Radiusfraktur Speichenbruch Handgelenksbruch

Radiusfraktur Speichenbruch Handgelenksbruch

Inhalt

Klassifikation der distalen Radiusfrakturen (auf Höhe des Handgelenks)


Handgelenksfrakturen lassen sich nach folgenden Kriterien einteilen:

  • Position
  • Anzahl der Bruchstücke
  • Stellung der Frakturenden
  • intakter Griffelfortsatz der Elle
  • intaktes distales Radioulnargelenk
  • Stabilität
  • Begleitverletzungen
  • Knochenzustand
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CT eines gebrochenen Handgelenks.

Röntgenaufnahmen, eine im anterio-posterioren und eine im seitlichen Strahlengang, gehören zur Basisdiagnostik; hier gibt es hinsichtlich Position des Handgelenks, Strahlenabstand, Richtung und Röntgentechnik ein Standardverfahren. Jedes der oben angeführten Kriterien kann anhand dieser Aufnahmen gemessen werden.
Wenn es als notwendig erachtet wird, können die Ergebnisse durch weitere spezielle Untersuchungen ergänzt werden.

 

Position

Die Brüche lassen sich in intraartikuläre und extraartikuläre Frakturen unterteilen, also mit und ohne Gelenkbeteiligung. Die intraartikulären Frakturen können das Radiokarpalgelenk, das körperferne Speichen-Ellen-Gelenk oder beide Gelenke betreffen.

 

Anzahl der Bruchstücke

Frakturen können als Einfragment- oder Trümmerbruch auftreten. Einfache Brüche können quer oder schräg verlaufen. Die Schräge wird aufgrund der Röntgenbilder definiert. Die Frantumierung kann die extraartikuläre dorsale Knochenwand, die extraartikuläre palmare Knochenwand, die körperferne (distale) Gelenkfläche der Speiche, das Radiokarpalgelenk oder das distale Speichen-Ellen-Gelenk betreffen.

 

Stellung der Frakturenden

Brüche können unverschoben oder verschoben sein. Ist die Verschiebung – egal auf welcher Ebene – größer als 1 mm, spricht man von einer verschobenen (dislozierten) Fraktur.

 

Intakter Griffelfortsatz der Elle

Die Röntgenaufnahmen geben Auskunft darüber, ob der Griffelfortsatz der Elle unbeschädigt ist oder nicht. Die Fraktur kann oben, unten oder in der Mitte liegen.

 

Intaktes distales Radioulnargelenk

Die Stabilität des körperfernen Speichen-Ellen-Gelenks muss sowohl klinisch als auch röntgentechnisch untersucht werden.
Man kann eine Vergleichsuntersuchung mit der unverletzten Seite durchführen.
Es muss stets überprüft werden, ob Subluxationen oder verschobene dorsale bzw. palmare Frakturen vorliegen.

Stabilität

Unter Berücksichtigung der klinischen und radiologischen Aspekte werden die folgenden Kriterien angewendet, um eine Instabilität der distalen Radiusfraktur zu diagnostizieren:

  • Knochenfragment-Winkel größer als 10°;
  • Knochenverkürzung größer als 5 mm;
  • Gelenkinkongruenz größer als 2 mm;
  • Frantumierung der Knochenwand auf der gesamten Mittelachslinie,erkennbar auf dem seitlichen Röntgenbild;
  • Bruch der dorsalen und palmaren Knochenwand;
  • irreponible Fraktur;
  • unvermeidbarer Korrekturverlust nach der Einrichtung.

 

Begleitverletzungen

Die Begleitverletzungen sollten katalogisiert werden. Dabei sind jegliche Risse, Quetschungen, Abrisse der Weichteile zu berücksichtigen, das heißt von: Haut, Muskeln, Sehnen, Nerven, Bändern, wie auch eine Verschiebung des Knochens.
Die Risse müssen als unvollständig oder vollständig registriert werden; Ausmaß und Richtung sind zu messen, wie auch bei den Quetschungen und Abrissen.
Bei Bänderverletzungen des Handgelenks muss die dreieckige Zwischengelenksscheibe bewertet werden und die innen und außen liegenden Bänder.

Handgelenkfraktur, Colles, Speiche, Mittelhandknochen

Knochenzustand

Die Knochendichte hat Einfluss auf die Frakturform, die Verschiebung der Bruchenden, die Zusammenhaltbarkeit der Bruchstücke und somit auch auf die Prognose.
Osteoporose oder Osteopenie kann durch die Messung der Knochendichte (z.B. anhand einer Dual-Röntgen-Absorptiometrie, DXA) untersucht und bewertet werden.

Unter den handgelenksnahen Speichenbrüchen gibt es zwei häufiger auftretende Frakturformen, die sich durch die Richtung der beim Sturz auf das Handgelenk einwirkenden Kräfte charakterisieren:

1. Die Colles-Fraktur ist die häufigste Speichenfraktur des Handgelenks. Die Verletzung entsteht normalerweise bei einem Sturz auf das nach oben gestreckte Handgelenk (Extensionsfraktur).

 

Der Aufprall verursacht eine Querfraktur etwa 2-3 cm distal der Speichengelenkfläche.
Die Bruchenden sind in Richtung Handrücken verschoben, es kann sich um einen Trümmerbruch handeln.

Die Bruchstücke sind in der Regel gequetscht und im dorsalen Bereich zersplittert; die Fraktur kann sich bis zur Epiphyse ausweiten und das Radiokarpalgelenk oder das distale Radioulnargelenk einbeziehen.
Resnick hat beobachtet, dass in 50-60% der Fälle die Colles-Frakturen zusammen mit einer Fraktur des Griffelfortsatzes der Elle auftreten.
Bei einer Fraktur des ulnaren Griffelfortsatzes muss untersucht werden, ob die Zwischengelenksscheibe gerissen ist; diese dreieckige Faserknorpelscheibe ist am Rand der Incisura ulnaris befestigt und soll das distale Speichen-Ellen-Gelenk stabilisieren.

Läsion, dreieckiger Faserknorpel, Elle

2. Smith-Fraktur: Ursache ist ein Sturz auf die im Handgelenk gebeugte Hand oder ein Hyperflexions- oder Hypersupinationstrauma). Die Smith-Fraktur kann auch als inverse Colles-Fraktur bezeichnet werden, weil das distale Fragment zur Handfläche disloziert.

Durch die Verschiebung der Bruchstücke kommt es zu typischen Fehlstellungen der Hand. Der Ellenkopf kann sich nach dorsal verschieben.
Es gibt neben diesen beiden häufig auftretenden Frakturtypen noch zahlreiche andere. Die Behandlungsmethoden hängen von der Form und der Schwere des Bruchs ab, wie auch von den Bedürfnissen und dem Gesundheitszustand des Patienten. Der behandelnde Arzt muss alle Aspekte abwägen und ein zufriedenstellendes Behandlungskonzept erstellen.

 

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