Frozen Shoulder

Frozen-Shoulder

Die Frozen Shoulder oder adhäsive Kapsulitis ist eine schmerzhafte Schultersteife, bei der die Gelenkkapsel der Schulter betroffen ist.


Die Gelenkkapsel ist eine faserige Manschette, die das Schultergelenk umgibt und enthält.
Sie ist eine sehr wichtige Struktur, weil sie den Oberarmknochen (Humerus) mit der Schulter in Verbindung hält.
Charakteristisches Merkmal einer Frozen Shoulder ist die Aufhebung der Beweglichkeit in allen Bewegungsebenen.

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Anatomie der Schulter
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Das Anheben des Arms ist mit großen Schmerzen verbunden, auch wenn die Bewegung passiv ausgeführt wird.
Die Gelenkkapsel ist nicht entzündet, aber es bilden sich narbige Verklebungen und die Kollagenproduktion steigt.
Das führt zur Bildung von neuem Fasergewebe.

Die Kapsel wird dicker und voluminöser, verliert an Elastizität und zieht sich zurück, wodurch sie die Bewegungen der Schulter behindert.
Die Menge der in der Kapsel enthaltenen Synovialflüssigkeit reduziert sich immer mehr.
Diese Erkrankung trifft häufiger Frauen als Männer, bei Rechtshändern wird die linke Schulter betroffen sein.

Das Alter der Patienten liegt zwischen 45 und 65 Jahren.
Nur seltenen tritt die adhäsive Kapsulitis beidseitig auf.
Die Erkrankung kann sich über mehrere Monate und Jahre erstrecken, normalerweise erfolgt eine Heilung innerhalb von 1½ bis 2 Jahren.

 

Inhalt

Was sind die Ursachen?

Es gibt keine sicheren Ursachen, aber einige Faktoren, die das Auftreten der schmerzhaften Schultersteife begünstigen.
Gehäuft ist sie bei folgenden Personengruppen anzutreffen:

  • wer an Diabetes, hohem Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie) und Herzkrankheiten (Kardioparthien) leidet;
  • wer ein starkes Trauma erlitten hat, wie einen Knochenbruch oder eine  Verrenkung;
  • wer sich einem chirurgischen Eingriff unterzogen hat, beispielsweise einer Brustamputation (Mastektomie).

Es gibt viele verschiedene Theorien, einerseits werden Stoffwechselstörungen und neurologische, endokrine Ursachen angenommen, andererseits wird davon ausgegangen, dass die Krankheit als Nebenwirkung bestimmter Medikamente auftritt.

 

Was sind die Symptome?

Die adhäsive Kapsulitis lässt sich in drei Stufen unterteilen.

Das erste Stadium (Initialphase) besteht in einer Entzündung  der Gelenkkapsel und der Kontraktur der Rotatorenmanschette der Schulter.
Die Schulterschmerzen sind sehr stark und können insbesondere nachts auftreten.
Dieses Stadium dauert in der Regel etwa 6 bis 12 Wochen.

Im zweiten Stadium erfolgt die Einsteifung der Schulter.

Die Bewegungseinschränkung nimmt immer mehr zu und erreicht ihren Höhepunkt nach circa 2 Monaten, vor allem dann, wenn der Arm nach vorn angehoben, nach innen bzw. außen gedreht oder abgespreizt wird; das Strecken des Arms nach hinten ist nur selten eingeschränkt.
Der Hauptunterschied zwischen schmerzhafter Schultersteife und anderen Schulterbeschwerden liegt in der steifen Bewegungsblockierung, wenn die Bewegungsgrenze erreicht ist.

Der vollständige Bewegungsumfang kann nicht erlangt werden, auch wenn die Armbewegung erzwungen wird.
Der Umfang der aktiven und passiven Bewegungen ist derselbe.
Die Funktionseinschränkung kann sehr gravierend sein, der Betroffene ist nicht in der Lage, manuelle Arbeiten auszuführen, und die Ausübung normaler Alltagstätigkeiten kann problematisch werden.
Alltagsbewegungen, die eine Innenrotation der Schulter erfordern, sind möglicherweise gar nicht mehr zu schaffen, wie das Schließen des BHs, den Rücken waschen, die Haare bürsten, das Portemonnaie aus der Tasche ziehen oder das Anlegen des Sicherheitsgurts.
Außerdem können klimatische Faktoren die Symptome verschlechtern: kaltes Wetter und Wetterumschwung.

Wiederholungstätigkeiten können die Schmerzen zeitweise verstärken.
Einige Patienten sind aufgrund der Schmerzen nicht in der Lage, die krankengymnastischen Übungen durchzuführen.
Das zweite Stadium dauert etwa ein Jahr.

Im dritten Stadium (Lösungsphase) wird das Narbengewebe elastischer.
Die Beweglichkeit des Gelenks nimmt zu und in 90% der Fälle erlangt der Patient im Schultergelenk wieder das volle Bewegungsausmaß zurück.

 

Welche bildtechnischen Diagnoseverfahren werden angewandt?

Magnetresonanz und CT gehören zu den sinnvollsten Untersuchungsverfahren.
Beide zeigen den Zustand der Weichteilgewebe an, also der Gelenkkapsel, Bänder und Sehnen.
Bei schmerzhafter Schultersteife zeigen die Untersuchungen eine Verdickung der Kapsel und Einsenkungen an, die Synovialflüssigkeit enthalten.

Der Arzt kann außerdem eine Blutuntersuchung anordnen, um den Blutzucker– und Cholesterinspiegel zu kontrollieren.

 Adhäsive Kapsulitis

Wie erfolgt die Diagnose der Frozen Shoulder?

Die Diagnose erfolgt klinisch, der Orthopäde analysiert die Krankengeschichte und führt eine körperliche Untersuchung durch.
Typisch ist die Einschränkung des Bewegungsumfangs bei passiver Schulterbewegung.
Der Arzt muss einen aktiven und passiven Bewegungstest durchführen; weisen beide dasselbe Ergebnis auf, besteht Verdacht auf eine adhäsive Kapsulitis.
Alle Bewegungen verursachen Schmerzen, besonders die Beuge- und Drehbewegungen.
Bei der Differenzialdiagnose sollten Läsionen der Rotatorenmanschette, Kalkablagerungen, Periarthritis, Schleimbeutelentzündung und Impingement-Syndrom berücksichtigt werden.

 

Behandlung

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Dehnung des hinteren Gelenkkapselbereichs.

Bei schmerzhafter Schultersteife besteht die Behandlung hauptsächlich in Schmerzlinderung und Physiotherapie. Den meisten Patienten helfen bereits einige einfache Übungen, auch wenn die gesamte Behandlung mehrere Monate in Anspruch nehmen kann.

 

Übungen und Dehnung

Bei einer adhäsiven Kapsulitis haben die Dehnübungen hauptsächlich zwei Funktionen:

  • die Beweglichkeit des Gelenks zu erhöhen;
  • den Verlust des Muskeltonus des betreffenden Arms auf ein Minimum zu begrenzen (Hypotrophie des Muskels).

Man sollte die Bedeutung der Dehnübungen nicht unterschätzen, da sie den Schlüssel zum Behandlungserfolg darstellen. Positive Ergebnisse lassen sich allerdings nur dann verzeichnen, wenn die Übungen nicht nur in Anwesenheit des Physiotherapeuten sondern mehrmals täglich durchgeführt werden.


Physiotherapie

Der Physiotherapeut kann dem Patienten helfen, ein Programm zu entwickeln, bei dem Dehnübungen mit Ultraschall-, Kälte-, Wärmebehandlung und anderen Rehabilitationsmethoden kombiniert werden. Wie bereits erwähnt, ist es wichtig, die Dehnübungen mehrmals täglich durchzuführen (nicht nur in Zusammenarbeit mit dem Physiotherapeuten).

Medikamente

Entzündungshemmende Medikamente haben keinen maßgeblichen Einfluss auf die Heilung der schmerzhaften Schultersteife, können aber durch ihre schmerzlindernde Wirkung Erleichterung verschaffen.

Infiltrationen

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Schulterinfiltrationen
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Kortisoninjektionen werden üblicherweise eingesetzt, um die Entzündung in der Schulter zu lindern. Es ist nicht ganz klar, wie viel Nutzen eine Kortisoninjektion bringen kann, aber sicherlich trägt sie dazu bei, die Schmerzen zu mindern, was wiederum eine Steigerung der Dehnübungen möglich macht.
Bekannt dagegen ist, dass Kortison nur dann eine wirksame Behandlungsmethode bei schmerzhafter Schultersteife darstellt, wenn es in Kombination mit Physiotherapie angewandt wird.

 

Operative Behandlung bei Frozen Shoulder

Halten die Beschwerden trotz Physiotherapie und pharmakologischer Behandlung weiter an, kann ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden.
Es ist wichtig, zusammen mit dem Arzt den potentiellen Heilungsverlauf festzulegen und dabei die Übungen fortzusetzen oder einen chirurgischen Eingriff durchzuführen.

Frozen ShoulderDas Ziel der Operation liegt darin, die versteifte Gelenkkapsel zu lösen und aufzuweiten.
Zu den am häufigsten angewandten Operationsverfahren gehören Narkosemanipulation und Gelenkspiegelung (Arthroskopie) der Schulter.

Bei der Narkosemanipulation bewegt der Arzt die Schulter in verschiedene Richtungen und zwingt das Gelenkkapselgewebe, sich zu weiten oder zu reißen. Dadurch lockert sich die Gelenkkapsel und der Bewegungsumfang wird erhöht.
Bei einer Arthroskopie der Schulter schneidet der Arzt kleine Teile der Gelenkkapsel ein; dazu verwendet er stiftähnliche Geräte, die durch kleine Einschnitte in die Schulter eingeführt werden.

In vielen Fällen werden Manipulation und Arthroskopie miteinander kombiniert, um ein optimales Behandlungsergebnis zu erzielen.
Bei der Mehrzahl der Patienten können mit diesen beiden Verfahren sehr gute Ergebnisse erzielt werden.

 

Heilung

Nach dem Eingriff ist die Krankengymnastik wieder sehr wichtig, um den Bewegungsgrad aufrecht zu erhalten, der durch die Operation erzielt wurde. Die Genesungszeiten liegen zwischen 6 Wochen und 3 Monaten.
Auch wenn der Heilungsprozess langwierig ist, stellt das Patientenverhalten bei der Therapie die grundlegende Voraussetzung zur Wiederaufnahme aller Alltagstätigkeiten dar.

Die Langzeitergebnisse nach einer Operation sind in der Regel gut.
Die meisten Patienten  können durch die Schmerzlinderung das Bewegungsausmaß erheblich vergrößern.
In einigen Fällen lässt sich jedoch die volle Beweglichkeit auch nach Jahren nicht wiedererlangen und ein kleiner Anteil an Reststeifigkeit verbleibt.

Es kommt zwar nur selten vor, dennoch sind bei schmerzhafter Schultersteife Rückfälle möglich, besonders bei Diabetes.

 

Hausmittel

Wer unter schmerzhafter Schultersteife leidet, muss die betroffene Gliedmaße bei der Ausübung von Alltagstätigkeiten mit einbeziehen, soweit es die Schmerzen zulassen. Die Anwendung von Wärme- und Kältepackungen an der Schulter kann zur Schmerzlinderung beitragen.

Feucht-warme Umschläge

Feucht-warme Umschläge können das Schultergelenk lockern und die Schmerzen lindern. Dreimal täglich sollten die Umschläge angelegt und Dehnübungen durchführt werden; für die wärmenden Umschläge wird ein Tuch in warmes Wasser getaucht und vor dem Dehnen etwa 10 Minuten auf die Schulter gelegt.

Alternativmedizin

Akupunktur wird in China seit Tausenden von Jahren angewandt. Sehr feine Nadeln werden in bestimmte Punkte des Körpers gesteckt und verbleiben dort für 15-40 Minuten. In dieser Zeit können sie versetzt oder manipuliert werden. Da die Nadeln äußerst dünn und biegsam sind und normalerweise oberflächlich eingeführt werden, verlaufen die meisten Akupunkturbehandlungen weitgehend schmerzfrei.

Bei der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS) werden Schlüsselpunkte im Nervenversorgungsgebiet durch schwachen Strom gereizt. Der Strom wird durch auf der Haut angebrachte Elektroden übertragen, was weder schmerzhaft noch schädlich ist. Die genaue Wirkungsweise der TENS ist nicht bekannt, aber man geht davon aus, dass die Freisetzung von schmerzhemmenden Molekülen (Endorphine) stimuliert bzw. die schmerzimpulstransportierenden Fasern gehemmt werden.

 

Prävention

Eine der häufigsten Ursachen für eine schmerzhafte Schultersteife ist die Immobilität der Schulter, die durch eine Schulterverletzung, einen Armbruch oder einen Schlaganfall bedingt sein könnte. Nach einer Verletzung, die die Bewegung der Schulter schwierig werden lässt, muss der Arzt oder Physiotherapeut zu Rate gezogen werden, der mit Hilfe zweckmäßiger Übungen die Beweglichkeit der betroffenen Schulter aufrecht erhalten kann.