Nichtraucher, daran zu erkranken.
Andere Risikofaktoren sind Alter, Geschlecht, Beruf, Nierenprobleme, langzeitige Dialyse, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und einige genetische Erkrankungen.

Bei Kindern ist die häufigste Form der Wilms-Tumor, während bei Erwachsenen hauptsächlich Nierenzellkarzinome (RCC) und Übergangszellkarzinome beobachtet werden.


Das RCC bildet sich in der Wand des Nephrons, wohingegen das Überganszellkarzinom seinen Ursprung in den Zellen hat, die das Nierenbecken auskleiden.
Bei Erwachsenen geht es in 85 % der Fälle um ein Nierenzellkarzinom.

Symptome des Nierentumors

In den frühen Stadien ist ein Nierentumor asymptomatisch.
Mit Fortschreiten der Erkrankung können einige Symptome auftreten wie:

  • Wiederkehrendes Fieber
  • Müdigkeit
  • Blut im Urin
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Bauchschwellung
  • Rückenschmerzen
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Die Krankheit kann von einer Niere auf die andere und auf andere Organe wie Lungen, Leber, Knochen, Nebenniere, Milz, Dickdarm und Gehirn übergehen.
Die an der erkrankten Niere liegenden Lymphknoten können anschwellen.
Man spricht von einem metastasierenden Nierentumor, wenn er sich auf andere Organe ausbreitet.

Erste Anzeichen und Symptome des Nierenzellkarzinoms
In manchen Fällen ist es schwierig, einen Nierentumor in der Anfangsphase festzustellen, vor allem wenn er in dem Organ eingeschlossen ist, da er sich dadurch nicht deutlich manifestiert.
Die Symptome treten erst mit fortschreitender Erkrankung auf.
Dennoch gibt es einige Anzeichen, die bei der frühzeitigen Diagnose dieser Krankheit helfen können:

    • Blutgerinnsel im Urin (Hämaturie). Der Urin kann rötlich oder hell-orange erscheinen.
    • Anämie aufgrund des Blutverlusts.
    • Blasse Haut.
    • Ständige Infektionen der Nieren, die lange Zeit brauchen, um abzuheilen.

  • Schwache bis schwere Schmerzen, vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule.
  • Bauchschmerzen, die bis in den Rücken ausstrahlen können.
  • Unerklärbarer Gewichtsverlust.
  • Bluthochdruck,
  • Allgemeine Schwäche und Unwohlsein.
  • Wechselfieber und Müdigkeit mit Schweißausbrüchen.
  • Bildung einer Ausbuchtung seitlich des Bauches.
  • Schwellung über den Nieren.
  • Stuhlverstopfung und übermäßiger Durst aufgrund der erhöhten Calciummenge im Blut.
  • Polyzythämie, ein Zustand, bei dem der Volumenanteil der roten Blutkörperchen im Blut erhöht ist.

Da diese Erkrankung viele unterschiedliche Symptome hervorrufen kann, die mit Störungen anderer Organe verwechselt werden können, wird sie manchmal als großer Mime bezeichnet.

 

Nierentumor
Nierentumor
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Diagnose des Nierentumors

Im Allgemeinen verwendet man die Röntgenaufnahme oder das CT, um eine abnorme Ansammlung von Nierenzellen beim Patienten und eine Vaskularisierung festzustellen.

Blutanalysen und Urinuntersuchungen können die Werte bestimmter Substanzen im Körper aufzeigen (zum Beispiel Kreatinin im Blut), die darauf hinweisen, ob die Nieren richtig funktionieren.

Lässt sich das Vorhandensein einer Zellmasse bestätigen, führt der Arzt eine Biopsie durch, um zu überprüfen, ob es sich bei den entnommenen Nierenzellen um Tumorzellen handelt.
Neben diesen Techniken kann man auf Ultraschall zurückgreifen, um Nierenkrebs zu diagnostizieren.
In bestimmten Fällen wird ein Tumor diagnostiziert, wenn er bereits sehr groß ist, zum Beispiel 10 cm oder größer.

 

Stadienbestimmung des Nierentumors

Stadium I: Der Tumor beschränkt sich auf die Niere und ist kleiner als 7 cm. Er breitet sich nicht auf Lymphknoten oder die umliegenden Organe aus.

Stadium II: Der Tumor beschränkt sich auf die Niere und ist größer als 7 cm. Er breitet sich nicht auf Lymphknoten oder die umliegenden Organe aus.

Stadium III: In dieser Phase bestehen unterschiedliche Kombinationen der Kategorien T und N. Diese umfassen Tumoren aller Größen, die sich auf umliegende Lymphknoten oder die großen Venen ausgebreitet haben, die die Nieren mit dem Herzen verbinden (venöser Tumorthrombus). In dieser Phase sind Tumoren, die sich auf andere umliegende Organe ausbreiten oder entfernte Metastasen bilden, nicht enthalten.

Stadium IV: Es bestehen unterschiedliche Kombinationen der Kategorien T, N und M. Diese Phase beinhaltet etwaige Tumoren, die sich auf umliegende Organe wie Colon (Dickdarm) oder die Bauchdecke ausgebreitet haben sowie solche, die Fernmetastasen bilden.

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Therapie des Nierentumors

In den letzten Jahren wurden verschiedene Behandlungsmethoden entwickelt, um Nierentumoren effizient zu kurieren.
Heutzutage wird diese Krebsart vor allem durch:

  • Operation,
  • Kryoablation,
  • Radiofrequenzablation,
  • Embolisation,
  • Chemotherapie,
  • biologische und zielgerichtete Therapien behandelt.

Die Heilung (Genesung) vom Nierentumor ist vor allem bei einer frühzeitigen Diagnose möglich.


Chirurgischer Eingriff
Der chirurgische Eingriff kann auf zwei Arten erfolgen:

  1. Entfernung der befallenen Niere zusammen mit den benachbarten gesunden Geweben und Lymphknoten (Nephrektomie)
  2. Entfernung des Tumors mit einer kleinen Menge gesunden umgebenden Gewebes (partielle Nephrektomie)

Heutzutage kann diese Operation laparoskopisch durchgeführt werden. Dabei werden 3 kleine Einschnitte (kürzer als 1 cm) anstelle eines langen Schnitts vorgenommen.
Alternativ dazu kann man diese Neoplasie mit Kryoablation, Embolisation und Radiofrequenzablation behandeln.

Kryoablation und Radiofrequenzablation
Bei der Kryoablation werden die Krebszellen bei extrem tiefen Temperaturen vereist.
Gewöhnlich wird eine Hohlnadel durch die Haut in den Tumor eingeführt und man verwendet ein unter Druck stehendes Gas in der Nadel, um die Krebszellen zu vereisen.
Bei der Radiofrequenzablation werden die Krebszellen mit elektrischem Strom verbrannt.
Dazu wird eine Spezialnadel in den Tumor eingeführt, die elektrischen Strom übermitteln kann.

Embolisation
Die Embolisation blockiert die Blut- und Sauerstoffzufuhr zum Tumor, um ihn zu verkleinern. Bei diesem Verfahren wird eine spezielle Substanz in das Hauptblutgefäß injiziert, das das Blut zu den Nieren transportiert. Auf diese Weise werden dem Tumor Sauerstoff und Nährstoffe entzogen, die er zu seinem Wachstum benötigt.
Dieses Verfahren wird auch als arterielle Embolisation bezeichnet und wird zuweilen vor einem chirurgischen Eingriff durchgeführt.

Andere Behandlungsoptionen
Wenn sich der Krebs auf andere Körperbereiche ausgebreitet hat, können Chemotherapie, zielgerichtete Therapie oder biologische Therapie erforderlich werden.
Die Chemotherapie verwendet unterschiedliche antitumorale Medikamente, um die bösartigen Zellen zu zerstören. Manchmal geht sie einer Operation voraus.
Die biologische Therapie verwendet spezifische Medikamente, um das Immunsystem zu stimulieren, die Tumorzellen zu zerstören.
Die zielgerichtete Therapie ist eine Behandlungsform, bei der Medikamente verwendet werden, um abnormale Signale zu blockieren, die eine wichtige Rolle beim Wachstum und bei der Ausbreitung des Tumors spielen.
Die Ernährung bei Tumor ist wichtig für die Einschränkung des Tumormassenwachstums.

Nachfolgeuntersuchungen nach einer operativen Entfernung des Tumors oder der Niere, um ein Rezidiv auszuschließen:

  • Arztbesuch alle 6 Monate;
  • Blutanalysen alle 6 Monate, um das Serumkreatinin und andere Parameter der Nierenfunktion zu überprüfen;
  • Ultraschall des Abdomens 3 und 6 Monate nach der Operation;
  • CT des Abdomens einmal im Jahr über die ersten 5 Jahre.

Der Arzt kann hinsichtlich dieses Programms je nach Zustand des Patienten Änderungen empfehlen.

 

Wie hoch ist die Lebenserwartung? Prognose für Patienten mit Nierentumor

Überlebensrate
Die Prognose basiert auf der Überlebensrate von Menschen, die von diesem Tumor betroffen sind.
Die Überlebensrate wird nach der Identifizierung des Tumorstadiums bestimmt.
Bei einem Nierentumor gibt die Überlebensrate die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten fünf Jahre nach der Diagnose an.
Im Durchschnitt überleben über 60% die ersten fünf Jahre.
Aktuellen Studien zufolge überleben 95 % der Patienten in Stadium I fünf Jahre oder mehr mit einer angemessenen Therapie. Dasselbe gilt für 70 % der Patienten im Stadium II.
Die Überlebensrate bei Patienten mit einem Nierentumor in Stadium III kann zwischen 40 % und 70 % variieren, während sie bei Patienten in Stadium IV unter 10 % liegt.

Die Prognose bei metastasierenden Nierentumoren ist sehr schlecht, da sich bei diesen Patienten die Erkrankung bereits in einem sehr fortgeschrittenen Stadium befindet.
Der wichtigste Faktor ist das Krebsstadium, welches die Überlebensrate bestimmt.
Jedoch werden für die Prognose auch andere Faktoren wie Alter, Behandlungserfolg und andere Erkrankungen in Betracht gezogen.

 

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