Rückwärtsneigung der Gebärmutter

Rückwärtsneigung der Gebärmutter

Die Rückwärtsneigung oder Rückwärtsknickung (Retroversion oder Retroflexion) der Gebärmutter ist eine Abweichung von der normalen weiblichen Beckenanatomie, bei welcher der Gebärmutterkörper nach hinten statt nach vorn geneigt ist; er kann leicht nach rechts oder links verschoben sein.

 

Inhalt

Anatomie von Gebärmutter und Scheide

Die Scheide liegt nicht senkrecht im Becken, sondern ist zur unteren Rückenregion gerichtet.

Bei den meisten Frauen ist die Gebärmutter nach vorn geneigt, so dass sie über der Harnblase liegt und mit dem oberen Gebärmutterende (Fundus) zur Bauchdecke zeigt. Eine Lagevariante ist die vertikale Lage der Gebärmutter, der Gebärmutterfundus liegt in einer geraden Linie über der Scheide.
Bei etwa einem Viertel der Frauen liegt eine Retroversion der Gebärmutter vor, das bedeutet die Gebärmutter ist nach hinten gerichtet, der Gebärmutterfundus ist zum Mastdarm gekehrt. Eine nach rückwärts geneigte Gebärmutter verursacht in den meisten Fällen keine Probleme, gelegentlich klagen Frauen über Beschwerden, vor allem über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

 

Formvarianten der Gebärmutter

Uterus septus
Die Gebärmutterhöhle wird durch ein Septum (faserige Membran) in zwei Teile getrennt.
Das Septum kann nur einen Teil der Gebärmutter unterteilen (unvollständiges Septum) oder bis zum Gebärmutterhals reichen (vollständiges Septum).

Uterus bicornis
Die normalerweise birnenförmige Gebärmutter ähnelt in diesem Fall eher einem Herz,  im oberen Teil liegt eine tiefe Einsenkung.
Aufgrund dieser Form spricht man von einem Zweihornuterus.

Welche Alternativbezeichnungen gibt es für die Rückwärtsneigung der Gebärmutter?

Die Rückwärtsneigung der Gebärmutter lässt sich mit verschiedenen Synonymen ausdrücken.
Der Arzt kann für diese Lageveränderung folgende Begriffe verwenden:
Rückwärtsknickung der Gebärmutter,
nach hinten geneigte Gebärmutter,
Retroflexion der Gebärmutter,
Rückwärtsneigung der Gebärmutter,
Retroversion der Gebärmutter,
Retroversioflexio uteri.

 

Wodurch wird eine retroverse Gebärmutter verursacht?

Es gibt verschiedene Ursachen für eine nach hinten geneigte Gebärmutter, dazu gehören:

Genetisch bedingt; die Frau hat die retroverse Gebärmutter seit ihrer Geburt.

Gründe für eine später entstandene Retroversion der Gebärmutter:

  • Eine Entbindung kann die Retroversion der Gebärmutter verursachen.
  • Wenn die der Befestigung der Gebärmutter dienenden Bänder während der Schwangerschaft an Spannung verlieren, kann sich die Gebärmutter nach hinten verlagern; in den meisten Fällen kehrt sie nach der Entbindung wieder in ihre normale Lage zurück, besonders wenn es sich um eine leichte Retroversion handelt.

Narbenverwachsungen werden durch Endometriose oder Fibrome verursacht und können auch zu einer Rückwärtsneigung der Gebärmutter führen.
Zuweilen wird eine Adhäsionsprophylaxe verwendet, die eine Barriere zwischen Organen und Operationsschnitt bildet, um der Entstehung von Verwachsungen nach einer OP vorzubeugen.

Schwangerschaft
Bei der Schwangerschaft vergrößert sich die Gebärmutter und deren Haltebänder erschlaffen. Demzufolge haben viele Frauen nach der Entbindung eine retroverse Gebärmutter.

Gesundheitsprobleme des Fortpflanzungsapparates
Einige gynäkologische Erkrankungen, wie eine Entzündung im kleinen Becken und Endometriose, können eine Rückwärtsneigung der Gebärmutter hervorrufen, denn sie führen wohlmöglich zur Bildung von Narbengewebe im Bauch, was die Gebärmutter aus ihrer ursprünglichen Lage bringt.

 

Zeichen und Symptome einer Gebärmutterretroversion  bzw. -flexion:

  • Regelschmerzen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Rückenschmerzen vor und während der Monatsblutung.
  • Schwacher Stuhlgang oder Verstopfung direkt vor oder  während der Monatsblutung (die Gebärmutter kann ihre Größe unmittelbar vor und während der Menstruation verdoppeln, von 120 g bis zu 300 g. Das bedeutet einen vergrößerten Druck auf den Mastdarm.
  • Unangenehmer Geruch der Monatsblutung (die Toxine aus dem Mastdarm können in die Gebärmutter eindringen).
  • Es gibt keinen Nachweis, dass eine retroverse Gebärmutter zu Unfruchtbarkeit führt, es könnte jedoch schwieriger sein, schwanger zu werden.
  • Eierstockzysten wegen Unvermögens der Ovarialfollikel, die zu befruchtende Eizelle freizugeben.
  • Schmerzende Eierstöcke beim Eisprung.

Wenn eine Frau mit retroverser Gebärmutter schwanger wird, kann sie an Rückenschmerzen und Verstopfungen leiden, bis die Adhäsionen, die die Gebärmutter in rückwärtiger Lage halten, unter dem zunehmenden Gewicht der Gebärmutter schließlich brechen.

Das geschieht in der Regel nach dem 5. Schwangerschaftsmonat. Die Frau kann in diesem Moment unter Rückenschmerzen leiden und die Verlagerung der Gebärmutter nach vorn spüren.
Dieses Geschehen wird von jeder Frau anders empfunden und ist davon abhängig, wie lange die Rückwärtsneigung bereits bestanden hat und wie weit sie ausgeprägt war; bei einer leichten Retroversion sind die Symptome schwächer.

Es ist ganz natürlich, dass sich die Gebärmutter leicht nach vorn und hinten verschiebt, wie Blase und Mastdarm, aber wenn sie in einer Position blockiert wird, beeinträchtigt dies die umliegenden Blutgefäße und Organe (Blase und Mastdarm), wie auch die Gesundheit der Gebärmutter und Eierstöcke. Die Retroversion/-flexion kann den Eisprung behindern und zur Bildung einer Eierstockzyste führen.

Die Retroversion der Gebärmutter kann auch einen hinteren Blutfluss in die Bauchhöhle bewirken, der Endometriose erzeugt. Was die Schmerzen beim Eisprung betrifft: die Eierstöcke können während der Ovulation ihre Größe verdoppeln und sich beträchtlich an den Lendenmuskel annähern.

Diese Erscheinung tritt vor allem dann auf, wenn die Gebärmutter nach hinten gekippt ist und der Lendenmuskel sich bereits zurückgezogen hat; dadurch kann der Genitofemoralnerv beeinträchtigt werden, was wohlmöglich Schmerzen im vorderen Oberschenkel bis hin zum Knie verursacht.

 

Welche Auswirkungen hat eine retroverse Gebärmutter auf Sexualität und Fruchtbarkeit?

Die Retroversion der Gebärmutter ist keine Erkrankung sondern die Lageveränderung eines Organs und bedeutet nicht, dass die Frau unfruchtbar ist; es können jedoch Probleme bei der natürlichen oder künstlichen Befruchtung auftreten.

Eine nach hinten geneigte Gebärmutter verursacht keine Fehlgeburt.
Wenn die Frau beim Geschlechtsverkehr starke Schmerzen hat, kann die natürliche Empfängnis problematisch werden.
Die künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation) kann Schwierigkeiten bereiten, wenn der Arzt die Embryonen einsetzt.

Manche Menschen glauben, dass bei einer Rückwärtsneigung der Gebärmutter ein Kaiserschnitt notwendig sei; das ist nicht der Fall, es kann eine natürliche Geburt stattfinden.

 

Retroverse Gebärmutter und Geschlechtsverkehr

Eine geneigte Gebärmutter kann einer Frau Probleme im alltäglichen Leben bereiten.
Es ist wichtig, mit dem Gynäkologen zu besprechen, wie ein Leben mit retroverser Gebärmutter aussehen kann und welche physischen und chirurgischen Möglichkeiten bestehen, um die Problematik zu erleichtern.

Am häufigsten werden Schmerzen beim Geschlechtsverkehr beklagt.
Ein Pessar aus Silikon kann in die Scheide eingelegt werden, um die Gebärmutter in vorderer Position zu halten; es erhöht jedoch das Risiko von Infektionen und Entzündungen, auch die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können zunehmen.
Zusammen mit dem Frauenarzt sollte die Frau die verschiedenen Behandlungsoptionen bei retroverser Gebärmutter abwägen.

 

Wie erkennt man die Retroversion der Gebärmutter?

Bei einer gynäkologischen Untersuchung lässt sich die Position der Gebärmutter ausmachen, aber eine nach hinten geneigte Gebärmutter kann zuweilen mit einer Masse im Beckenbereich oder einem vergrößerten Fibrom verwechselt werden.
Eine rektal-vaginale Untersuchung ist hilfreich, um zwischen einer Masse und einer Retroversion der Gebärmutter zu unterscheiden.
Wenn notwendig, kann ein transvaginaler Ultraschall durchgeführt werden, um die genaue Position der Gebärmutter zu bestimmen.

 

Weibliche Geschlechtsorgane, seitlich,Rückwärtsneigung der GebärmutterBehandlung einer retroversen Gebärmutter

Wenn die Rückwärtsneigung der Gebärmutter Beschwerden hervorruft, gibt es folgende Behandlungsmöglichkeiten:

Ursachenbehandlung
Die Behandlung der zugrunde liegenden Krankheit, z.B. Hormontherapie bei Endometriose.

Beckenbodengymnastik
Wenn die Bewegung der Gebärmutter nicht durch Endometriose oder Fibrome behindert wird und wenn der Arzt die Gebärmutter bei der gynäkologischen Untersuchung manuell ausrichten kann, können die Übungen nützlich sein. Doch nicht alle Ärzte glauben an die Nützlichkeit der Beckenbodengymnastik als langfristige Therapieform. In vielen Fällen kann sich die Gebärmutter erneut nach hinten neigen.

Manuelle Therapie und Osteopathie
Da die retroverse Gebärmutter möglicherweise durch Verwachsungen an ihrer Rückseite hervorgerufen wird, kann ein manuelles Eingreifen helfen, einige dieser Adhäsionen zu lösen und die Gebärmutter nach vorn zu schieben.
Die Behandlung erfolgt über den Bauch oder das Innere der Vagina, aus diesem Grund ist unter Umständen eine Osteopathin vorzuziehen.

Pessar
Ein Pessar aus Kunststoff oder Silikon kann kurzfristig oder dauerhaft in die Scheide eingelegt werden, um die Gebärmutter in einer nach vorn geneigten Lage zu halten. Das Pessar wird jedoch mit einem erhöhten Infektions- und Entzündungsrisiko in Zusammenhang gebracht. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass die Frau beim Geschlechtsverkehr Schmerzen hat und das Pessar auch dem Partner Unbehagen bereiten kann.

Chirurgische Behandlung der Retroversion
Mit Hilfe der minimal-invasiven Techniken der laparoskopischen Chirurgie kann eine Lagekorrektur der Gebärmutter vorgenommen und diese oberhalb der Blase positioniert werden. Dieser Eingriff ist relativ simpel und gelingt in der Regel gut.

 

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