Verschobene Schlüsselbeinfraktur

Verschoben Schlüsselbeinfraktur

Die Schlüsselbeinfraktur ist eine relativ häufige Verletzung, vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen. Das Schlüsselbein verbindet den oberen Teil des Brustbeins mit dem Schulterblatt.
Zu den häufigsten Ursachen einer Fraktur zählen Stürze, Sportverletzungen und Verkehrsunfälle.
Neugeborene können sich das Schlüsselbein manchmal bei der Geburt brechen.

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Übung für die Schulter
© Massimo Defilippo

Einfache Schlüsselbeinfrakturen heilen unter Eis, Schmerzmitteln, Physiotherapie und Ruhigstellung.
Eine komplexe Fraktur hingegen kann eine Operation erfordern, um den gebrochenen Knochen zu reponieren und mit Platten, Schrauben oder Stangen zu fixieren. Das Schlüsselbein ist ein langer Knochen, der den Schultergürtel mit dem Rumpf verbindet.
Es verleiht der oberen Extremität Halt und Beweglichkeit.
Schlüsselbeinfrakturen machen 5 % aller Frakturen und etwa 50 % der Unfälle im Bereich des Schultergürtels aus.
Zudem sind sie die häufigsten Frakturen im Jugendalter. Unvollständige oder Grünholzfrakturen kommen bei Kindern häufig vor.
Die meisten dieser Frakturen sind nicht verschoben und verheilen ohne Probleme.
Bei Stürzen mit dem Motorrad oder Fahrrad ist eine Fraktur mit übereinander geschobenen Knochenstümpfen wahrscheinlich.
Anatomisch gesehen fixieren das akromioklavikulare Band und das korakoakromiale Band das Schlüsselbein seitlich am Schulterblatt.
Das sternoklavikulare Band und das kostoklavikulare Band verankern das Schlüsselbein in der Mitte.
Der Musculus sternocleidomastoideus (Kopfnicker) und der Musculus subclavius (Unterschlüsselbeinmuskel) haben ihre Ansatzpunkte am Schlüsselbein. Das Schlüsselbein schützt auch den Plexus brachialis (Armnervengeflecht), die Lunge und die Blutgefäße.
Nur selten haben Patienten gleichzeitig eine Schlüsselbeinfraktur und eine Schulterblattfraktur oder einen Armbruch.

 

Inhalt

Wer ist betroffen?

Das jährliche Aufkommen von Schlüsselbeinfrakturen beläuft sich auf 30 bis 60 Fälle auf 100.000 Einwohner. Die Mehrzahl der Schlüsselbeinfrakturen ist gutartig, aber sie können auch mit intrathorakalen Verletzungen einhergehen. Komplikationen können je nach Lage der Fraktur variieren.
Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen bei Schlüsselbeinfrakturen liegt bei 2:1.

 

Wie alt sind die Betroffenen?

Schlüsselbeinfrakturen sind die häufigsten pädiatrischen Frakturen.
Sie können im Neugeborenenalter vor allem nach einer schweren Geburt auftreten. Fast die Hälfte aller Schlüsselbeinfrakturen ereignet sich bei Kindern mit einem Alter unter 7 Jahren.
Ein großes Vorkommen von Schlüsselbeinfrakturen gibt es bei Männern unter 30 Jahren vor allem durch Sportverletzungen.
Auch ältere Menschen können eine Schlüsselbeinfraktur infolge eines Sturzes und aufgrund von Osteoporose erleiden.

 

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Test bei Schlüsselbeinfraktur
© Peter Atkins – Fotolia.com

Klassifizierung der Schlüsselbeinfraktur

Schlüsselbeinfrakturen können mechanisch und anatomisch in 3 Typen eingeordnet werden.
Etwa 80 % der Schlüsselbeinfrakturen ereignen sich im mittleren Drittel, 15% betreffen das distale oder laterale Drittel und weniger als 5% ereignen sich im proximalen oder medialen Drittel.
Die meisten Frakturen des ersten Typs treten mittig am korakoklavikularen Band auf, und zwar am Schnittpunkt zwischen dem mittleren und äußeren Drittel des Schlüsselbeins.
Das proximale Fragment verschiebt sich aufgrund des Zugs durch den Musculus sternocleidomastoideus (Kopfnicker) nach oben.
Frakturen des lateralen Drittels sind meist die Folge eines direkten Schlags auf die Oberseite der Schulter. Diese Frakturen treten distal am korakoklavikularen Band auf und werden in 3 Untertypen eingeordnet:

  • unverschobene Fraktur ohne Verletzung des korakoklavikularen Bands;
  • unverschobene Fraktur mit Riss des korakoklavikularen Bands;
    meist wird das proximale Segment des Schlüsselbeins vom Musculus sternocleidomastoideus nach oben gezogen;
  • Frakturen, die die Gelenkoberfläche des Akromioklavikulargelenks (Schultereckgelenk) in Mitleidenschaft ziehen.

Frakturen des mittleren Drittels ereignen sich infolge eines direkten Schlags von vorn gegen die Brust.
Eine akribische Suche nach damit verbundenen Verletzungen sollte all diese Frakturen begleiten, denn damit sich ein Schlüsselbeinbruch in diesem Bereich ereignet, muss eine erhebliche Kraft einwirken.

 

Ursachen für eine Schlüsselbeinfraktur

Die Hauptursachen sind:

  • Stürze auf die Schulter oder auf den ausgestreckten Arm;
  • direkte Traumen an der Schulter bei Sportwettkämpfen;
  • Traumen durch Verkehrsunfälle;
  • Neonatale Traumen bei der Geburt.

 

Symptome einer Schlüsselbeinfraktur

Schlüsselbeinfrakturen können sehr schmerzhaft sein und die Bewegung des Arms erheblich erschweren.
Ein Patient mit einer Schlüsselbeinfraktur kann sich mit folgenden Anzeichen und Symptomen vorstellen:

  • Die betroffene Extremität wird nahe am Körper gehalten.
  • Die Luxation der Schulter ereignet sich infolge des Stabilitätsverlusts.
  • Steifigkeit.
  • Knirschen der Bruchstelle (Krepitation).
  • Schwellung.
  • Verformung auf Höhe der Verletzung und möglicherweise eine akromioklavikulare Diastase.
  • Schmerzbedingte Unfähigkeit, den Arm zu heben.
  • Schulterschmerzen im vorderen Bereich.
  • Hämatom, insbesondere wenn es sich um eine verschobene oder Mehrfachfraktur handelt.
  • Blutung bei einer offenen Fraktur (selten).
  • Verringertes Atemgeräusch beim Abhören (Auskultation). Weist auf einen möglichen Pneumothorax hin.
  • Verringerung des Pulsschlags oder Anzeichen einer verringerten Durchblutung. Weist auf ein Gefäßproblem hin.
  • Gefühlsverlust oder distale Schwäche. Lässt eine Beeinträchtigung des Nervensystems vermuten.
  • Nichtnutzung des Arms der betroffenen Seite bei Neugeborenen.

 

Diagnose einer Schlüsselbeinfraktur

Körperliche Untersuchung
Der Arzt begutachtet die Schulter und sucht nach berührungsempfindlichen Stellen.
Danach versucht er, den Arm zu bewegen, um zu verstehen, ob die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist.
Wenn der Arzt eine Fraktur vermutet, verordnet er diagnostische Untersuchungen an.

 

Gerätediagnostische Untersuchungen

Bei Verdacht auf eine Schlüsselbeinfraktur muss eine Radiographie durchgeführt werden. Anfangs können die Röntgenaufnahmen unauffällig erscheinen, auch wenn die klinische Untersuchung einen Verdacht ergibt.
In diesem Fall sollte der Arm ruhiggestellt und die Radiographie nach 7-10 Tagen wiederholt werden, wenn die Symptome weiterhin bestehen.

Ein CT kann notwendig werden, da eine Radiographie des Schlüsselbeins aufgrund der Überlagerung der umgebenden Strukturen eine Fraktur nicht immer deutlich aufzeigen kann.

Eine Echographie kann etwaige Schlüsselbeinfrakturen nur bei Kindern diagnostizieren. Der Ultraschall ist im Gegensatz zur Radiographie unschädlich und weist im Vergleich zur Röntgenaufnahme eine 95-96%ige Genauigkeit auf.

Es können weitere Untersuchungen nötig sein, sofern sie klinisch indiziert sind, um mögliche Begleitverletzungen zu bewerten:

  • Röntgenaufnahme des Thorax, wenn der Verdacht auf einen Pneumothorax besteht;
  • Angiographie, wenn der Verdacht auf Gefäßverletzungen besteht.

Nicht-operative Behandlung bei Schlüsselbeinbruch

Wenn sich die Enden der gebrochenen Knochen nicht verschoben haben und korrekt ausgerichtet sind, ist möglicherweise kein chirurgischer Eingriff nötig.

Meist wird zur Erleichterung für den Patienten und um die Knochenfragmente in Kontaktposition zu halten, Folgendes verwendet:

  • eine einfache Orthese für den Arm;
  • ein Verband, der den Arm am Brustkorb fixiert;
  • ein Rucksackverband.
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Rucksackverband bei Schlüsselbeinbruch
© Massimo Defilippo

Am Schlüsselbein wird kein Gipsverband angelegt.
Diese Hilfsmittel werden verwendet, um den Humerus (Oberarmknochen) zu stützen und ihn während des Heilungsprozesses in Position zu halten.
Ein Schmerzmittel (wie Paracetamol) kann helfen, die Symptome zu lindern, während die Fraktur zusammenwächst.
Während der Zeit der Ruhigstellung durch die Orthese geht sehr viel an Muskelkraft verloren.
Der Rucksackverband kann zu Sensibilitätsverlust in den Händen und Fingerspitzen führen. Dies ist normalerweise ein vorübergehendes Symptom, das nach Abnahme des Verbandes nach und nach wieder vergeht.
Sobald der Knochen zu heilen beginnt und der Schmerz nachlässt, kann der Arzt leichte physiokinetische Übungen für die Schulter und den Ellenbogen empfehlen.
Diese Übungen helfen, einer Steifigkeit der Muskeln und Gelenke sowie einer Muskelschwäche vorzubeugen. Schwerere Übungen können nach und nach begonnen werden, wenn die Fraktur fast ausgeheilt ist.

Während der Genesung müssen regelmäßig medizinische Untersuchungen und Kontrollen durchgeführt werden. Wenn die Fraktur verheilt ist, muss erneut eine Radiographie zur Kontrolle erfolgen, um sicherzustellen, dass die Fraktur in korrekter Position zusammengewachsen ist.
Nach der Genesung können schrittweise die täglichen Aktivitäten wieder aufgenommen werden.
Vor Abschluss der Heilung könnte sich ein Knochenfragment von seiner anatomischen Position entfernen. Es ist daher wichtig, mit dem Arzt ein Rehabilitationsprogramm aufzustellen, das den Knochen in seiner Position hält.
Wenn sich die Knochenfragmente bewegen und der Knochen in einer falschen Position zusammenwächst, bildet sich eine Pseudarthrose.
In diesem Fall wird die Behandlung nach der knöchernen „Fehlbildung“ und ihrem Einfluss auf die Beweglichkeit des Arms bestimmt.
Wenn die Fraktur verheilt ist, kann man über dem Bereich der Verletzung eine knöcherne Erhebung verspüren.
Meist nimmt diese mit der Zeit ab, eine kleine Erhebung kann allerdings permanent zurückbleiben.

Wie sollte man schlafen?
Die beste Schlafposition ist in Rückenlage (Bauch nach oben). Einige Patienten können auch auf der gesunden Seite schlafen, während sie die Orthese tragen.

 

Operation bei einer verschobenen Schlüsselbeinfraktur

Wenn die Fragmente nicht richtig ausgerichtet sind, kann der Arzt eine Operation empfehlen.
Mithilfe der Operation können die Enden der Knochenteile ausgerichtet und für die Dauer der Heilung in der richtigen Position fixiert werden. Diese Behandlung kann die Schulterkraft verbessern, nachdem die Fraktur verheilt ist.


Wann sollte man operieren?
Heute bevorzugen Chirurgen, nicht zu operieren, um das Risiko einer Verletzung von Nerven und Blutgefäßen zu vermeiden.
Während des Eingriffs werden die Knochenstümpfe an ihren Platz reponiert und mit speziellen Schrauben und Platten oder Kirschnerdrähten (Metalldraht) fixiert.
Nach der Operation ist es möglich, dass ein kleiner Hautbereich um den Einschnitt gefühllos bleibt.
Diese Störung vergeht mit der Zeit. Da sich über dem Schlüsselbein wenig Fettgewebe befindet, kann man manchmal die chirurgische Platte durch die Haut fühlen.

Entfernung von Schrauben und Platten
Die Platten und Schrauben werden in der Regel nach der Genesung nur entfernt, wenn sie Beschwerden verursachen. Manchmal können Rucksäcke und Sicherheitsgurte den Bereich des Schlüsselbeins reizen. Wenn dies geschieht, kann man die Platten und Schrauben entfernen, nachdem die Fraktur verheilt ist.
Nägel werden verwendet, um die Fraktur in der richtigen Position zu halten, nachdem die Knochenenden reponiert wurden.
Meist sind die Einschnitte zum Einsetzen der Nägel kleiner, als die für die Platten verwendeten.
Die Nägel reizen oft die Haut dort, wo sie eingesetzt wurden, und werden meist nach dem Verheilen der Fraktur entfernt.

 

Folgen der Operation

Das Risiko von Komplikationen ist bei Patienten, die rauchen, an Diabetes leiden oder älter sind, größer.
Folgen können während und nach der Operation auftreten.
Sprechen Sie auf alle Fälle mit dem Arzt über die Risiken und Vorteile der Operation einer Schlüsselbeinfraktur, bevor Sie sich einem Eingriff unterziehen.
Zudem bestehen Risiken, die bei jeder Art von chirurgischem Eingriff möglich sind, darunter:

  • Infektionen
  • Hämorrhagie
  • Schulterschmerzen
  • Tiefe Beinvenenthrombose
  • Schäden an Blutgefäßen oder Nerven
  • Übelkeit


Die spezifischen Risiken bei der Operation eines Schlüsselbeinbruchs sind:

  • Schwierigkeiten bei der Knochenheilung
  • Lungenverletzung
  • Reizungen durch Platten und Schrauben

Bewegungen mit erhobenem Arm und anstrengende Tätigkeiten, die erfolgen ehe der Arzt seine Zustimmung dazu gegeben hat, können zu einer Verschiebung der Knochenfragmente führen.
Sobald die Fraktur vollständig verheilt ist, kann man auf sichere Weise zu sportlichen Aktivitäten zurückkehren.

 

Wie lange dauert die Heilung? Prognose

Die Genesungszeit hängt von der Schwere der Fraktur, dem Alter des Patienten, dem Geschlecht und der durchgeführten Behandlung ab.
Die Heilungszeit kann sich verlängern, wenn der Patient Raucher oder Diabetiker ist.

Meistens können die Betroffenen innerhalb von 3 Monaten nach dem Unfall wieder ihrer normalen Beschäftigung nachgehen.
Der Arzt entscheidet, wann die Fraktur ausreichend stabil ist, damit man seine Alltagstätigkeiten wieder aufnehmen kann.
Nur selten entscheidet sich ein Orthopäde, das Schlüsselbein zu operieren, vor allem, wenn eine der häufigeren Verletzungen mit nur zwei Fragmenten vorliegt.
Eine unverschobene Schlüsselbeinfraktur heilt bei Jugendlichen und Erwachsenen in etwa zwei Monaten.
Wenn es sich um einen verschobenen Bruch handelt, können 3 bis 6 Monate erforderlich sein. Wenn der Patient eine Magnetfeldtherapie in Anspruch nimmt, kann die Zeit zur Bildung von Knochenkallus um bis zu 50 % verkürzt werden.

 

Physiotherapie und Rehabilitation

Einige Übungen aus der Physiokinesitherapie und Rehabilitation können helfen, die Durchblutung wiederherzustellen und die Schulter zu stärken.

Der Arzt kann ein Trainingsprogramm für zuhause verordnen, es wird jedoch empfohlen, sich für die verschiedenen Phasen der Rehabilitation in die Hände eines Physiotherapeuten zu begeben.
Normalerweise beginnen Rehabilitationsprogramme mit sanften Bewegungen. Kräftigungsübungen für die Muskeln werden eingefügt, während der Bruch heilt.
Auch wenn die Rehabilitation langwierig erscheinen mag, ist sie doch von grundlegender Bedeutung, um zu den normalen Alltagsaktivitäten zurückkehren zu können.
Es gibt dabei keine Bewegungen, die man vermeiden sollte. Vielmehr kann der Arm in alle Richtungen bewegt werden, bei denen keine Schmerzen zu verspüren sind.

 

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