Lendenwirbelbruch

Lendenwirbelbruch

Lendenwirbelbrüche entstehen durch starke Krafteinwirkung, aufgrund einer krankheitsbedingten Schwäche oder einer Kombination aus beidem.


Osteoporose ist eine häufige Ursache für Frakturen der Lendenwirbel, vor allem bei Frauen in den Wechseljahren.

Osteoporosebedingte Wirbelsäulenfrakturen können ohne augenscheinliche Traumen auftreten.
Wichtig ist eine akkurate Diagnose, um einen Tumor der Wirbelsäule auszuschließen.

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Rehabilitationsübung bei Lendenwirbelfraktur.

Die fünf Lendenwirbel sind die größten und stärksten Wirbel der gesamten Wirbelsäule. Diese Knochen bilden den unteren Teil des Rückens.
Die Lendenwirbelsäule beginnt unterhalb der letzten Rippe und reicht bis zum Kreuzbein.
Die stärksten stabilisierenden Muskeln der Wirbelsäule setzen in diesem Abschnitt an.

  1. Eine Wirbelfraktur ohne Verletzung des Rückenmarks verursacht keine neurologischen Schäden.
  2. Eine Wirbelfraktur mit Verletzung des Rückenmarks verursacht neurologische Schäden mit neurologischem Defizit.

 

Inhalt

Häufigkeit von Lenden- und Halswirbelbrüchen

Die meisten Frakturen der Lendenwirbelsäule, die eine chirurgische Versorgung erforderlich machen, liegen auf Höhe von Th12 (Brustwirbel), L1 oder L2 (Lendenwirbel).
Diese Verletzungen haben vor allem traumatische Ursachen; Lendenwirbelfrakturen, denen kein Trauma zugrunde liegt, sind dagegen meist osteoporosebedingt.

Die National Osteoporosis Foundation (NOF) schätzt, dass derzeit 10 Millionen US-Amerikaner an Osteoporose und 34 Millionen an Osteopenie (Vorstufe der Osteoporose, es besteht eine leicht verminderte Knochendichte) leiden.
Im Jahr 2005 war Osteoporose die Ursache für mehr als 2 Millionen Knochenbrüche, davon waren etwa 547.000 Wirbelbrüche.

 

Sterblichkeit

Sterblichkeit in Verbindung mit einer Lendenwirbelfraktur kommt selten vor. Dennoch kann es sich um eine gravierende Verletzung handeln.

 

Geschlecht

Osteoporose trifft vor allem Frauen in den Wechseljahren.
Handgelenksfrakturen und Wirbelbrüche treten in der Regel bei Frauen mit Typ-I-Osteoporose zwischen 51 und 65 Jahren auf. Östrogenmangel gehört zu den wichtigsten Risikofaktoren für niedrige Knochendichte.
Der Typ-II-Osteoporose (senile Osteoporose) tritt nach dem 75. Lebensjahr auf, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.

 

Alter

Die meisten Frakturen der Lendenwirbel, die junge Menschen und Personen mittleren Alters treffen, sind traumatischen Ursprungs.
Stürze mit heftigem Aufprall können einen Bruch des Knochens bewirken, während die Sicherheitsgurte im Auto bei Schleudertrauma zu Keilfrakturen führen können.

 

Ursachen für Frakturen der Lendenwirbelsäule

Nach Erkenntnissen der amerikanischen Akademie der Orthopädiechirurgen tritt die Mehrzahl der lumbalen Wirbelbrüche in Folge eines Traumas auf. Nach Dr. Keith Wilkinson von der Michigan State University entstehen etwa 40% der Lendenwirbelfrakturen bei einem Autounfall,  20% durch Stürze und die restlichen 40% durch Feuerwaffen, andere Unfälle oder Erkrankungen.
Vor allem jüngere Menschen unter 30 sind betroffen. Das Auftreten von Kompressionsfrakturen wird durch eine mangelnde Knochendichte begünstigt und betrifft vorwiegend ältere Frauen.

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Klassifikation

  • Stabile Wirbelfraktur – verursacht keine Deformierung der Wirbelsäule oder neurologischen Probleme. Bei einer stabilen Wirbelfraktur ist die Wirbelsäule noch in der Lage, das Körpergewicht zu tragen und ausreichend zu verteilen.
    Der Wirbelkörper kann verformt sein, aber der hintere Wirbelteil ist intakt.
  • Instabile Wirbelfraktur – die Wirbelsäule hat Probleme, das Körpergewicht zu tragen und zu verteilen. Unbehandelte instabile Brüche können ihren Zustand verschlechtern und weitere Schäden hervorrufen. Der Wirbelkörper verletzt sich zusammen mit den hinteren Wirbelsäulenstrukturen (Wirbelbogen und Facettengelenke).
    Die hintere Wirbelsäule kann sich bei Kompression, Rotation oder Lateralflexion deformieren. In der Regel bildet sich eine posttraumatische Kyphose (Rundrücken) und es treten fortschreitende neurologische Symptome auf.

Lumbalfraktur

Frakturformen je nach Art der Verletzung

Extensionsfrakturen
Ein lumbaler Wirbelbruch kann bei einem in Extension erfolgten Verkehrsunfall entstehen, wie plötzliches Bremsen, bei der die Wirbel durch die Kraft des Sicherheitsgurtes voneinander entfernt werden.

Flexionsfrakturen
Hier erfolgt eine weitere Unterteilung in Kompressions- und Berstungsbrüche.

Kompressionsfraktur. Der vordere Wirbelteil (Körper) bricht ein und verliert an Höhe, der hintere Teil bleibt intakt; in der Regel ist diese Form der Wirbelfraktur stabil und verursacht nur selten neurologische Probleme.
Kompressionsfrakturen werden normalerweise durch eine von oben kommende Kraft hervorgerufen, die eine Stauchung der Lendenwirbel bewirkt.
In der Regel werden diese Brüche durch eine plötzliche Beschleunigung oder Abbremsung hervorgerufen: der Druck wird über die Wirbelsäule übertragen und staucht die Wirbel auf allen Seiten.

Berstungsbruch. Der Wirbel verliert sowohl vorn als auch hinten an Höhe. Gewöhnlich entsteht er bei einem Sturz auf die Füße aus großer Höhe.

Die Frakturen können den Wirbel zuweilen auch nach hinten in den Wirbelkanal schieben.

Rotationsfrakturen
Frakturen des Querfortsatzes sind selten und die Folge einer extremen Lateralflexion.
Normalerweise beeinträchtigen sie die Stabilität der Wirbelsäule nicht.

Luxation
Eine Fraktur mit Luxation ist ein Bruch, bei der der Knochen und das damit verbundene Weichteilgewebe vom angrenzenden Wirbel entfernt werden.
Diese Frakturform gehört zu den instabilen Brüchen und kann zu einer starken Kompression des Rückenmarks führen.

Symptome einer Lendenwirbelfraktur

Die Bruchstelle befindet sich dort, wo die Schmerzen auftreten, was auf den Röntgenbildern gut zu sehen ist.
Ältere Menschen mit schwerer Osteoporose haben unter Umständen keine Schmerzen, da die Fraktur spontan aufgetreten ist.
Bei Erwachsenen und jungen Menschen können nach dem Trauma (Sturz oder Verkehrsunfall) starke Rückenschmerzen auftreten.

Kraftlosigkeit oder Gefühllosigkeit der unteren Extremitäten sind wichtige Zeichen, die wohlmöglich auf eine zusätzliche Verletzung von Nerven und Rückenmark hindeuten.
Wirbelfrakturen können auch Übertragungsschmerzen verursachen. Eine wissenschaftliche Studie untersucht 350 Patienten mit Wirbelfraktur, von denen 288 mindestens eine Kompressionsfraktur ohne Schädigung der Cauda equina oder des Rückenmarks aufweisen.

Die Untersuchung zeigt, dass die Schmerzen in 240 von 350 Fällen auf der Mittelachse auftreten. Die Schmerzen waren allgemein an Rippen, Hüfte, Leiste und Gesäß zu spüren.
Die Behandlung des Wirbelbruchs durch Vertebroplastie konnte den Patienten in 83 % der Fälle Erleichterung verschaffen.
Viele Kompressionsfrakturen rufen keine Schmerzen hervor. Osteoporose ist eine still fortschreitende Erkrankung.
Osteoporotische Brüche durch Kompression werden häufig diagnostiziert, wenn der Patient wegen progressiver Skoliose oder mechanischen Kreuzschmerzen einen Arzt aufsucht und dieser eine Röntgenuntersuchung des Lendenbereichs durchführt.

 

Bildgebende Diagnostik

Die Röntgenuntersuchung zählt zu den Standardverfahren bei der Beurteilung von Frakturen der Wirbelsäule und wird in zwei Ebenen vorgenommen, in der Betrachtung von vorne (a.p.-Aufnahme) und von der Seite.
Bei einem Bruch des Wirbelkörpers wird in der Seitenansicht ein eventueller Einbruch des Wirbelkörpers sichtbar.

In der Vorderansicht lassen sich instabile Frakturen erkennen, weil eine Vergrößerung des Zwischenwirbelraums angezeigt wird.
Der Wirbel verformt sich, weil er durch das Körpergewicht gequetscht wird; es kann ein typischer Keilwirbel (eingebrochene Wirbelkörpervorderkante) oder bikonkaver Wirbel (mit kurzem Mittelteil) entstehen.
Eine CT kann eine Verengung des Spinalkanals anzeigen. Dieses Untersuchungsverfahren ist hilfreich, um einen Berstungsbruch auszuschließen, denn Wirbelbogen und die hinteren Wirbelstrukturen können sichtbar gemacht werden.
Eine Magnetresonanztomographie (MRT) wird angefertigt, wenn eine Fraktur mit Nervenwurzelkompression vermutet wird und der Patient eine Ischialgie beklagt. Dieses bildgebende Verfahren gibt genauere Informationen hinsichtlich Blutungen, Tumoren und Infektionen und zeigt außerdem bessere Bilder der Wirbelsäule.

Die Knochendichtemessung ist das Verfahren, das derzeit am häufigsten angewendet wird, um die Dichte, bzw. das Kalksalzgehalt des menschlichen Knochens zu untersuchen.
Diese Bilder werden verwendet, um festzulegen, ob Frauen über 50 in den Wechseljahren und Männer jenseits des 65. Lebensjahres an Osteoporose leiden und wie groß das Ausmaß ist.
Bei vermindertem Kalksalzgehalt besteht ein erhöhtes Risiko für Wirbelbrüche.

Spezielle Untersuchungen
Die orthopädischen Untersuchungen zur Beurteilung von Frakturen des vierten und fünften Lendenwirbels (L4 e L5) umfassen:

  • Körperliche Untersuchung der Lendenwirbelsäule mit Abtasten der Wirbel;
  • neurologische Untersuchung der unteren Gliedmaßen;
  • Dehnungstest des Ischiasnervs (Lasègue-Zeichen), wobei in Rückenlage das gestreckte Bein angehoben wird.

Der Physiotherapeut untersucht den Lendenbereich auf Überwärmung und Rötung und versucht durch das Abtasten der Lendenwirbel Verformungen festzustellen.
Liegt eine Fraktur vor, verspürt der Patient bei Bewegung und Abtasten starke Schmerzen an der Bruchstelle des Knochens.
Der Patient kann eine buckelige Köperhaltung einnehmen und Kribbeln und Taubheitsgefühle in den unteren Gliedmaßen verspüren.

 

Chirurgische Behandlung einer Wirbelfraktur L1 oder L2

Wenn neurologische Schäden vorliegen, ist in der Regel eine operative Versorgung notwendig, um die Verletzung zu reparieren.
Es gibt verschiedene Verfahren, die je nach Grad der Beschädigung, Wirbelposition und Gesundheitszustand des Patienten ausgewählt werden.
Handelt es sich um einen jungen Patienten, kann der Chirurg Platten, Schrauben und andere mechanische Strukturen einsetzen, um die gebrochenen Wirbel zusammenzufügen.

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Operation bei traumatisch bedingten Lendenwirbelfrakturen.

Vertebroplastie
Dies ist eine wirksame Behandlungsmethode bei Wirbelkompressionsbrüchen. Bei der Vertebroplastie wird der Rücken bei der Operation eingeschnitten und Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper eingebracht.

Kyphoplastie
Bei dieser minimal-invasiven Operationsmethode erfolgt der Eingriff über eine kleine Öffnung, statt durch einen Skalpellschnitt.
Die Operation lindert die Schmerzen der Wirbelfraktur durch Einbringung von Knochenzement in den Wirbel.
Der Zement erhärtet und stabilisiert den verletzten Abschnitt.

Im Verlauf des Eingriffs führt der Chirurg eine Kanüle in den Wirbelkörper ein und anschließend sorgt ein Kyphoplastieballon zur Aufrichtung des eingebrochenen Wirbels.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Kyphoplastie in etwa dieselben Ergebnisse bringt, wie die Vertebroplastie, aber mehr an verlorener Wirbelhöhe zurückgewinnt.

 

Konservative Behandlung

Bei der Behandlung von Patienten, die nicht operiert werden müssen, stehen Schmerzbeseitigung, Verstärkung und physiotherapeutische Maßnahmen im Vordergrund.
Vor allem Kompressionsfrakturen und Brüche, die den vorderen und mittleren Wirbelteil betreffen, werden konservativ behandelt.

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Stützkorsett bei Lendenwirbelfraktur.
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Das Stützkorsett, das bei diesem Verletzungstyp verwendet wird, umfasst den Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule.
Bei den physiotherapeutischen Sitzungen sollen die Patienten ihre   eigene Beweglichkeit erhöhen, ohne dass dabei Schmerzen auftreten.

Mit dem Stützkorsett können sie sich bewegen und die rehabilitativen Belastungsübungen ausführen, um Osteoporose vorzubeugen.
Bei einer Lendenwirbelfaktur wird die konservative Behandlungsform vorgezogen, weil Verstärkung und Therapien meist wirkungsvoller sind als eine Operation.

Medikamente
Der Arzt kann Medikamente wie Ben-u-ron oder Opioide verschreiben,  um die Schmerzen zu lindern, die die Fraktur der Lendenwirbelsäule hervorruft.
Bei Kompression des Spinalnervs ist die Injektion eines Betäubungsmittels im Bereich L2 wirksam gegen eine durch Fraktur hervorgerufene akute Lumbalgie.

 

Komplikationen einer Wirbelfraktur

Die Fraktur von Lenden- und Brustwirbeln kann verschiedene Komplikationen mit sich bringen. Eine lebensbedrohliche Komplikation stellt die tiefe Venenthrombose in den Beinen dar, die infolge der Immobilisation auftreten kann.
Die Thromben können sich lösen, vom Blutstrom mitgerissen und bis in die Lungen transportiert werden, wo sie eine tödliche Lungenembolie verursachen können.
Weitere häufige Komplikationen von Lendenwirbelbrüchen sind Lungenentzündung und Wundliegen.

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Es gibt auch operationsbedingte Komplikationen, dazu gehören:

  • Blutungen
  • Infektionen
  • Austritt von Spinalflüssigkeit
  • Pseudoarthrose
  •  Darmverschluss (paralytischer Ileus)

Die Auswirkungen können durch vorsorgendes und schnelles Handeln vermindert werden, das kann durch mechanische Methoden (z.B. Kompressionsstrümpfe),  Medikamente wie Blutverdünnungsmittel (Antikoagulantien) oder eine angemessene Operationstechnik und anschließende Rehabilitation erfolgen.

 

Physiotherapie und Rehabilitation

Unabhängig davon, ob der Patient operiert wurde oder nicht, muss eine Rehabilitation erfolgen, nachdem die Wunde vernarbt ist.

Die Ziele der Rehabilitation sind:

  • Schmerzminderung;
  • Wiedererlangen der Beweglichkeit;
  • Kräftigung und verbesserter Gleichgewichtssinns.

Folgende Faktoren können diese Behandlungsziele erschweren:

  • mangelnde Reposition der Fraktur;
  • neurologische Verletzungen (Lähmungserscheinungen);
  • Verformung der Wirbelsäule.

 

Genesungszeiten nach einer Wirbelfraktur und Prognose

Die Heilungszeiten sind von der Art des Schadens abhängig: eine neurologische Verletzung kann nicht heilen, während der Knochen in der Regel innerhalb von 3 Monaten wiederhergestellt ist.
Auch wenn auf dem Röntgenbild noch immer eine Verformung des Wirbels sichtbar ist, kann der Patient seine normalen Alltagsaktivitäten wieder aufnehmen, wenn die Wirbelsäule stabil ist und er sich ohne Schmerzen bewegen kann.
Durch die Magnettherapie lassen sich die Zeiten der Knochenheilung um bis zu 50 % reduzieren.

 

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