Karpaltunnelsyndrom

 

Karpaltunnelsyndrom

Das Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Neuropathie der oberen Gliedmaße; es besteht in der Kompression bzw. Einklemmung des Mittelarmnervs wegen Verengung des Karpaltunnels.


Entzündet sich das quer verlaufende Karpalband, schwillt es an und drückt somit gegen die im Tunnel befindlichen Strukturen, darunter der Mittelarmnerv.
Auch eine Sehnenscheidenentzündung der Beugersehnen kann diesen Umstand verursachen, denn wenn die Sehnen anschwellen, reduziert sich der Tunneldurchmesser und der Mittelhandnerv wird abgeschnürt.

 

Die Neuropathie des Karpaltunnels trifft Frauen dreimal häufiger als Männer, besonders Frauen in den Wechseljahren. In der Bevölkerung leidet hauptsächlich die Altersgruppe zwischen 50 und 65 Jahren am  Karpaltunnelsyndrom. In den meisten Fällen tritt die Krankheit beidseitig und zusammen mit dem Schnappfinger auf.

 

Inhalt

Was ist der Karpaltunnel? Anatomie der Knochen, Nerven und Sehnen

Der Karpaltunnel ist ein anatomischer Durchgang auf der Höhe des Handgelenks und wird auch als Karpalkanal bezeichnet. Er wird hinten durch die Handwurzelknochen und vorn durch das Karpalband begrenzt.
Dieses Band hat seinen Ursprung in den Knochen Kahnbein und großes Vieleckbein auf der einen Seite und fügt sind in Hakenbein und Erbsenbein. Das Karpalband verläuft quer und ähnelt einem halben Armband. Im Karpaltunnel verlaufen die Sehnen der Beugemuskeln von Hand, Fingern und Daumen. Der Mittelarmnerv (Nervus medianus) und die Blutgefäße laufen durch den Tunnel, zusammen mit den Sehnenstrukturen.

Was sind die Ursachen der Karpaltunnelneuropathie?

Es gibt verschiedene Ursachen für das Karpaltunnelsyndrom, die Veranlagung spielt eine wichtige Rolle beim Auftreten dieser Krankheit.
Bei den meisten Patienten handelt es sich um Frauen in der Zeit nach der Menopause, welche sich negativ auf die Sehnen auswirkt. Wiederholende Tätigkeiten, bei denen Handgelenk und Finger beugende und streckende Bewegungen ausüben, sind die häufigste Ursache, wenn Beschäftigung und Arbeit eine Rolle spielen.

Junge Männer, die unter dem Karpaltunnelsyndrom leiden, üben häufig schwere Arbeiten aus, wie die des Maurers. Betroffene Frauen finden sich besonders in den Berufsgruppen Schneiderin, Hausfrau, Köchin, Packerin, Fabrikarbeiterin.

In der Stillzeit kann die Mutter eine Entzündung der Handbeugersehnen entwickeln, weil diese durch das Halten des Kindes häufig überstrapaziert werden.
Weitere Faktoren können das Auftreten des Karpaltunnelsyndroms beeinflussen: Schilddrüsenunterfunktion, Schwangerschaft, Bindegewebserkrankungen, rheumatische Erkrankungen wie rheumatische Arthritis, Diabetes mellitus, Arthrose und Handgelenkfrakturen.

Es besteht die landläufige Meinung, dass langes Arbeiten am Computer das Karpaltunnelsyndrom hervorrufen kann, die Verwendung der PC-Mouse ist jedoch nicht für diese Störung verantwortlich.

 

 

Was sind die Zeichen und Symptome des Karpaltunnelsyndroms?

Die Erkrankung des Karpaltunnels hat eine langsame, stufenweise Entwicklung und beginnt mit Kribbeln, Gefühl der Schwellung und Schmerzen in den ersten drei Fingern, sowie im Innenbereich des Ringfingers. Im ersten Krankheitsstadium tritt das Taubheitsgefühl nur nachts und eine Stunde nach dem Aufstehen auf.

Wird nicht therapiert, kann es zu Minderung und Verlust des Tastgefühls kommen, auch tagsüber. Betroffen sind Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und Ringfinger, entsprechend dem Versorgungsgebiet des Nervus medianus; bei Beschwerden in nur einem oder zwei Fingern kann man nicht von Karpaltunnelsyndrom sprechen, die Ursache wäre in diesem Fall woanders zu suchen. Im fortgeschrittenen Stadium führt die Entzündung des Mittelarmnervs zu Schmerzen im Handgelenk und kann sich bis in den Unterarm ziehen, ähnlich wie bei einer Epicondylitis.

Mit der Zeit kommt es zu einer erhöhten Handmuskelschwäche, besonders des Thenar. Dies führt zu Schwierigkeiten beim Greifen von Gegenständen, Nähen, Ballen einer Faust usw. Es kommt häufig vor, dass jemand, der unter dem Karpaltunnelsyndrom leidet, nachts schlecht schläft und wegen Schmerzen und Kribbeln aufwacht; normalerweise haben diese Personen auch schwächere und krankheitsanfälligere Sehnen als andere. Oft gehen diese Patienten wegen Krankheiten wie „De Quervain“, Sehnenverletzungen, oder Schnappfinger zum Arzt.

Wie erfolgt die Diagnose des Karpaltunnelsyndroms?

Der zuständige Arzt ist in diesem Fall der Orthopäde. Das Karpaltunnelsyndrom wird anhand einer Analyse von Anamnese und körperlicher Untersuchung diagnostiziert. Der Arzt stellt Fragen zu Symptomen und in Zusammenhang stehenden Krankheiten. Er muss die gesamte obere Gliedmaße und den Hals untersuchen, um zu erkennen, ob die Symptome durch eine Überlastung oder andere Krankheiten bedingt sind. Somit kann er andere Schmerzumstände ausschließen, die dem Karpaltunnelsyndrom ähneln.

Der Arzt untersucht das Handgelenk visuell und manuell auf eventuelle Störungen; dann überprüft er die Bewegungsfähigkeit von Handgelenk und Fingern auf der Suche nach Einschränkungen. Gewöhnlich kann der Arzt das Karpaltunnelsyndrom bei Untersuchung des Handgelenks durch Analyse von Steifheit, Schwellung und Reflexen diagnostizieren.

Auch die Finger müssen begutachtet werden, um festzustellen, welche durch das Kribbeln betroffen sind. Der Arzt untersucht die Muskelkraft des Daumenballens (Thenar) und sucht  Anzeichen von Muskelschwund (Atrophie); er kann das kranke und das beschwerdefreie Handgelenk miteinander vergleichen.

Es gibt zwei Testverfahren, um die Symptome des Karpaltunnelsyndroms zu erzeugen:

  • Tinel-Test: Der Arzt klopft auf der innengelegenen Seite des Handgelenks mit Hammer oder zwei Fingern auf den Mittelarmnerv; spürt der Patient ein Kribbeln oder elektrisierendes Gefühl, ist der Test positiv.
  • Phanel-Manöver: Ellbogen auf Schulterhöhe und die Unterarme senkrecht halten; um die Finger nach unten zu führen, müssen die Handrücken vereint werden, die Handgelenke müssen rechtwinklig stehen.

Der Test ist positiv, wenn die Taubheit bzw. das  Kribbelgefühl in Fingern und Händen innerhalb einer Minute zunimmt.  In dieser Position wird der Mittelarmnerv verlängert. Zur Differentialdiagnose muss der Arzt andere Pathologien ausschließen, besonders Frakturen und Arthritis.  Er kann zum Besuch eines Neurologen oder eines Handchirurgen raten, wenn eine Fachbehandlung notwendig ist.

 

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Welche diagnostischen Untersuchungen sind zur Bestätigung des Karpaltunnelsyndroms notwendig?

Ein Röntgenbild des Handgelenks kann hilfreich sein, um andere Schmerzursachen wie Frakturen oder Arthritis auszuschließen. Magnetresonanz und Ultraschall zeigen die Gewebe des Handgelenks, sind aber nicht hilfreich bei der Diagnose des Karpaltunnelsyndroms. Der Arzt kann eine Blutuntersuchung anordnen, um Krankheiten zu erkennen, die mit dem Karpaltunnelsyndrom in Verbindung stehen, wie Diabetes oder Arthritis.

Die besten Testverfahren zur Bestätigung der Diagnose sind:

  • EMG (Elektromyographie): misst die kleinen Stromstöße, die in den Muskeln produziert werden, und zeigt das Ausmaß des Nervenschadens. Kleine Nadeln müssen dazu in den Muskel gesteckt werden. Stromtätigkeit in der Ruhephase und wie der Muskel angespannt wird geben Aussagen über die Schwere der Verletzung des Mittelarmnervs.
  • Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit: misst die Geschwindigkeit, mit der die Nerven elektrische Impulse weiterleiten. Der Arzt befestigt zwei Elektroden an Hand und Handgelenk und sendet kleine Stromstöße aus. Wird der Impuls im Karpaltunnel langsamer, ist der Test positiv.

 

Behandlung, natürliche Heilmittel und chirurgischer Eingriff bei Karpaltunnelsyndrom

Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden:

  • Zunächst Ruhestellung von Hand, Handgelenk und Unterarm für 3 Wochen. Es ist wichtig, Lebensgewohnheiten zu ändern, um die wiederholenden Bewegungen zu vermeiden, die zur Verschlimmerung der Symptome führen würden. Eispacks (Kältetherapie) können zur Abschwellung beitragen. Der Arzt kann eine Schiene zur Ruhigstellung des Handgelenks empfehlen. Ein Beugen des Handgelenks ist zu vermeiden, da in dieser Position der Druck auf den Mittelarmnerv zunimmt und die Symptome verschlimmern. Wird die Schiene nachts getragen, können Schmerzen, Kribbeln und Taubheit vermieden werden; sie ist in Apotheken oder im Internet erhältlich.
  • Es gibt verschiedene Medikamente zur Behandlung des Karpaltunnelsyndroms.  Vitamin B6 kann einige Symptome lindern, aber es gibt dafür keinen wissenschaftlichen Nachweis. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Brufen oder Voltaren können Schmerz und Entzündung lindern, aber ihre Wirksamkeit ist fraglich und als Nebenwirkungen können Unterleibsbeschwerden und Magengeschwüre auftreten. Medikamente auf Kortisonbasis (wie Bentelan) können in Tablettenform eingenommen oder direkt ins Handgelenk gespritzt werden. Sie helfen, die Schwellung zu mindern und den Druck vom Mittelarmnerv zu nehmen, aber Achtung: Steroide können Diabetes verschlimmern, da sie die Insulin-Regulierung erschweren. Die Einnahme von Kortison muss vom Arzt verschrieben werden. Der Orthopäde kann Kortison-Infiltrationen ins Handgelenk spritzen, in den leichteren Fällen kann dies zur Heilung des Patienten führen.
  • Für eine vorübergehende Linderung der Symptome empfiehlt es sich, die Finger zu bewegen, die Hand zu schaukeln und beim Schlafen das Handgelenk aus dem Bett hängen zu lassen. Ein Physiotherapeut kann den Patienten hilfreich unterstützen, indem er ihm Übungen zur Stärkung und Dehnung des Handgelenks erklärt und dessen Haltung korrigiert, besonders bei der Arbeit am PC. All diese Mittel lindern die Symptome ohne Apotheke und Chirurgie.

 

Kinesio taping,KarpaltunnelKinesio Taping für den Karpaltunnel

Wirkung: drainierend. Form: ein ”I”-Streifen. Länge: 20-25 cm. Den Streifen mit Hilfe von zwei Löchern am Mittel- und Ringfinger verankern. Das Band ohne Spannung bei gestrecktem Handgelenk anbringen.

 

Chirurgischer Eingriff bei Karpaltunnelsyndrom

Bringen konservative Behandlungsmethoden bzw. Medikamente nicht den erwünschten Erfolg und dauern die Symptome länger als sechs Monate an, sollte ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden. Die Operation besteht in der Befreiung bzw. Druckentlastung des Karpaltunnels. Der Chirurg öffnet den Karpaltunnel und durchtrennt das Gewebeband (Ligament) am Handgelenk, um den Mittelarmnerv vom Druck zu entlasten.

Die Dekompression des Karpaltunnels gehört zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen.

Der Schnitt wird in Lokalanästhesie durchgeführt, da es sich um einen kleinen, chirurgischen Eingriff handelt. Der Patient kann am selben Tag wieder nach Hause gehen (ambulante Chirurgie).

Es gibt zwei verschiedene Vorgehensweisen, um den Karpaltunnel zu erweitern:

  • Bei der offenen Operation macht der Arzt einen einzigen Schnitt auf der Handfläche und befreit das querverlaufende Band der Handwurzel.
  • Bei einer Arthroskopie führt der Chirurg einen Doppelschnitt aus: in der Handfläche und am Handgelenk. Dann wird ein kleiner Schlauch zur Visualisierung des inneren Gewebes auf einem Bildschirm, sowie ein Messer zum Schneiden des Bandes eingeführt. Dieser Vorgang ist als minimal-invasiv zu bezeichnen und hat weniger Narben und Steifheit zur Folge.

 

Karpaltunnelsyndrom Welche Komplikationen können beim Karpaltunnelsyndrom auftreten?

 

  • Infektion;
  • Nervenschädigung;
  • Fehler während des Eingriffs beim Durchtrennen des Bandes;
  • Versteifung; Blutungen;
  • andauernder Schmerz im Handgelenk;
  • Rückfall des Karpaltunnelsyndroms;
  • Narbe.

 

 

Wie erfolgt die Nachbehandlung?

Der Arzt muss für einige Tage einen Handverband anlegen. Es empfiehlt sich, die Hand für 2 Tage hoch zu halten, damit sie abschwellen kann.
In den ersten 24-48 Stunden kann das Handgelenk mit Eis gekühlt werden (mäßige Kälte), um die Entzündung zu lindern.

Nach dem Eingriff am Karpaltunnel kann Krankengymnastik durchgeführt werden, um Kraft und Bewegungsumfang  wiederzugewinnen und die Operationsnarbe abzulösen. In den meisten Fällen verläuft der Karpaltunneleingriff restlos erfolgreich oder es kommt zu einer wesentlichen Besserung der Symptome.

 

Wie ist die Heilungsprognose nach einer OP?

Circa 60% der am Karpaltunnel operierten Patienten sind in der Lage, die Tätigkeiten des tägliches Lebens ohne das Auftreten von Symptomen durchzuführen, nur   20% behält chronische Schmerzen. Die Zeiten zur vollständigen Genesung liegen bei 10-15 Tagen bei jeder Art von chirurgischem Eingriff.

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