Ellenbogenfraktur

Ellenbogenfraktur
© Massimo Defilippo

Inhalt

Was ist eine Ellenbogenfraktur?

Eine Fraktur des Ellenbogens ist der Bruch oder die Verletzung mindestens eines der Knochen, die das Gelenk zwischen Humerus (Oberarm), Elle und Speiche (Ellenbogen) bilden.

Das Ellenbogengelenk erfüllt eine wichtige Aufgabe beim Anheben von Gewichten, beim Ankleiden, Waschen, Kämmen und beim Arbeiten.

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Beurteilung des Ellenbogens und Diagnose
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Mögliche Verletzungen können an den Oberarmgelenkköpfen, dem Radiusköpfchen und dem Epicondylus sowie interkondylär oder suprakondylär auftreten.
Brüche des Olecranon (Oberkante der Elle) machen etwa 10 % der Ellenbogenverletzungen aus und betreffen vor allem Erwachsene. Dabei kann der Ulnarisnerv verletzt werden.
Im Allgemeinen werden Frakturen des Radiusköpfchens durch einen Sturz auf die gestreckten Arme, also durch ein indirektes Trauma, verursacht.
Suprakondyläre Frakturen verursachen eine seitliche Verschiebung der distalen Epiphyse des Oberarmknochens, betreffen oft Kinder aufgrund von direkten Traumen und sind aufgrund einer möglichen Verletzung des Radialnervs gefährlich.
Verletzungen der Oberarmgelenkköpfe sind eher selten.

Bei Stürzen von älteren Menschen ist die Wahrscheinlichkeit einer Handgelenksfraktur wesentlich höher, weshalb eine Ellenbogenfraktur bei Personen über 65 Jahren seltener ist.
Meist tritt sie einseitig entweder rechts oder links auf.
In schweren Fällen kann es neben dem Bruch auch zu einer Luxation kommen, zum Beispiel besteht eine Monteggia-Fraktur aus einem Bruch der Elle und einer Luxation der Speiche.

 

Was sind die Ursachen der Ellenbogenfraktur?

Ellenbogenfraktur
Ellenbogenfraktur
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Röntgenaufnahme eines gebrochenen Ellenbogens, bei der die Epiphyse der Speiche leicht eingerissen erscheint.
Ursachen für Ellenbogenfrakturen sind direkte oder indirekte Traumen mit angewinkeltem Ellenbogen.
Sie ereignen sich bei Motorradunfällen und Fahrradstürzen mit gebeugtem und supiniertem Ellenbogen oder bei einem starken Aufprall, wie einem Sturz aus dem ersten Stock.
Ein Ausrutschen nach hinten (zum Beispiel auf dem Snowboard) führt eher zu einer Ellenfraktur.

 

Wie werden Ellenbogenfrakturen eingeordnet?

Verletzungen des Ellenbogens können suprakondylär, interkondylär oder am Radiusköpfchen auftreten. Das hängt davon ab, ob sie sich oberhalb der Oberarmgelenkköpfe, dazwischen oder an der Speiche ereignen.
Nach der Mayo-Clinic können Radiusköpfchenfrakturen am Ellenbogen folgendermaßen unterteilt werden:

  • Typ I: nicht verschoben oder mit einer Diastase (Entfernung) der Bruchstellen von weniger als 2 Millimetern, die Heilungsprognose ist gut.
  • Typ II: mit oder ohne Trümmer, macht 80-90 % der Ellenbogenfrakturen aus, die Heilungsprognose ist ziemlich gut.
  • Typ III: verschoben und instabil, auch hier kann ein Trümmerbruch vorliegen oder nicht, erfolgt meist in Verbindung mit einer Verletzung des Speichenköpfchens.
    Sie sind sehr selten und machen rund 5 % der Frakturen aus. Die Genesungszeiten sind verlängert und die Heilungsprognose ist zurückhaltend.

 

Was sind die Symptome einer Ellenbogenfraktur?

Der Patient kommt mit starken Ellenbogenschmerzen und einer Schwellung des verletzten Bereichs mit einem sichtbaren Hämatom in die Notaufnahme.
Ein Bewegen des Arms ist aufgrund der Schmerzen fast unmöglich, die Funktionalität ist daher fast vollständig eingeschränkt.
Bei einem verschobenen Bruch kann man bei einem zu 90° angewinkelten Ellenbogen eine Vertiefung oberhalb des Olecranon wahrnehmen.
Ist die Verletzung hochgradig, kann auch der Ulnarisnerv (Ellennerv) verletzt sein. Die Folge ist eine Reihe von Symptomen auf der ulnaren Seite des Handgelenks, im kleinen Finger und im Ringfinger.

 

Welche diagnostische Untersuchung ist für eine Ellenbogenfraktur am besten geeignet?

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Röntgenaufnahme, die das Einsetzen einer Platte am gebrochenen Unterarm zeigt.
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Die geeignetste Untersuchung für Frakturen ist die Röntgenaufnahme. Für das Ellenbogengelenk muss der Ellenbogen rechtwinklig gebeugt sein und die Aufnahme in seitlicher Projektion erfolgen.
Bei ausgestrecktem Ellenbogen kann man nicht sehen, ob die Fraktur verschoben ist und ob die Fragmente zusammenpassen.

 

Diagnose der Ellenbogenfraktur

Der Arzt überprüft die Anamnese, die Art, wie das Trauma zustande gekommen ist und die Zeichen und Symptome des Patienten; wenn er einen Knochenbruch vermutet, verordnet er eine Röntgenaufnahme und führt klinische Tests durch.
Bei der Untersuchung des Patienten können einige Deformationen festgestellt werden, die auf eine verschobene Fraktur hinweisen. In der Tat zieht die Trizepssehne bei einer Olecranonfraktur das Knochenfragment in Richtung Schulter und verursacht so eine gut sichtbare Fehlstellung des Ellenbogens.
Der am besten geeignete Test ist die Streckung des Ellenbogens. Wenn diese dem Patienten nicht gelingt, besteht eine Wahrscheinlichkeit von 50-60 %, dass eine Fraktur vorliegt.
Wenn der Patient das Gelenk vollständig strecken kann, kann auf eine Röntgenaufnahme verzichtet werden. Der Patient sollte jedoch in der Woche nach dem Unfall weiterhin beobachtet werden, denn wenn der Schmerz anhält, könnte eine kleine Verletzung vorliegen.
Eine Magnetresonanztomographie wird selten durchgeführt. Diese Untersuchung hat den Vorteil, dass sie auch eine Mikrofraktur aufzeigt. Diese Art von Bruch heilt jedoch spontan im Laufe von rund 2 Wochen.

 

Welche Therapie ist für eine Ellenbogenfraktur geeignet?

Nicht verschobene Brüche werden durch Fixierung mithilfe eines Gipsverbands oder einer Orthese über einen Zeitraum von rund 30 Tagen behandelt. Wenn die anschließende Röntgenkontrolle noch keine beginnende Kallusbildung zeigt, muss der Verband für einen weiteren Monat getragen werden.
Kinder dürfen Gipsverbände für höchstens 15 Tage tragen.
Bei einer verschobenen Fraktur des Oberarmgelenkkopfes bewegt sich das abgebrochene Fragment in Richtung der Hand; der Orthopäde muss entscheiden, ob er das Bruchstück entfernt oder es mit der Speiche mithilfe eines Metallnagels befestigt.
Wenn die verschobene Fraktur epitrochlear ist oder auf Höhe des Epicondylus erfolgt, verschiebt sich das Fragment erheblich. Dann muss der Bruch reponiert und mit einem Metallnagel fixiert werden.

Auch eine Olecranonfraktur wird mit einem chirurgischen Eingriff behandelt, da die Trizepssehne oft den Bruch versetzt hält und somit die Konsolidierung verhindert. In diesem Fall wird eine Einfassung aus Kirschnerdraht verwendet, um die Fragmente in der richtigen Position zu halten. Dann wird das Ganze mit einer Metallplatte fixiert.
Kirschnerdrähte sind keine einfachen Faserfäden, sondern kleine Metalldrähte aus rostfreiem Edelstahl, die mit der Zange gebogen werden.
Die Einfassung dient dazu, den Kräften entgegenzuwirken, die dazu tendieren, die Knochenfragmente auseinanderzuziehen, um so die Fragmente untereinander zu verdichten.
Wenn es sich um einen Trümmerbruch handelt, der nicht mit einem chirurgischen Eingriff behoben werden kann, kann der Chirurg ein Knochentransplantat aus dem Gewebe des Wadenbeins einsetzen.

Oft verbleiben Begleiterscheinungen (mittel- bis langfristige Folgen) des Bruchs. Oft kann die Beweglichkeit des Ellenbogens nicht zu 100 % wiederhergestellt werden. Auch kann der Radialis- oder der Ulnarisnerv verletzt werden.
Wenn der Patient starke Schmerzen verspürt, kann der Arzt auch Medikamente wie nichtsteroidale Entzündungshemmer verschreiben. Es ist jedoch besser, Analgetika zu verwenden, da eine Entzündung eine Körperreaktion ist, die den Wiederaufbau des Ellenbogens begünstigt und daher nicht behindert werden sollte.

 

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Dreidimensionale CT, die die Resultate einer Ellenbogenfraktur mit Osteosklerose und Knochendeformation zeigt.
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Komplikationen bei einer Ellenbogenfraktur

  • Steifigkeit. Bei einem verschobenen und mehrfachen Bruch sind die Beugung und Streckung nur begrenzt möglich.
  • Arthrose. Die Degeneration des Knorpels und des Gelenks kann Schmerzen und chronische Entzündungen verursachen.
  • Chronische Instabilität. Der Ellenbogen ist nicht stabil und kann ausrenken.
  • Pseudarthrose oder schlechtes Zusammenwachsen. Die Fragmente wachsen nicht oder in einer unnatürlichen Position zusammen. Diese Komplikation zeigt sich vor allem, wenn die Fraktur nicht behandelt wurde. Wenn die Fraktur nach ein paar Monaten noch nicht verheilt ist, kann man mit Schockwellen arbeiten, die den Wiederaufbau stimulieren.
  • Infektion, vor allem bei offenen Brüchen.
  • Verletzungen von Arterien und Nerven, insbesondere des Ulnarisnervs, der durch fibröses posttraumatisches Narbengewebe eingeklemmt werden kann. Symptome sind Ellenbogenschmerzen bis zu den Fingern, Kribbeln, Kraft- und Sensibilitätsverlust vom Ellenbogen bis zum kleinen Finger und zum Ringfinger.

Welche Rehabilitation erfolgt nach einer Ellenbogenfraktur?

Ellenbogenfrakturen müssen so bald wie möglich behandelt werden, um die Beweglichkeit wiederzuerlangen. Am schwierigsten ist es, die vollständige Beugung und Streckung wieder zu erreichen.

Der erste Teil der Physiotherapie besteht in der Anwendung der Magnetfeldtherapie, um die Kallusbildung des Knochens zu fördern. Sie kann auch bei operierten Patienten und sogar bei anliegendem Gipsverband durchgeführt werden.
Sobald wie möglich sollte man mit Übungen zur passiven Rehabilitation und zur assistierten passiven Rehabilitation beginnen, um möglichst gut und schnell zu genesen.
Um die Heilung zu beschleunigen, muss man sowohl passiv, als auch aktiv hart daran arbeiten.
Sobald es die Schmerzen zulassen, sollte man mit dem Muskelaufbau beginnen.

 

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Dreidimensionale CT, die eine Ellenbogenfraktur mit Knochendeformation zeigt.
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Wie lange dauert die Heilung? Prognose

Die Genesungszeiten hängen ab von:

  • der Schwere des Bruches,
  • den Komplikationen,
  • dem Alter des Patienten,
  • anderen Erkrankungen, an denen der Patient leidet.

Bei einem nicht verschobenen Bruch kann ein junger Mensch innerhalb von 2-3 Monaten vollständig genesen, während es bei einem älteren Menschen oft 3-4 Monate dauert.
Handelt es sich um einen komplizierten Bruch mit vielen Fragmenten, dauert die vollständige Heilung länger als 6 Monate, aber der Patient wird das Gelenk nicht mehr vollständig beugen und strecken können.
Der vollständige Bewegungsumfang ist im täglichen Leben selten notwendig. Daher können die Patienten meist wie zuvor leben und auch Gewichte anheben.

 

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