Epidurale Infiltrationen

Epidurale Infiltrationen
© Massimo Defilippo

Epidurale (oder peridurale) Infiltrationen mit Kortison sind eine gebräuchliche Therapie für viele Arten von Lumbalgie und Schmerzen der Beine, die durch eine Entzündung des Ischiasnerven oder eine Diskushernie (Bandscheibenvorfall) verursacht werden.

Ziel der Injektionen ist die Linderung des Schmerzes. Manchmal sind einige Injektionen schon ausreichend zur Schmerzlinderung.

Allerdings sollte diese Behandlung in Verbindung mit einem umfassenden Rehabilitationsprogramm durchgeführt werden, um eine langfristige Besserung zu erhalten und die Ursache der Rückenschmerzen zu behandeln.

Die meisten Ärzte sind sich darüber einig, dass die Wirkungen der Injektionen zwar meist nur vorübergehend sind, aber doch die Symptome über einen Zeitraum von einer Woche bis zu einem Jahr verringern können.

Epidurale Infiltrationen können für einen Patienten während einer akuten Schmerzepisode an Rücken oder Beinen sehr hilfreich sein. Darüber hinaus kann eine Kortisoninjektion den Schmerz ausreichend lindern, so dass der Patient ein Programm mit Dehn- und Rehabilitationsübungen durchführen kann. Ist die Anfangsinjektion bei einem Patienten wirksam, können bis zu drei Infiltrationen im Jahr erfolgen.

Außer dem unteren Teil des Rückens (Lumbalregion) werden epidurale Injektionen mit Kortison auch durchgeführt, um zervikale Schmerzen (in der Region des Nackens) und Schmerzen im Brustbereich (dorsal) zu lindern.

 

Inhalt

Wirksamkeit von epiduralen Infiltrationen

Während viele Studien kurzfristige Vorteile bei epiduraler Injektion von Steroiden dokumentieren, sind die Angaben über eine längerfristige Wirksamkeit weniger überzeugend. Tatsächlich sind die Ergebnisse der lumbalen epiduralen Injektionen von Steroiden weiterhin ein umstrittenes Thema.
Zum Beispiel verwenden viele Studien keine Durchleuchtung (Fluoroskopie), um die korrekte Positionierung des Medikamentes sichtbar zu machen. Und dies trotz der Tatsache, dass eine fluoroskopische Führung heutzutage ein Routinevorgang ist.

Trotzdem zeigen die meisten Studienergebnisse, dass mehr als 50% der Patienten mit epiduralen Steroidinjektionen eine Linderung der Schmerzen erfahren.
Die wissenschaftlichen Studien weisen auch darauf hin, dass die Therapie wirksamer ist, wenn sie durch Fachleute mit langjähriger Erfahrung durchgeführt wird, die zur Positionierung immer die Durchleuchtung nutzen.

 

Potentieller Nutzen der Injektionen

Die epiduralen Injektionen von Kortison bringen das Medikament, das paravertebral injiziert wird, direkt (oder sehr nahe) an die Schmerzquelle.
Im Gegensatz dazu haben die oralen Schmerzmittel und Kortikosteroide eine andere Wirkungsweise, sind weniger konzentriert und können inaktzeptable Nebenwirkungen hervorrufen. Zudem kann, da die meisten Schmerzen durch eine chemische Entzündung entstehen, eine epidurale Injektion mit Kortison helfen, die lokale Entzündung und den Schmerz unter Kontrolle zu bringen.


Der Epiduralraum ist ein schmaler Raum innerhalb der Wirbelsäule, der den Duralsack (Dura mater) umschließt und mit Fettgewebe (Fett) und kleinen Blutgefäßen angefüllt ist.
Der Duralsack umgibt das Rückenmark, die Nervenwurzeln und die zerebrospinale Flüssigkeit (den Liquor, der der Versorgung des Zentralnervensystems dient).
Gewöhnlich verwendet man eine Lösung, die Kortison und ein lokales Anästhetikum (Lidocain oder Bupivacain) und/oder Kochsalzlösung enthält.
Meist wird Kortison als entzündungshemmendes Mittel injiziert. Die Entzündung ist bei vielen lumbalen Beschwerden vorhanden und eine Verringerung der Entzündung hilft bei der Beseitigung des Schmerzes.
Triamcinolonacetonid, Dexamethason und Methylprednisolon sind häufig angewendete Steroide.
Lidocain ist ein schnellwirkendes lokales Anästhetikum zur vorübergehenden Schmerzlinderung.
Bupivacain ist ein dauerhafteres Medikament, das hin und wieder angewendet wird. Obwohl die Injektion hauptsächlich zur Schmerzlinderung verwendet wird, wird Kochsalzlösung zur Verdünnung des Lokalanästhetikums oder als „Wäsche“ angewandt, die der Verdünnung der chemischen oder immunologischen Stoffe dient, die die Entzündung aufrechterhalten.

 

Welche sind die Indikationen für eine lumbale Epiduralinjektion?

Verschiedene allgemeine Erkrankungen, die zu schweren akuten oder chronischen Lumbalgien oder zu Schmerzen in den Beinen (Ischialgien) durch die Entzündung des Ischiasnervs führen, können durch lokale Kortisoninjektionen geheilt werden.
Zu diesen Erkrankungen gehören:

  • Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule (lumbale Diskushernie), bei der der Bandscheibenkern durch den äußeren Faserknorpelring (Anulus) in den Spinalkanal vortritt und dort auf das Rückenmark und die Nervenwurzeln drückt.
    Die Diskushernie kann eine Ischialgie oder eine Lumbocruralgie verursachen.
  • Degenerative Bandscheibenerkrankung, wo der Kollaps der Bandscheibe mit den Nerven des unteren Rückenbereichs interferieren kann.
  • Lumbale Spinalkanalstenose, eine Verengung des Spinalkanals, die buchstäblich die Nerven und das Rückenmark abdrückt, wodurch erhebliche Schmerzen entstehen.
  • Lumbaler Wirbelzusammenbruch, das bedeutet die Fraktur von mindestens einem Wirbel, der an Höhe verliert und seine Form verändert.
  • Zysten, die in den Facettengelenken auftreten und auf die umgebenden Strukturen der Wirbelsäule drücken können.
  • Riss des Faserringes, eine schmerzhafte Erkrankung, bei der es zu einem Einriss in der Außenschicht der Bandscheibe kommt.

 

Wie werden epidurale Kortisoninjektionen durchgeführt?

Es gibt drei Methoden der Steroidinjektion in den Epiduralraum: die interlaminare, caudale und transforaminale Vorgehensweise.
Alle Vorgehensweisen beinhalten das Einführen einer feinen Kanüle in die gewünschte Position unter Durchleuchtung.
Vor der Steroidinjektion erfolgt zur Bestätigung, ob das Arzneimittel an die gewünschte Stelle gelangt, eine Kontrastmittelfärbung. Meist wird mit dem Kortison ein Lokalanästhetikum verabreicht, um vorübergehend die Schmerzen zu lindern.


Eine interlaminare epidurale Injektion wird meist vereinfacht „Epiduralinjektion“ genannt. Sie umfasst die Einführung der Nadel in den hinteren Teil des Epiduralraums und die Steroidinjektion in einen weiten Bereich.

Analog erfolgt die caudale Vorgehensweise am Hiatus sacralis (einer kleinen Öffnung direkt über dem Steißbein), um die Positionierung der Nadel am unteren Ende des Epiduralraums vorzunehmen. Mit beiden Verfahren verteilen sich die Steroide häufig auf verschiedene Spinalsegmente und decken beide Seiten des Spinalkanals ab.

Mit der transforaminalen Vorgehensweise, die oft als „Nervenblockade“ bezeichnet wird, wird die Nadel seitlich des Nervs an dem Punkt, an dem er aus der Wirbelsäule austritt, positioniert und das Medikament in die Nervenscheide injiziert.
Das ermöglicht die Abgabe einer stärker konzentrierten Menge Kortison in den betroffenen Bereich (gewöhnlich in ein Segment oder eine Seite).
Die transforaminalen Infiltrationen können auch leicht modifiziert werden, um einen einzelnen Nerven spezieller abzudecken sowie Schmerzen zu lindern und die Funktionalität zu verbessern.

Alle diese Vorgehensweisen werden ambulant durchgeführt und meist kann man am Folgetag seine normalen Aktivitäten wiederaufnehmen.
Eine leichte Sedierung ist während der Behandlung für einige Patienten vorgesehen, doch viele der Betroffenen unterziehen sich der Behandlung nur mit einem Lokalanästhetikum in die Haut.

 

Was spürt man während der Epiduralinjektion?

Es müssen keine besonderen Empfindungen auftreten, aber man kann bei der Injektion auch ein leichtes Kribbeln oder einen Druck verspüren. Abhängig von der Schwellung in dem Bereich, kann sich ein brennendes Gefühl oder leichte Beschwerden bemerkbar machen, wenn das Medikament in den Epiduralraum eintritt.
Nach Ausführung der Injektion sind die Beschwerden in der Regel verschwunden.
Man kann ein „Kribbeln“ an Armen und Beinen wahrnehmen, je nachdem, an welchem Punkt die Injektion erfolgte.
Verspürt man jedoch einen akuten Schmerz, muss man den Arzt unverzüglich darüber informieren.
Aufgrund von Gefühllosigkeit oder anderen Unannehmlichkeiten, die nach dem Eingriff auftreten können, kann man gewisse Schwierigkeiten beim eigenständigen Gehen und beim Ein- oder Aussteigen aus dem Auto haben. Das ist normal und sollte nach ein paar Stunden wieder vergehen.
Für den Rest des Tages sollte man ausruhen, doch kann man die normale Alltagstätigkeit am nächsten Tag wieder aufnehmen.
Die Epiduralinjektion zeigt manchmal keine sofortige Wirkung. Es ist normal, dass sich eine Besserung der Schmerzen erst nach und nach innerhalb der ersten 48 Stunden zeigt.
Die Wirkungen können einige Tage, Wochen und manchmal Monate anhalten.
Bei manchen Patienten kann sich der Schmerz 2-3 Tage nach der Injektion verschlimmern. Erst dann beginnt die Besserung.

 

Epidurale Infiltrationen
Epidurale Infiltrationen
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Was sind die Vorteile und Risiken von Epiduralinfiltrationen?

Vorteile

  • Vorübergehende oder langanhaltende Linderung der Schmerzen.
  • Vorübergehende oder langanhaltende Verringerung der Entzündung im Bereich der Wirbelsäule, die Schmerzen verursacht.
  • Verbesserte Funktionalität im Alltag ohne die zuvor von den Schmerzen verursachten Einschränkungen.
  • Kann helfen, den genauen Ort zu bestimmen, von dem die Schmerzen ausgehen. Dies ist ein Problem bei Patienten, die mehr als eine Schmerzursache haben.

Risiken

  • Vorübergehende Schmerzsteigerung.
  • Auch Kopfschmerz ist in sehr seltenen Fällen möglich.
  • Arzneimittelreaktion, wie Hitzewallung oder Hautausschlag.
  • Infektion an der Injektionsstelle.
  • Wurde unbeabsichtigt ein Blutgefäß beschädigt, kann es zu einer Hämorrhagie kommen.
  • Nervenläsion an der Infiltrationsstelle.
  • Vorübergehende Lähmung der Nerven, die die Harnblase und den Darm innervieren, und daraus folgender vorübergehend Funktionsstörung der Harnblase oder des Darmes.


Bei angewendeter Durchleuchtung kommt es zu minimaler Strahlenbelastung am Ort der Injektion.
Frauen sollten immer den Arzt darüber informieren, wenn die Möglichkeit einer Schwangerschaft besteht.
Viele apparative Untersuchen dürfen während der Schwangerschaft nicht gemacht werden, um den Fötus keiner Strahlenbelastung auszusetzen. Ist jedoch eine Röntgenaufnahme notwendig, muss Vorsorge getroffen werden, damit das Kind nur sehr geringen Strahlenbelastungen ausgesetzt wird.

Erfolgt eine Epiduralinjektion im Halsbereich, sind die auftretenden Komplikationen wesentlich ernster. Zum Beispiel ist eine Verletzung des Rückenmarks, ein Schlaganfall oder der Tod möglich, wenn die Kanüle falsch eingeführt wird.
Der Arzt bedient sich zur Orientierung der Durchleuchtung, um solche Risiken zu minimieren.


Verhaltensanweisungen nach dem Eingriff


Während des Verfahrens werden verschiedene Medikamente injiziert.
Darunter sind Sedativa, Narkotika, Lokalanästhetika, Kortison und andere Arzneimittel.
Jedes dieser Medikamente oder auch das Verfahren selbst können manchmal Nebenwirkungen verursachen, darunter Müdigkeit, vorübergehendes Taubheitsgefühl, Schwäche und Schmerzen.

Was soll man nach einer epiduralen Infiltration tun?

  • Ein paar Stunden ruhen und wenn nötig, Hilfe in Anspruch nehmen.
  • Die machbaren Aktivitäten langsam wiederaufnehmen, ohne zu übertreiben.
  • Sich wieder ganz normal ernähren.

Einschränkungen:

  • Für mindestens 12 Stunden keine Maschinerien fahren oder bedienen.
  • Nach der Behandlung über 12 – 24 Stunden keine wichtigen Entscheidungen treffen.
  • In Begleitung gehen, denn es können Müdigkeit, Schwäche oder Taubheitsgefühl auftreten.

Den Arzt verständigen bei:

  • starker und anormaler Blutung;
  • anhaltendem Schüttelfrost oder Fieber über 37,8°C;
  • wesentlicher Veränderung der Schmerzen in Art und Stärke.


Notfall:

Ist der eigene Arzt nicht erreichbar, muss der nächste Rettungsdienst gerufen werden. Diesen dazu anhalten, das zuständige Schmerztherapiezentrum zu informieren.

Weitere Empfehlungen:

  • Medikamente wie gewohnt einnehmen.
  • Massage mit Eis wie vom Arzt angeordnet durchführen; man kann Wärme verwenden, wenn Eis nicht toleriert wird.
  • Wenn die Einstichstelle der Injektion schmerzhaft wird, 2- bis 3-mal täglich für 20 Minuten ein heißes Handtuch auflegen.

 

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