Wie funktionieren Antibiotika? Wann ist es angebracht, sie zu nehmen?

Antibiotikapille und Nebenwirkungen
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Antibiotika heilen Krankheiten, indem sie Bakterien töten oder ihre Vermehrung blockieren und gehören zu den meist verschriebenen Arzneimitteln.

Das erste Antibiotikum, das angewendet wurde, war das Penicillin, das von Alexander Fleming zufällig in seinem Laboratorium St. Martin in London entdeckt wurde.

Heute stehen über 100 Arten von Antibiotika zur Infektionsbehandlung zur Verfügung.

Obwohl Antibiotika bei einer Vielzahl von Infektionen angewendet werden, sollte man wissen, dass damit nur bakterielle Infektionen behandelt werden können. Gegen Virusinfektionen (zum Beispiel die verbreitete Erkältung) und bei Pilzinfektionen (zum Beispiel Tinea) sind Antibiotika unwirksam.

 

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Inhalt

Wie funktionieren Antibiotika?

Die Aufgabe der Antibiotika ist es, Bakterien abzutöten; das sind einzellige Organismen, die sich in unserem Körper vermehren und Krankheiten verursachen.
Manche Bakterien produzieren chemische Substanzen, die bestimmte Teile unseres Organismus schädigen können. Bei einer Ohreninfektion zum Beispiel greifen die Bakterien das Innenohr an, und während sich der Körper gegen die schädigende Ursache zur Wehr setzt, führen die natürlichen Prozesse des Immunsystem zu einer Entzündung.
In diesem Fall ist es erforderlich, ein spezifisches Antibiotikum einzunehmen, um die Bakterien zu töten und die Entzündung zu beseitigen.
Ein Antibiotikum ist daher ein selektives „Gift“. Es muss ausgesucht werden, um die gefährlichen Bakterien zu töten, ohne die Zellen unseres Körpers zu schädigen. Jede Art von Antibiotikum beeinflusst bestimmte Bakterien auf verschiedene Weise. Zum Beispiel können sie die Fähigkeit eines Bakteriums, Glucose in Energie umzuwandeln, hemmen oder die Fähigkeit beeinträchtigen, eine Zellwand aufzubauen. Geschieht dies, stirbt ein Bakterium, anstatt sich zu vermehren. Dabei wirkt das Antibiotikum nur an den Lebensmechanismen des Bakteriums und nicht der normalen Zellen.

 

Wie sollte man Antibiotika einnehmen?

Die Dosen des Antibiotikums können auf verschiedene Weise genommen werden: auf oralem Weg (Tabletten und Kapseln oder Sirup), in lokaler Anwendung (Creme, Lotion, Spray oder Tropfen), durch Injektion (durch intramuskuläre Spritzen oder über eine Infusion direkt ins Blut).
Die gewählte Form hängt von der Art der Infektion ab. Topische Antibiotika werden oftmals zur Behandlung von Hautinfektionen angewendet, während auf oralem Weg eingenommene Antibiotika zur Behandlung eines Großteils der leichten bis mittelschweren Infektionen verwendet werden.
Injektion oder Infusionen sind in der Regel für schwerwiegende Infektionen vorgesehen und werden gewöhnlich im Krankenhaus vorgenommen.
Wichtig ist, die Behandlung wie vorgeschrieben weiterzuführen, auch wenn man sich wieder besser fühlt, es sei denn, der Arzt sagt etwas anderes. Denn wenn die Einnahme des Antibiotikums vorzeitig beendet wird, können die Bakterien resistent werden.

 

Resistenz

Die Fähigkeit der Antibiotika, bisher unheilbare Infektionskrankheiten zu heilen, hat zu einer oftmals ungerechtfertigten Anwendung dieses Arzneimittels geführt. In den meisten europäischen Ländern sind Antibiotika die meist verwendeten Medikamente und liegen an zweiter Stelle nach den Analgetika.
Leider hat ihr übermäßiger und unangebrachter Gebrauch in der Humanmedizin, Tiermedizin und Landwirtschaft zu einem raschen Anstieg medikamentenresistenter Mikroorganismen geführt. Viele der ersten Antibiotika wurden unwirksam und sind viel weniger zuverlässig als zuvor.

Die Antibiotikaresistenz resultiert aus der Übertragung der Eigenschaften genetischer Resistenz unter Bakterien derselben oder unterschiedlicher Spezies. Im Großen und Ganzen gilt, je mehr ein spezielles Antibiotikum angewendet wird, umso größer ist die Gefahr, dass daraus Phänomene einer Resistenz gegen dasselbe Antibiotikum entstehen, die das Medikament dann immer unwirksamer machen.
Um diese Resistenzentwicklung zu verhindern, wurden neue Antibiotika mit ähnlichen, jedoch nicht identischen chemischen Charakteristika entwickelt, die wirksam blieben, bis erneute Zeichen einer Resistenz auftraten.
Es ist daher unerlässlich geworden, neue Antibiotika zu entwickeln, um eine wirksame Behandlung gegen besonders aggressive bakterielle Infektionen zur Verfügung zu haben.

 

Wann ist es angebracht, Antibiotika zu nehmen?

Antibiotika sind gegen bakterielle Infektionen wirksam. Sie funktionieren hingegen nicht gegen Viren, Pilze und Parasiten.
Nimmt man Antibiotika bei einer Virusinfektion, wird die Krankheit nicht behandelt und lediglich die Möglichkeit einer Resistenz erhöht.
Die einzuhaltenden Grundregeln – unabhängig von der Art der Infektion – die sich für die ordnungsgemäße Verwendung und den maximalen Nutzen des Antibiotikums ableiten, ohne dabei ein Risiko für die Entwicklung resistenter Mikroorganismen zu bilden, sind im Wesentlichen drei:

  • nur dann einnehmen, wenn sie tatsächlich nützen, und nur nach Indikation des Arztes;
  • die richtigen Antibiotika, in der richtigen Dosierung, über die gesamte Zeit ihrer Verordnung anwenden;
  • „selbstverordnete“ Anwendungen unterlassen, auch wenn man meint, genau zu wissen, wie sie bei der Behandlung einzusetzen sind.

Gegen Erkältungskrankheiten helfen Antibiotika wenig oder gar nicht.
Influenza und Symptome einer Parainfluenza, Schnupfen, Halsschmerzen und Ohrenschmerzen werden fast immer durch Viren und nicht durch Bakterien hervorgerufen.
Die einzig wirksame Strategie bei Grippe besteht im Einhalten von Ruhe in angemessener Umgebung, viel trinken, leichte Kost, Verzehr von Obst und Gemüse zur Vitaminanreicherung und bei Fieber fiebersenkende Mittel einnehmen.
Antibiotika können vom Arzt nur in besonderen Fällen empfohlen werden, zum Beispiel wenn man unter chronischen Erkrankungen der Atemwege oder des Herzen-Kreislaufs leidet, um möglichen bakteriellen durch die Grippe begünstigten Sekundärinfektionen vorzubeugen oder diese zu behandeln (vor allem Lungenentzündung).
Bei einer Erkältung helfen Antibiotika nicht. Sind die Beschwerden ausgeprägt, kann man über 4-5 Tage abschwellende Nasentropfen anwenden.

Auch Halsschmerzen werden in den meisten Fällen durch ein Virus verursacht und können mit lokal abschwellenden Mitteln behandelt werden.
Nur bei starken Beschwerden zusammen mit Fieber, das trotz fiebersenkender Medikamente über 2-3 Tage weiterhin besteht, kann ein Einschreiten mit Antibiotika notwendig sein.
Husten kann nur eines der Grippesymptome oder ein eigenes Krankheitsbild sein.
Im ersten Fall sind für die Therapie Mittel ausreichend, die der Beruhigung (Hustenstiller) oder der Beseitigung von exzessivem Bronchialschleim (Hustenlöser oder Expektorantien) dienen. Auf Antibiotika kann man zurückgreifen, wenn ein Risiko für eine bakterielle Infektion der Bronchien oder Lungen besteht.

 

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