Trockener Mund oder Xerostomie

Trockener Mund oder Xerostomie

Ein trockener Mund (oder Xerostomie) gibt das Gefühl, nicht ausreichend Speichel im Mund zu haben.

 

Wir alle können hin und wieder unter Mundtrockenheit leiden, wenn wir:

  • Nervös sind,
  • Zornig sind,
  • Gestresst sind.

Ein Mund, der täglich oder über die meiste Zeit trocken ist, kann Beschwerden bereiten und verursachen:

  • Symptome,

Er kann auch das Symptom einiger Erkrankungen sein.

Der medizinische Fachbegriff für einen trockenen Mund ist „Xerostomie“.

Biologie des Speichels

Speichel ist das Erzeugnis der Speicheldrüsen.

Diese Drüsen sondern eine Flüssigkeit in den Mund ab, die enthält:

  • Wasser,
  • Elektrolyte,
  • Schleim,
  • Enzyme.

Funktionen des Speichels

Der Speichel hat viele Aufgaben:

  1. Gleit- und Bindemittel: Der Schleim im Speichelamalgam (oder Speichelgemisch) sorgt dafür, dass gekaute Speisen einen schleimigen Anteil haben und leicht durch die Speiseröhre fließen, ohne die Schleimhaut zu schädigen. (Dechaume M, Goguel S, Poullain P. Human saliva: Physical properties; chemical composition; cytology; bacteriology; serological properties; role. Revue Stomatol)
  2. Reichert mit Wasser an und macht trockene Speisen löslich: Um Speisen schmackhaft zu machen, müssen die darin gelösten Moleküle gelöst werden.
  3. Mundhygiene: Die Mundhöhle wird ständig durch den Speichel gespült, der:
  • Essensreste beseitigt,
  • Den Mund ständig sauber hält.

Der Speichelfluss nimmt während des Schlafes beträchtlich ab, wodurch sich Bakterien im Mund ansammeln.
Die Folge ist ein übler Mundgeruch am Morgen.
Speichel enthält auch Lysozym, ein Enzym, das viele Bakterien abbaut und Infektionen verhindert. (Dewar MR. The saliva: A short review, with special reference to dental caries. Med J Aust)

Speichel hilft, Karies zu vermeiden, indem er:

  • Das Bakterienwachstum hemmt,
  • Speisereste aus dem Mund wäscht.

  1. Beginn der Verdauung von Stärken: Speichelamylase oder Ptyalin ist ein Enzym, das mit der Verdauung von Stärke beginnt und diese in Maltose umwandelt. (Neilson CH, Terry OP. “The adaptation of the salivary secretion to diet.” Am J Physiol)

 

Inhalt

Zeichen und Symptome von Mundtrockenheit (Xerostomie)

Zu den Zeichen und Symptomen von Mundtrockenheit gehören:

  • Mundgeruch
  • Cheilitis – Entzündung der Lippen
  • Rissige Lippen
  • Rissige und aufgesprungene Mundschleimhaut (Innenwand der Wangen und Lippen)
  • Pilzinfektion im Mund, z.B. Soor (Candida)
  • Verändertes Geschmacksempfinden
  • Lippenstift neigt dazu, an den Zähnen haften zu bleiben
  • Häufige Zahnfleischerkrankungen
  • Vermehrtes Auftreten von Zahnbelag und Karies
  • Schluck- und Kauprobleme – vor allem bei besonders trockenen und mürben Speisen wie Crackern und Zerealien
  • Probleme bei Prothesenbenutzung – Probleme bei der Pflege des Zahnersatzes und Bildung von Wundstellen
  • Halsschmerzen
  • Klebriger und Fäden ziehender Speichel
  • Eingerissene oder schmerzende Mundwinkel

 

Ursachen für Mundtrockenheit

Ein trockener Mund kann zahlreiche Ursachen haben, dazu gehören:

Nebenwirkung bestimmter Arzneimittel

Ein trockener Mund tritt oft als Nebenwirkung bei vielen verschreibungspflichtigen und rezeptfreien Medikamenten auf, einschließlich Arzneimitteln zur Behandlung von:

  • Depression,
  • Angst (Antidepressiva),
  • Schmerzen,
  • Allergien und Erkältungskrankheiten (Antihistaminika und abschwellende Mittel),
  • Übergewicht,
  • Akne,
  • Epilepsie,
  • Bluthochdruck (Diuretika),
  • Durchfall (Antidiarrhoika),
  • Übelkeit,
  • Psychotische Störungen,
  • Harninkontinenz,
  • Asthma (bestimmte Bronchospasmolytika),
  • Morbus Parkinson.

Auch Muskelrelaxantien und Beruhigungsmittel können Mundtrockenheit verursachen.

Begleiterscheinung bestimmter Erkrankungen und Infektionen

Ein trockener Mund kann als Begleiterscheinung bestimmter Erkrankungen auftreten, hier einige Beispiele:

  • Sjögren-Syndrom (Autoimmunkrankheit, bei der die Antikörper die exokrinen Drüsen angreifen),
  • Rheumatoide Arthritis,
  • Systemischer Lupus erythematodes,
  • Alzheimer-Krankheit,
  • Parkinson-Krankheit,
  • Diabetes,
  • Anämie (Johansson I, Fagernäs C. – Department of Cariology, University of Umeå, Sweden),
  • Zystische Fibrose,
  • Schlaganfall,
  • Allergische Reaktion.

Schlaganfall und Alzheimer-Krankheit können das Gefühl von Mundtrockenheit hervorrufen, obwohl die Speicheldrüsen normal funktionieren. Schnarchen bei offenem Mund kann nächtliche Mundtrockenheit begünstigen.

Tumor- und Krebstherapie

Trockener Mund als Nebenwirkung bestimmter Behandlungsformen. Schäden an den Speicheldrüsen (Drüsen, die den Speichel erzeugen) können verursacht werden durch Bestrahlungstherapie zur Behandlung der Kopf- und Halsregion oder bei Chemotherapie zur Krebsbehandlung. In diesem Fall vermindert sich die Speichelmenge.

Alterserscheinung

Altern an sich ist kein Risikofaktor für Mundtrockenheit.

Aber ältere Menschen nehmen häufig Medikamente ein, die Mundtrockenheit verursachen.

Außerdem besteht im Alter eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Krankheiten, die einen trockenen Mund hervorrufen.

In den Wechseljahren lässt die Speichelproduktion nach, weil der Östrogenspiegel abfällt.

 

Bitterer Geschmack im Mund,laufen,gehen,LaufbandNervenschäden

Ein Unfall oder ein chirurgischer Eingriff kann Nervenschäden im Bereich von Hals und Kopf verursachen und Xerostomie hervorrufen.

Schwangerschaft

In den ersten Monaten der Schwangerschaft kann Mundtrockenheit auftreten, auch wenn die Frau mehr trinkt als gewöhnlich.

Zigaretten- oder Zigarrenrauchen

Rauchen oder Kauen von Tabak kann Mundtrockenheit erhöhen.

 

Mundtrockenheit am Morgen

Morgens beim Aufstehen kann man sehr leicht einen trockenen und verklebten Mund haben, weil der Körper nachts weniger Speichel produziert; noch dazu trocknet der wenige Speichel im Mund aus, wenn man mit offenem Mund schläft.

 

Trockener Mund beim Sprechen oder Laufen

Aktivitäten wie Laufen oder Sprechen erfolgen mit offenem Mund und somit ist es ganz normal, dass er trocken wird.

Bei Konferenzen wird empfohlen, dass eine Flasche Wasser bereit steht, besonders auf der Bühne, denn emotionale Situationen können den Speichelfluss beeinträchtigen.

 

Diagnose von Mundtrockenheit

Zur Diagnose der Mundtrockenheit untersucht der Arzt oder Zahnarzt den Mund und befragt den Patienten zu seiner Krankengeschichte.

Zuweilen müssen Blutuntersuchungen, bildgebende Diagnoseverfahren wie MRT oder Szintigraphie der Speicheldrüsen oder andere Untersuchungsmethoden zur Messung der produzierten Speichelmenge (Sialometrie) durchgeführt werden, um die Ursache zu ermitteln.

Bei Diabetikern muss der Blutzucker kontrolliert werden.

 

Therapie bei Mundtrockenheit

Künstlicher Speichel

Der Arzt kann ein Mundspray oder ein Mundgel verschreiben, das als Speichelersatz dient. Jede Dosis hat eine zeitlich begrenzte Wirkung, deshalb muss eine häufige Anwendung erfolgen.

Anregung des Speichelflusses

In einigen Fällen von Mundtrockenheit sind die Speicheldrüsen nur bedingt beeinträchtigt und können zu einer erhöhten Speichelproduktion angeregt werden.

Das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi kann bei der Speichelproduktion und dem Speichelfluss helfen.

Pilocarpin ist ein Medikament, das die Speicheldrüsen zu mehr Speichelproduktion anregen kann. Es kann verschrieben werden, wenn andere Maßnahmen keine ausreichende Wirkung zeigen.

Meist hat Pilocarpin eine gute und schnelle Wirkung bei vielen Personen, deren Mundtrockenheit als Nebenwirkung eines Medikaments auftritt.

Wird Mundtrockenheit durch Strahlentherapie hervorgerufen, ist Pilocarpin dagegen nicht besonders wirkungsvoll.

Pilocarpin kann bei manchen Menschen Nebenwirkungen auslösen, wie:

  • Schweißausbrüche,
  • Schwindel,
  • Laufende Nase,
  • Verschwommensehen,
  • Häufiges Wasserlassen.

Die Nebenwirkungen lassen allerdings mit der Zeit nach, wenn sich der Körper an den Stoff gewöhnt hat.

Der Arzt könnte zu Beginn eine niedrige Dosis empfehlen, die so lange eingenommen wird, bis die Nebenwirkungen nachlassen.

Dann kann die Menge nach und nach erhöht werden mit dem Ziel, die maximale Wirkung bei minimalen Nebenwirkungen zu erreichen.

Pilocarpin darf normalerweise nicht genommen werden bei:

  • Asthma,
  • Chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD),
  • Bradykardie (erniedrigter Herzfrequenz),
  • Darmverschluss,
  • Engwinkelglaukom.

 

Änderung der Lebensgewohnheiten und natürliche Heilmittel bei Mundtrockenheit

Wenn die Ursache des Problems nicht erkannt bzw. behoben werden kann, können die nachfolgend angeführten Maßnahmen helfen, die Symptome der Mundtrockenheit zu verbessern und die Zähne gesund zu halten:

  • Zuckerfreien Kaugummi kauen oder zuckerfreie, harte Bonbons lutschen, auch wenn dabei anderweitige Gesundheitsprobleme auftreten können, weil diese Produkte Aspartam und andere Süßstoffe oder Additive enthalten.
  • Essen von Lebensmitteln, die den Speichelfluss anregen, besonders angezeigt sind Zitrusfrüchte: Zitrone, Orange und Grapefruit.
  • Wenn keine Kontraindikationen bestehen, kann eine Fastenkur helfen, die die Mundtrockenheit verursachenden Krankheiten zu heilen.
  • Koffeinkonsum einschränken. Koffein kann einen trockenen Mund verursachen.
  • Bonbons und gezuckerte oder saure Nahrungsmittel meiden, weil sie das Kariesrisiko erhöhen.
  • Kein alkoholhaltiges Mundwasser anwenden, weil Alkohol die Trockenheit noch verstärken kann.
  • Mit dem Rauchen aufhören und keinen Kautabak genießen.
  • Tagsüber schluckweise Wasser trinken oder Eiswürfel lutschen, um den Mund feucht zu halten, und während den Mahlzeiten Wasser trinken, um das Kauen und Schlucken zu unterstützen.
  • Rezeptfreie Speichelersatzprodukte Es gibt Produkte, die Carboxymethylcellulose oder Hydroxyethylcellulose enthalten, wie die Mundspülung Biotene.
  • Frei verkäufliche Antihistaminika und abschwellende Mittel vermeiden, da sie die Symptome verstärken können.
  • Möglichst durch die Nase atmen und nicht durch den Mund.
  • Mit Hilfe eines Luftbefeuchters die Luftfeuchtigkeit im Zimmer erhöhen.

 

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