Entzündungshemmende Medikamente

Entzündungshemmende Medikamente

Entzündungshemmende Medikamente oder nichtsteroidale Antirheumatika (kurz NSAR) sind die Medikamente, die am häufigsten zur Behandlung von Schmerzen und Entzündungen bei Erkrankungen wie Arthritis, Rückenschmerzen, Nackenschmerzen, Zahnschmerzen usw.


Eingesetzt werden (beispielsweise der Wirkstoff Nimesulid, Handelsname Aulin (CH).
Die meisten Personen haben einen vertrauten Umgang mit den rezeptfreien Medikamenten, wie Aspirin und Ibuprofen.

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Entzündungsmechanismus
Alila/bigstockphoto.com

Die NSAR sind keine reinen Schmerzmittel, sondern bekämpfen außerdem Entzündung und Fieber.
Daneben wird die Gerinnungsfähigkeit des Blutes eingeschränkt, was in manchen Fällen von Vorteil, in anderen Fällen aber eher nachteilig sein kann.
Einige NSAR, wie Aspirin können bei Herzerkrankungen eine schützende Wirkung ausüben, weil sie die Blutgerinnung vermindern.

 

Inhalt

Wie ist ihre Wirkungsweise?

Die NSAR haben eine entzündungshemmende, schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung.
Sie hemmen die körpereigenen Enzyme, die die Produktion von Prostaglandinen fördern, das sind chemische Substanzen, die für Schmerz und Entzündung verantwortlich sind.
Die älteren entzündungshemmenden Medikamente wie Ibuprofen hemmen zwei dieser Enzyme: COX-1 und COX-2, Celecoxib (Celebrex) dagegen ist ein selektiver COX-2-Hemmer.

 

Bei welchen Erkrankungen werden nichtsteroidale Antirheumatika eingesetzt?

Die NSAR werden hauptsächlich eingesetzt, um eine Entzündung, leichte bis mäßig starke Schmerzen und Fieber zu bekämpfen.
Anwendungsgebiete sind:  Kopfschmerzen, Arthritis, Sportverletzungen, Sehnenentzündungen (z.B. Tennisarm, Läuferknie usw.) und Menstruationsbeschwerden.
Der Arzneistoff Ketorolac (Toradol) wird nur zur Kurztherapie bei starken und akuten Schmerzen als Alternative zu Opioiden eingesetzt.
Aspirin wird zur Hemmung der Blutgerinnung und Verhütung von Schlaganfällen und Herzinfarkten von stark gefährdeten Patienten eingenommen.

 

Dosierung

Jedes Medikament aus der Gruppe der NSAR hat seine eigenen Charakteristika, was Dosis und Häufigkeit der Einnahme angeht.

Die Dosis von rezeptfreien Medikamenten ist häufig die verminderte Wirkstärke desselben rezeptpflichtigen Mittels.
Zum Beispiel wird Ibuprofen üblicherweise in einer Dosierung von 400, 600 und 800 mg verschrieben, in der rezeptfreien Version liegt die Arzneimenge bei 200mg.
Bei geringerer Dosierung ist die Wirkung zu schwach, wenn jedoch die ärztlich empfohlene Menge eingenommen wird, ist dieses Medikament ein guter Entzündungshemmer.
Frei verkäufliche NSAR haben eine ausreichend starke Wirkung, um akute Beschwerden, wie Verstauchungen, Zerrungen, entzündlich bedingte Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Menstruationsbeschwerden zu behandeln.

Bei chronischen Gesundheitsproblemen, wie Arthritis oder Lupus,  wird der Arzt Medikamente mit höherer Wirkstärke und eine längere Anwendung verschreiben.
Man sollte sich stets beim Hausarzt darüber informieren, zu welchem Behandlungszweck das Medikament eingesetzt werden soll.
Sollen die NSAR eine Entzündung bekämpfen, müssen vermutlich höher dosierte Mittel in regelmäßigen Abständen eingenommen werden.
Liegt die Hauptaufgabe in der Schmerzlinderung, kann eine niedrigere Dosierung ausreichend sein und die Einnahme erfolgt nur bei Bedarf.

Schmerzpflaster werden direkt auf der betreffenden Stelle angebracht (z.B. bei Nackenschmerzen auf den Nacken) und müssen etwa 8 Stunden dort kleben bleiben, da die Wirkstoffe langsam aufgenommen werden.

Als lokale Anwendung kann auch eine entzündungshemmende Creme oder Salbe auf die Schmerzzone aufgetragen werden (z.B. Voltaren Emulgel). Cremes werden vor allem bei Rücken-, Gelenk– und Muskelschmerzen verschrieben, weil sie weniger Nebenwirkungen mit sich bringen als Tabletten.

Als natürliche Heilmittel lassen sich außerdem entzündungshemmende Heilpflanzen einsetzen; die beste Wirkung zeigen Arnika, Teufelskralle, Echte Aloe und Sonnenhut.

 

Nach welchen Kriterien werden NSAR verschrieben?

Die nichtsteroidalen Antirheumatika werden je nach Erkrankung  in unterschiedlicher Dosierung verschrieben.
Die Dosis liegt bei ein- bis viermal täglich, abhängig davon wie lange das jeweilige Medikament im Körper bleibt.
Der Arzt kann eine höhere Dosierung verschreiben, wenn beispielsweise eine rheumatoide Arthritis vorliegt, denn diese Erkrankung verursacht häufig eine schwerwiegende Entzündung mit Überwärmung, Schwellung, Rötung und Steifigkeit der Gelenke.
Eine niedrigere Dosierung kann bei Muskelverletzungen und Arthrose ausreichend sein, denn in der Regel ist hier die Schwellung geringer und die Gelenke sind nicht überwärmt oder gerötet.
Kein einzelnes NSAR kann einen Behandlungserfolg garantieren.
Es ist möglich, dass der Arzt verschiedene Entzündungshemmer verschreiben muss, bis ein Mittel gefunden ist, das Wirkung zeigt.

Zuweilen reicht die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika nicht aus; dann kann der Arzt Kortisonpräparate verschreiben, die eine stärkere Wirkung haben, aber auch mehr Nebenwirkungen aufweisen.

 

Welche Unterschiede bestehen zwischen den einzelnen NSAR?

Die nichtsteroidalen Entzündungshemmer unterscheiden sich durch ihre Stärke, Wirkungsdauer, die Art und Weise, wie sie vom Körper ausgeschieden werden, ihre COX-1-Hemmfähigkeit und ihre Neigung, Geschwüre und Blutungen zu verursachen.
Je stärker ein Mittel das Enzym COX-1 hemmt, desto größer ist die Möglichkeit, Magengeschwüre und Blutungen zu entwickeln.

Eines der NSAR, der Wirkstoff Celecoxib (Celebrex), hemmt das Enzym COX-2, hat aber wenig Wirkung auf COX-1 und wird somit als selektiver COX-2-Hemmer klassifiziert.
Die selektiven COX-2-Hemmer verursachen weniger Blutungen und Geschwüre als die anderen NSAR.

Zwölffingerdarmgeschwür, Magen, Dünndarm, Vagus

Aspirin ist einzigartig in der Gruppe der NSAR, nicht nur wegen seiner vielseitigen Anwendbarkeit, sondern weil es das einzige Mittel ist, dass die Blutgerinnung für einen längeren Zeitraum (4 bis 7 Tage) hemmt.
Dieser Langzeiteffekt macht es zu einem idealen Medikament, zur Verhütung von Blutgerinnseln, die Herzinfarkte und Schlaganfälle verursachen können.
Die meisten NSAR unterbinden die Blutgerinnung für wenige Stunden.

Ketorolac (Toradol) ist ein sehr starkes Mittel und wird bei sehr starken, akuten Schmerzen eingesetzt, die auch durch Narkosemittel behandelt werden können.
Ketorolac verursacht häufiger Magengeschwüre als die anderen  nichtsteroidalen Antirheumatika. Deshalb wird es nicht länger als für fünf Tage verschrieben.
Auch wenn die NSAR einen ähnlichen Wirkungsmechanismus aufweisen, können Patienten auf ein bestimmtes Mittel nicht ansprechen, bei einem anderen jedoch große Wirkung verspüren.

Die Liste der nichtsteroidalen Entzündungshemmer ist lang, üblicherweise verwendet werden:

  • Ibuprofen (Dolormin),
  • Naproxen (Aleve u.ä.),
  • Ketoprofen (Alrheumum),
  • Diclofenac (Voltaren),
  • Nimesulid.

Paracetamol (beispielsweise Ben-u-ron) gehört nicht zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika, es ist ein schmerzlinderndes (Analgetikum) und fiebersenkendes Mittel (Antipyretikum).

 

Häufig verschriebene Medikamente:

Ibuprofen (z.B. Dolormin und zahlreiche Generika)
Ibuprofen war eines der ersten nichtsteroidalen Entzündungshemmer und ist ohne Rezept erhältlich.
Bei Patienten mit Kreuzschmerzen wird Ibuprofen häufig eingesetzt, um Steifigkeit, Taubheitsgefühle, Entzündung und leichte bis mittelstarke Schmerzen im Lendenbereich zu lindern.

Ibuprofen wird vor allem in folgenden Situationen empfohlen:

  • Schmerzen durch Überanstrengung (beispielsweise Muskelschmerzen infolge sportlicher Aktivitäten, Haushaltstätigkeiten, Schneeschippen usw.).
  • Beschwerden, die durch Muskelrisse im Lendenwirbelbereich hervorgerufen werden.
  • Steifer Hals.
  • Schmerzen aufgrund einer Harnwegsinfektion, z.B. Blasenentzündung.

Ibuprofen hat dieselbe Wirkung auf den Magen wie Aspirin, Personen mit Magengeschwüren oder einem empfindlichen Magen sollten Ibuprofen vermeiden.
Ibuprofen sollte während der Mahlzeiten eingenommen werden, um die Gefahr einer Magenreizung möglichst gering zu halten.
Ibuprofen hat außerdem eine leicht blutverdünnende Wirkung, die ein paar Stunden anhält, und es kann die Wirksamkeit einiger Blutdruck- und harntreibender Arzneimittel (Diuretika) mindern.
In der Regel liegt die empfohlene Dosierung von Ibuprofen bei 400 mg in einem Abstand von acht Stunden.
Die vom Arzt verschriebene Dosierung kann bis zu 800 mg alle acht Stunden reichen.

Naproxen (Aleve, Proxen, Dysmenalgit, zahlreiche Generika usw.)
Naproxen ist rezeptfrei erhältlich (beispielsweise unter dem Handelsnamen Aleve) oder verschreibungspflichtig (z.B. Dysmenalgit).
Bei Patienten mit Rücken-, Schulterschmerzen u.ä. reduziert es die Proteine, die die Entzündung und Schmerzen im Körper verursachen.
Naproxen verdünnt das Blut, wer Blutverflüssigungsmittel oder Gerinnungshemmer einnimmt, sollte diesen Wirkstoff meiden, weil seine Wirkung Blutungen auslösen kann.
Naproxen kann außerdem Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich hervorrufen, Personen mit Magen-/Darmgeschwür und empfindlichem Magen sollten auf eine Einnahme verzichten.
Zur Vorbeugung von Magenschmerzen empfiehlt es sich, Naproxen während der Mahlzeiten einzunehmen.
Normalerweise liegt die Dosierung für Erwachsene bei einer Tablette (250-500mg), zweimal täglich.

Ketoprofen (Alrheumun)
Ketoprofen ist ein häufig verwendetes, entzündungshemmendes Mittel und wird vor allem bei Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Halsschmerzen und Gelenkschmerzen eingesetzt.
Es hat außerdem eine fiebersenkende (antipyretische) Wirkung.
Ketoprofen wird in Form von Tabletten, Kapseln, Spray oder Zäpfchen angeboten.

 

Wie lange dauert die Einnahme der Entzündungshemmer?

Entzündungshemmende Medikamente sollten maximal 4-6 Tage bzw. „nach Bedarf“ eingenommen werden, damit die Nebenwirkungen auf ein Mindestmaß beschränkt bleiben.

 

Welche Nebenwirkungen haben nichtsteroidale Antirheumatika?

Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:

Die NSAR können aufgrund der Wassereinlagerung auch ein Anschwellen der Beine und Arme hervorrufen.
Die gravierenderen Nebenwirkungen sind: Geschwürbildung, Blutungen, Niereninsuffizienz und – selten – Leberinsuffizienz.
Wer allergisch auf die nichtstersteroidalen Antirheumatika reagiert, kann nach der Einnahme des Medikaments unter Atemnot leiden.
Bei Asthmatikern ist das Risiko höher, eine allergische Reaktion zu entwickeln.

Bei Kindern und Jugendlichen kann die Einnahme von Aspirin zur Behandlung  von Windpocken oder Grippe das Reye-Syndrom hervorrufen, das ist eine lebensbedrohliche Lebererkrankung.

Neben Aspirin wird Acetylsalicylsäure beispielsweise unter folgenden Handelsnamen vertrieben: Acesal, Alka Seltzer, Aspirin, Aspirin Cardio, Aspro (CH, A), ASS-ratiopharm, Eudorlin, Godamed, HerzASS, Miniasal, Togal-ASS.

Die NSAR dürfen nicht zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt werden, die durch einen Bypass der Herzkranzgefäße bedingt sind.

Die NSAR dürfen nicht während der Schwangerschaft und sollten vorzugsweise nicht während der Stillzeit eingenommen werden, weil ein geringer Anteil in die Muttermilch gelangen kann.
Von der Verabreichung nichtsteroidaler Antirheumatika an Kinder wird abgeraten.

 

Wie lassen sich die Nebenwirkungen der Entzündungshemmer minimieren?

Es gibt keinen Weg, die Nebeneffekte irgendeines Medikaments vollständig zu unterbinden, aber der Hausarzt kann das Risiko für die Entstehung unerwünschter Nebenwirkungen der NSAR auf ein Minimum reduzieren.

Dazu einige Beispiele:
Die Einnahme von Paracetamol (Ben-u-ron) statt eines nichtsteroidalen Antirheumatikums zur Linderung der Schmerzen, falls nach Ansicht des Arztes auf ein entzündungshemmendes Mittel verzichtet werden kann.
Stets nur die zur Behandlung notwenige Mindestmenge einnehmen.

Man sollte sich beim Arzt erkundigen, ob ein Präparat zum Schutz des Magens eingenommen werden kann, um die Gefahr eines Magengeschwürs zu mindern.
Einige Medikamente sind Kombinationspräparate, in denen bereits ein Magenschutz enthalten ist.
Die Handelsnamen von Magenschutzmitteln sind: Antra, Gastracid, Nexium, Rifun, Pantozol, Pantoloc, Agopton, Lanzor, Pariet usw.
Bei andauernden oder unüblichen Schmerzen nach der Einnahme eines NSAR, muss unverzüglich der Arzt informiert werden.

 

Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen nichtsteroidalen Antirheumatika und anderen Arzneimitteln?

Die NSAR können die Wirksamkeit von blutdrucksenkenden Medikamenten mindern, weil sie den Blutdruck erhöhen können.
Die nichtsteroidalen Entzündungshemmer reduzieren die Beseitigung der Wirkstoffe Lithium und Methotrexat (Bendatrexat), die zu Lebertoxizität führen, außerdem mindern sie die Wirkung der Diuretika, wobei sie den Blutfluss zu den Nieren reduzieren.

Wenn dazu noch Blutverdünnungsmittel, wie Warfarin (Coumadin) eingenommen werden, erhöht sich das Komplikationsrisiko.
Die längere Einnahme von NSAR in Verbindung mit Medikamenten, die die Blutungszeit erhöhen, ist zu vermeiden.

Nichtsteroidale Antirheumatika weisen auch Wechselwirkungen mit Alkohol auf; während der Einnahme von Ibuprofen oder Aspirin sollte auf Alkohol verzichtet werden.
Die Gefahr liegt in der Reizung der Magenschleimhaut.

Mehr lesen

Bibliographie

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  2. Uwai Y, Saito H, Inui K. Interaction between methotrexate and nonsteroidal anti-inflammatory drugs in organic anion transporter. Eur J Pharmacol. 2000 Dec 1;409(1):31-6.
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