Ulnafraktur oder Bruch der Elle

Ulnafraktur oder Bruch der Elle
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Eine Ulnafraktur ist der Bruch der Elle, einer der langen Knochen des Unterarms, der auf der Innenseite liegt, wenn die Handfläche der Hand nach oben gerichtet ist.

Der Unterarm besteht aus 2 Knochen: der Speiche (Radius) und der Elle (Ulna).
Die Elle bildet auf Höhe des Ellenbogens ein Gelenk mit dem Oberarmknochen, auf Höhe des Handgelenks ein Gelenk mit den 8 kleinen Handwurzelknochen.

Ulnafraktur oder Bruch der Elle
Ulnafraktur oder Bruch der Elle
© Massimo Defilippo

Bei Unfalltraumata (wie einem Sturz auf die Hand bei ausgestrecktem Ellenbogen) wirkt die Kraft auf die Elle ein.
Wenn die aufgenommene Kraft die elastische Festigkeit des Knochens übersteigt, kann es zu einer Fraktur kommen.
Die Ulnafraktur kommt häufig bei älteren Menschen vor, kann sich aber auch bei jüngeren Patienten ereignen.
Diese Fraktur tritt häufig zusammen mit anderen Verletzungen auf: Distorsion oder Luxation des Handgelenks oder des Ellenbogens, Colles-Fraktur oder andere Knochenverletzungen der Hand, des Handgelenks oder des Unterarms.

Ulnafrakturen variieren je nach:

  • Position,
  • Schwere,
  • Art der Fraktur (Ausriss, Stressfraktur, Fraktur des Coronoideus, Olecranonfraktur, verschoben, unvollständig, zertrümmert usw.).

 

Inhalt

Klassifikation

Stabile Fraktur:

  • Wenn die Verschiebung der Fragmente weniger als 30 % beträgt, ist die Fraktur stabil.
  • Grünholzfraktur: die Knochenhaut und die Membrana interossea sind intakt und tragen dazu bei, die Drehung zu blockieren.

Instabile Fraktur:

  • Wenn die Verschiebung der Knochenfragmente mehr als 30 % beträgt oder der Winkel größer als 10-15° ist.
  • Bei einer gewinkelten Fraktur, einer Verschiebung oder einer Verletzung der Membrana interossea.
  • Mögliche Begleitverletzungen:  Radiusköpfchenfraktur oder Ellenbogenluxation.

Ursachen einer Ulnafraktur

Der Mechanismus der Verletzung ist normalerweise:

  • ein sehr starkes Trauma auf den Knochen während eines Verkehrsunfalls,
  • ein direkter Schlag,
  • ein Sturz,
  • ein Sportunfall.

 

Frakturen bei Kindern

Frakturen bei Kindern können vollständig oder unvollständig (Grünholz) sein.
Grünholzfraktur bedeutet, dass der Knochen zwar gebrochen, aber die Knochenhaut (externe Ummantelung) noch intakt ist.
Eine vollständige Fraktur kann unverschoben, verschoben oder zertrümmert sein.
Eine Fraktur des proximalen Drittels (Ellenbogen) ist relativ selten.
Die Fraktur des mittleren Drittels (Mitte des Unterarms) ereignet sich in rund 20 % der Fälle, wohingegen Frakturen im distalen Drittel (Handgelenk) fast 75 % ausmachen.

Meist ereignet sich die Fraktur infolge eines Sturzes auf den ausgestreckten Arm.
Nur selten wird sie durch ein direktes Trauma auf den Unterarm verursacht.
Der Unterarm weist Rötung, Schwellung und Verformung an der Bruchstelle auf.

Im Gegensatz zu Erwachsenen können viele Frakturen des Unterarms bei Kindern mit einer geschlossenen Reposition behandelt werden.
Nach der Reposition müssen Ein- und Auswärtsdrehung (Pronation und Supination) des Unterarms kontrolliert und ein Gipsverband angelegt werden.
Die Operation umfasst die offene Reposition mit Platten und Marknägeln, je nach Grad der Fehlstellung des Knochensegments.

Anzeichen und Symptome bei einer Ulnafraktur

Patienten mit Grünholzfraktur haben Schmerzen, Schwellungen, fokale Steifigkeit und Abschürfungen über der Bruchstelle.
Patienten mit einer Monteggia-Fraktur haben Schwellungen, eine Fehlstellung, Knirschen der Bruchstelle (Krepitation) und Schmerzen bei einigen Bewegungen, wie Pro- und Supination.
Da der Nervus interosseus posterior oder radialis häufig verletzt wird, muss unbedingt eine neurovaskuläre Untersuchung durchgeführt werden.

Bei allen Ulnafrakturen bei Erwachsenen sind die Symptome:

  • Schmerz,
  • Schwellung,
  • Bewegungseinschränkung,
  • Rötung,
  • Krepitation beim Bewegen des Ellenbogens und des Handgelenks.

Der Unterarm schmerzt, ist geschwollen und es kann eine Fehlstellung vorliegen.
Auch eine Verletzung oder Zerrung eines Nervs kann vorkommen, die Taubheit (Sensibilitätsverlust), Lähmung oder Funktionsverlust der Extremität verursachen könnte.
Man sollte darauf achten, den Unterarm möglichst nicht zu bewegen, da sonst die Weichgewebe zusätzlich verletzt werden könnten.
Das Vorhandensein von offenen Wunden kann das Risiko von gefährlichen Infektionen bergen.

Bei einer Fraktur muss umgehend eine Radiographie des Unterarms, des Handgelenks und des Ellenbogens in anterior-posteriorer und lateraler Projektion gemacht werden.
Verschobene Frakturen sind die häufigsten Verletzungen bei Erwachsenen.
In diesen Fällen muss eine Operation zur internen Fixierung oder Marknagelung vorgenommen werden.
Es kann eine geschlossene Reposition versucht werden, wenn keine Nerven und Blutgefäße beeinträchtigt sind.

 

Diagnose der Ulnafraktur

Die Radiographie ist die empfohlene Untersuchungsmethode.
Röntgenaufnahmen können zeigen, ob der Knochen gebrochen ist und ob eine Verschiebung der Fragmente stattgefunden hat.
Die Aufnahmen können sehr nützlich sein, um zu sehen, wie viele Knochenfragmente im Unterarm vorhanden sind.
Bei einer Ulnafraktur müssen Ellenbogen, Unterarm und Handgelenk in anterior-posteriorer, lateraler und schräger Projektion geröntgt werden.
Auf diese Weise können auch Verletzungen anderer Knochen festgestellt werden, wie zu Beispiel der Speiche.

 

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Gipsverband zur Stabilisierung einer Ulnafraktur
© Massimo Defilippo

Therapie der Ulnafraktur

Die Behandlung von Frakturen folgt einer Grundregel: die Fragmente der Fraktur müssen reponiert und mittels eines Gipsverbands oder einer Operation stabilisiert werden.
So können sich die Fragmente bis zur vollständigen Heilung nicht mehr verschieben.
Wenn die Knochen nicht korrekt ausgerichtet sind, können sich später Probleme ergeben, die Bewegungen des Handgelenks und des Ellenbogens könnten eingeschränkt bleiben.
Bei den meisten verschobenen Brüchen des Unterarms ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, um sicherzustellen, dass die Knochen während der Heilungsphase stabilisiert und ausgerichtet bleiben.
Handelt es sich um eine unverschobene Fraktur (die Knochenfragmente haben sich nicht verschoben) genügt es, den Arm mit einem Gipsverband für etwa 30 Tage ruhigzustellen.

 

Sofortige Behandlung

In der Notaufnahme kann der Arzt je nach Verschiebung der Fragmente versuchen, die Knochen auszurichten. Der Fachbegriff für diesen Vorgang ist „Frakturreduktion“.
Dabei handelt es sich nicht um ein chirurgisches Verfahren, sondern um eine Manipulation.
Der Schmerz kann mit schmerzstillenden oder entzündungshemmenden Medikamenten gelindert werden.
Anschließend legt der Arzt eine Schiene (wie einen Gipsverband) am Unterarm an, um ihn zu stützen und den Arm in der korrekten Position zu halten.
Im Gegensatz zu einem vollständigen Gipsverband kann eine Orthese eingestellt werden.

Es ist sehr wichtig, die Bewegungsmöglichkeit eines gebrochenen Knochens einzuschränken.
Das Bewegen eines gebrochenen Knochens kann weitere Schäden an Blutgefäßen, Nerven und anderen den Knochen umgebenden Geweben verursachen.
Die sofortige Behandlung sieht die Anwendung von Eis zur Verringerung der Schwellung und der Schmerzen vor.

 

Nicht-chirurgische Behandlung

Ist der Knochen gebrochen und die Fraktur unverschoben, kann sie mit einem Gipsverband oder einer Orthese behandelt werden.
Angezeigt ist dies für Unterarmfrakturen mit einer Abwinklung von weniger als 10-15 Grad und mehr als 50-75 % Kontakt der Knochenfragmente.

Gipsverbände oder Orthesen am Unterarm müssen gut angebracht sein, damit die Bewegung des Handgelenks und des Ellenbogens blockiert werden.
Der Arzt muss den Verlauf der Fraktur sorgfältig überwachen, indem er regelmäßig Röntgenaufnahmen anfertigt.
Wenn sich die Fraktur verschiebt, könnte ein chirurgischer Eingriff notwendig werden, um die Fragmente zu verbinden.

 

Chirurgischer Eingriff

Wenn beide Unterarmknochen gebrochen sind oder die Haut durchstoßen wurde (offene Fraktur), ist in der Regel eine Operation erforderlich.
Aufgrund des Infektionsrisikos müssen offene Frakturen umgehend behandelt werden.

Normalerweise verabreicht der Arzt in der Notaufnahme über die Vene (intravenös) Antibiotika und kann gegebenenfalls auch die Tetanus-Impfung auffrischen.
Während der Operation müssen die vom Unfall verursachten Schnitte sorgfältig gereinigt werden. In der Regel werden dabei auch die gebrochenen Knochen fixiert.

Wenn die Haut rund um die Fraktur nicht verletzt ist, kann der Arzt warten, bis sich die Schwellung verringert hat, bevor er operiert.
Indem der Arm über mehrere Tage ruhiggestellt und hochgelagert wird, kann die Schwellung zurückgehen.

 

Offene Reposition und interne Fixierung mit Platten und Schrauben

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Röntgenbild einer Fraktur von Speiche und Elle nach einer Operation mit Platten und Schrauben
© Massimo Defilippo

Die offene Reposition ist die häufigste Art der operativen Wiederherstellung bei Unterarmbrüchen.
Bei diesem Verfahren werden die Knochenfragmente in ihre ursprüngliche Position zurückgebracht (Frakturreduktion).
Dann werden sie mit speziellen Schrauben und Metallplatten zusammengehalten, die an der äußeren Fläche des Knochens angebracht werden.

Der Orthopäde kann dazu raten, diese künstlichen Materialien ein Jahr nach dem Eingriff zu entfernen.
Das Herausnehmen geschieht in einer kleinen Operation, in der die Schrauben und Nägel herausgenommen werden. Meist ist eine Behandlung der Wunde ausreichend und es bedarf keiner Physiotherapie.

Offene Frakturen
Offene Frakturen müssen als Notfall behandelt werden, aber die Fixierung kann bis zu 24 Stunden verzögert erfolgen.
Durch eine unmittelbare offene Operation können bei nicht allzu schweren Frakturen sehr gute Ergebnisse erzielt werden (niedrige Infektionsrate).
Nötigenfalls kann ein autologes Knochentransplantat verwendet werden.
Auch wenn der Orthopäde sauber arbeitet, können Infektionen auftreten.
Abschließend muss die Wunde vernäht werden.
Der Arzt verschreibt nach jedem Eingriff dieser Art Antibiotika.

Offene Reposition und interne Fixierung mit Kirschnerdrähten
Bei der internen Fixierung mit Kirschnerdrähten wird ein speziell entworfener Metalldraht in den Markraum im Zentrum des Knochens eingeführt.


Externe Fixierung
Wenn Haut und Knochen schwer beschädigt sind, kann der Einsatz von Platten und Schrauben die Haut zusätzlich verletzen und zu einer schweren Infektion führen.
In diesem Fall kann man sich mit dem Einsatz einer externen Fixierung des Knochens behelfen.
Die externe Fixierung besteht im Einsetzen von Schrauben und Metallstiften in den Knochen oberhalb und unterhalb der Fraktur.
Die Stifte und Schrauben werden dann mit einer Stange außerhalb der Haut fixiert.
Diese Vorrichtung bildet einen stabilisierenden Rahmen, der die Knochen in der korrekten Position hält.

 

Rehabilitation nach der Operation einer Ulnafraktur

Wenn der Orthopäde den Gipsverband entfernt, verspürt der Patient zuerst stärkere Schmerzen als zuvor. Die Bewegungen des Ellenbogens und des Handgelenks sind sehr eingeschränkt und die Haut der Hand ist sehr trocken.
Es ist wichtig, so bald wie möglich mit einer Magnetfeldtherapie zu beginnen, um den Schmerz zu lindern. Diese Behandlung kann auch mit anliegendem Gipsverband erfolgen.
Rehabilitation und Physiokinesitherapie müssen umgehend in Angriff genommen werden, um eine baldige Erholung sicherzustellen.
Die am meisten eingeschränkten Bewegungen sind Pro- und Supination (Drehung des Handgelenks und des Ellenbogens) und die Beugung-Streckung des Ellenbogens.

 

Komplikationen bei einer Ulnafraktur

Auch wenn dies nur selten vorkommt, kann sich nach einer anatomischen Reposition der Elle eine Instabilität des Radiuskopfes ergeben.

Wenn der Radiuskopf sich in den ersten 6 Wochen nach der Operation erneut verschiebt heißt das, dass die Qualität der Reposition der Elle nicht gut verlaufen ist. Wenn die Reduktion nicht anatomisch ist, kann sie mit einer offenen Reposition des Radiuskopfes wiederholt werden.
Eine mögliche Luxation des Radiuskopfes nach mehr als 6 Wochen nach der Operation lässt sich besser mit einer Abtragung des Radiuskopfes behandeln.
Auch eine Verletzung des Ulnarisnervs kommt häufig bei einer Ulnafraktur vor.
Die am meisten betroffenen Nerven sind der Radialis, der Medianus und der Interosseus posterior oder anterior.
Eine Nervenverletzung kann sich auch aufgrund von zu heftigen Bewegungen bei der Reposition der Fraktur oder bei einer offenen Reposition ereignen.
Wenn die Nervenlähmung länger als 3 Monate bestehen bleibt, muss operativ eingegriffen werden.

Eine schlechte Konsolidierung der Fraktur (die Elle verheilt nicht) kommt vor allem bei älteren Frauen mit Osteoporose vor.
In diesem Fall sind Magnetfeldtherapie und Stoßwellentherapie sehr wichtig.

Bei einer Trümmerfraktur des Ellenbogens erlangt der Patient oft die vollumfängliche Beweglichkeit nicht wieder.

 

Wie lange dauert die Heilung? Prognose

Bei einer unverschobenen Fraktur legt der Arzt für etwa einen Monat einen Gipsverband an. Die Fraktur verheilt meist innerhalb von rund 3 Monaten vollständig, solange keine Komplikationen auftreten.

Ist die Fraktur verschoben, kann der Orthopäde eine Operation durchführen und anschließend den Arm mit einem Gipsverband oder einer Orthese für etwa 30 Tage ruhigstellen.
In diesem Fall erfolgt die Heilung schneller. Bereits 2-3 Wochen nach der Abnahme des Gipsverbands kann man wieder Autofahren (je nach Schmerzen).
Der Unterarm bleibt in Höhe der Bruchstelle über die ersten 3-4 Monate geschwollen, kann aber bei jungen Männern bereits früher abschwellen.

 

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