Extrasystolen

Extrasystolen sind Herzbeschwerden, bei denen sich der Herzventrikel vorzeitig komprimiert, also noch ehe er mit Blut angefüllt ist.

Ärztin,weißer Kittel
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Der Herzschlag wird durch ein elektrisches Signal ausgelöst, das aus einigen spezialisierten Zellen des rechten Herzvorhofes kommt.
Das elektrische Signal breitet sich nach unten zum atrioventrikulären Knoten (AV) aus, das ist ein Teil des Herzens mit spezialisierten Zellen.
Vom AV-Knoten verläuft das Signal entlang spezieller Faserbündel in der Herzwand zu den Ventrikeln, den unteren Herzkammern.
Der elektrische Impuls verursacht ein Zusammenziehen der Ventrikel, die das sauerstoffreiche Blut in den Körper pumpen.

Eine vorzeitige Ventrikelkontraktion (PVC) ist ein verfrühter Herzschlag, der seinen Ursprung in den Ventrikeln hat und den normalen Herzrhythmus stört.
Die Extrasystole tritt in dieser Reihenfolge auf:

  1. ein normaler Herzschlag,
  2. ein zusätzlicher Schlag (PVC),
  3. eine kurze Pause,
  4. ein stärkerer Herzschlag als üblich.

Das Herz füllt sich mit einer größeren Blutmenge in der Pause nach der PVC, die nachfolgende Kontraktion ist demzufolge stärker.
Dieses Modell kann zufällig oder in bestimmten Intervallen erfolgen.
Der verfrühte ventrikuläre Herzschlag ist auch bei einem gesunden Herzen möglich und kommt häufig bei gut trainierten Sportlern vor.
Eine Extrasystole kann auch bei Föten beobachtet werden, doch wenn das Herz gesund ist, ist das kein Grund zur Sorge.
Vorhof-Extrasystolen sind nicht gefährlich.

Arten von Extrasystolen

  1. Bei dem Bigeminus folgt auf jede normale Kontraktion eine verfrühte Ventrikelkontraktion.
  2. Beim Trigeminus sind zwei Normalschläge mit einer Kammerextrasystole gekoppelt.
  3. Beim Quadrigeminus treten drei Ventrikelkontraktionen und eine vorzeitige Kontraktion auf.

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Symptome kardialer Extrasystolen

Oftmals verursachen vorzeitige Ventrikelkontraktionen keine Symptome, man kann jedoch ein seltsames Gefühl in der Brust haben, zum Beispiel:

  1. Herzklopfen
  2. ein stolperndes Herzgefühl
  3. ein Herz, das stehen bleibt
  4. Herzschlagverlust
  5. Kloß im Hals
  6. gesteigertes Bewusstsein des Herzschlags

Patienten mit vorzeitigen Ventrikelkontraktionen haben keine Symptome, doch können in seltenen Fällen auftreten:

  1. Müdigkeit,
  2. Schwindel oder Benommenheit,
  3. Übelkeit,
  4. Ohnmacht.

Der Grund dafür ist, dass die vorzeitigen Ventrikelkontraktionen die kardiale Auswurfleistung zu den Organen verringern können.
Die Folge ist ein niedriger Blutdruck.

Patienten mit drei oder mehr aufeinanderfolgenden vorzeitigen ventrikulären Kontraktionen haben eine ventrikuläre Tachykardie.
Eine verlängerte ventrikuläre Tachykardie kann zu erniedrigter Herzleistung, niedrigem Blutdruck und zu Ohnmacht (Synkope) führen.
Die ventrikuläre Tachykardie kann zu Kammerflimmern führen, das ist ein anormaler Herzrhythmus, der tödlich sein kann.

Was sind die Ursachen ventrikulärer Extrasystolen?

Auch wenn ventrikuläre Extrasystolen (VES) gehäuft auftreten, sind die Ärzte nicht immer in der Lage, den Grund dafür herauszufinden.

Risikofaktoren sind:

  • manche Arzneimittelarten, wie Stimulanzien und Asthmamedikamente
  • hormonelles Ungleichgewicht
  • Läsionen des Herzmuskels durch Koronarerkrankung, angeborene Herzkrankheiten oder Infektionen (Myokarditis)
  • Alkohol und Drogen
  • Koffein
  • Angst;
  • Magenprobleme wie Refluxösophagitis, Gastritis und Hiatushernie, in diesem Fall tritt die Extrasystolie während der Verdauung (nach dem Essen) auf. Der gastroösophageale Reflux kann auch zu Husten und bitterem Geschmack im Mund führen, aber diese Symptome sind nicht durch Extrasystolen hervorgerufen.
  • Postprandiale Extrasystolen (nach dem Essen auftretend) können die Ursache einer Kompression des Vagusnervs sein, der den Herzschlag verändern kann. Der Druck auf den Vagusnerv kann Extrasystolen provozieren, die bei tiefem Einatmen auftreten oder wenn sich der Betreffende nach vorn beugt.
  • Schwangerschaft, wegen körperlicher Umstellung und besonders wegen der Größenzunahme der Gebärmutter
  • hoher Blutdruck oder Hypertension

 

Extrasystolen
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Komplikationen

Bei häufigen vorzeitigen Ventrikelkontraktionen besteht ein erhöhtes Risiko, eine Veränderungen des Herzschlags (Arrhythmie) zu entwickeln.

Treten Extrasystolen bei Patienten mit einer Herzerkrankung auf, kann eine gefährliche Arrhythmie entstehen und der plötzliche Tod eintreten, doch das sind seltene Ereignisse.

Diagnose und diagnostische Untersuchungen

Hat der Arzt den Verdacht auf eine Extrasystolie, kann er ein Elektrokardiogramm (EKG) anordnen. Diese Untersuchung kann Extraschläge, die Art der elektrischen Welle und den Ursprung aufdecken.

Elektrokardiogramm
Wenn selten vorzeitige Ventrikelkontraktionen auftreten, werden sie während dieser Untersuchung wohlmöglich nicht aufgezeigt.
Es könnte erforderlich sein, einen Ereignisrekorder oder ein Holter-EKG über mindestens 24 Stunden zu tragen.

Standard-EKG
Bei einem Standard-EKG werden Sensoren (Elektroden) auf Brust und Extremitäten angebracht, um damit ein graphisches Bild der elektrischen Signale aufzuzeichnen, die durch das Herz verlaufen.
Die Dauer der Untersuchung beträgt wenige Minuten.

Belastungs-EKG
Diese diagnostische Untersuchung dient der Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Herzens, während man auf einem Laufband geht oder auf einem Fahrradergometer fährt.
Das kann helfen, die Bedeutung der Extrasystolen zu bestimmen. Wenn vorzeitige Herzschläge während des Tests verschwinden oder abnehmen, dann sind sie als harmlos zu bewerten.

Dynamisches Holter-Elektrokardiogramm
Dieses tragbare Gerät wird in der Tasche oder an einem Schultergurt getragen.
Es registriert automatisch die Herzaktivität über einen Zeitraum von 24 Stunden und zeigt dem Arzt den Herzrhythmus auf.

Ereignisrekorder
Dieses tragbare EKG wird wie ein Holter-EKG getragen.
Verspürt der Patient Symptome, drückt er eine Taste und das Gerät zeichnet die elektrische Herzaktivität für kurze Zeit auf.
Das erlaubt dem Arzt, den Herzrhythmus beim Auftreten der Symptome einzusehen.

Diagnostische Blutuntersuchungen über Störungen, die die Extrasystolen verursachen, umfassen:

  1. Elektrolytspiegel im Blut zur Kontrolle erniedrigter Werte von Kalium oder Magnesium (Hypokaliämie oder Hypomagnesiämie);
  2. Medikamentenspiegel im Blut, es werden die Toxizität von Digoxin und Aminophyllin oder die Enzymwerte der Schilddrüse geprüft, zum Beispiel kann eine Hyperthyreose Extrasystolen provozieren;
  3. Der Sauerstoffgehalt des Blutes (Oxymetrie) kann gemessen werden, um eine Hypoxie festzustellen;
  4. Die Blutuntersuchungen können durchgeführt werden, um den Gebrauch von Drogen oder Amphetaminen zu erkennen;
  5. Blutspiegel von Herzenzymen wie Creatinkinase (CK) und Troponin werden untersucht, um Myokardschäden als Folge eines Herzinfarktes zu erkennen.

 

Antiarrhythmische Medikamente

Medikamente gegen Arrhythmien dienen der Kontrolle vorzeitiger Ventrikelkontraktionen mit dem Ziel, ventrikuläre Tachykardien, Kammerflimmern und plötzlichen Herztod zu verhindern.

Zu den Antiarrhythmika zählen Betablocker wie Amiodaron (Cornaron). Leider gibt es nur wenige wissenschaftliche Beweise für die Bestätigung, dass antiarrhythmische Pharmaka Tachykardie und Kammerflimmern verhindern.
Betablocker werden aus verschiedenen Gründen vielen Herzkranken verschrieben, nicht nur bei Rhythmusstörungen.

Bei Angst kann der Arzt Antidepressiva wie Bromazepam (Lexotanil) verschreiben.

 

Naturheilmittel bei ventrikulären Extrasystolen

Die folgenden Mittel können Extrasystolen kontrollieren und die Herzgesundheit verbessern.
Ergeben die Untersuchungen keine vorliegende Herzerkrankung oder Risiken für das Herz (isolierte oder gutartige Extrasystolen), benötigt der Patient keine Medikamente.

  • Auslösende Substanzen oder Ereignisse. Bei häufig auftretenden Symptomen kann man die Symptome und die Tätigkeiten aufschreiben. Dies hilft bei der Identifizierung von Substanzen oder Tätigkeiten, die Extrasystolen auslösen können.
  • Gewisse Substanzen vermeiden. Koffein, Alkohol, Tabak und Drogen können vorzeitige ventrikuläre Kontraktionen auslösen. Diese Substanzen zu verringern oder abzusetzen kann Symptome verringern. Extrasystolen am Abend oder während der Nacht werden oftmals durch Getränke oder Laster verursacht.
  • Stress abbauen. Angst kann zu anormalem Herzklopfen führen, vor allem nachts oder am frühen Morgen. Wenn die Angst Extrasystolen verursacht, sollte man es mit entspannenden Techniken wie Meditation oder körperlichen Übungen probieren.
  • Pflanzliche Heilmittel. Weißdornextrakt enthält Proanthocyanidine und Flavonoide, die den Herzrhythmus normalisieren und Angst verringern.
  • Osteopathie. Diese Therapie kann wirksam sein, um Hindernisse, die den Vagusnerv komprimieren, zu beseitigen und die Zwerchfellmuskulatur zu entspannen.

 

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