Herzinsuffizienz

Die kongestive Herzinsuffizienz ist eine chronische und fortschreitende Erkrankung, bei der die Herzmuskeln deutlich geschwächt sind und nur unzureichend Blut für die Bedürfnisse des Körpers pumpen können.

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Inhalt

Klassifikation

Man spricht von akuter Herzinsuffizienz, wenn sie erstmals auftritt und kurzfristig wieder vergeht.
Chronische Herzinsuffizienz bedeutet, dass sich die Erkrankung stabilisiert hat oder sich verschlechtert.
Die Herzinsuffizienz bei geringer Herzpumpleistung (Herzzeitvolumen) im Ruhezustand tritt aufgrund von rheumatischen Erkrankungen, Myokarderkrankungen, angeborenen Defekten und Klappenschäden auf.

Herzinsuffizienz bei niedriger Herzpumpleistung ist die Folge von Krankheiten wie Morbus Paget, Anämie, Thyreotoxikose oder arteriovenöser Fistelbildung.

Üblicherweise wird die kongestive Herzinsuffizienz (engl. Congestive Heart Fealure, CHF) in zwei Gruppen eingeteilt: in die systolische und diastolische Herzinsuffizienz.


Systolische Herzinsuffizienz – die systolische Herzinsuffizienz tritt auf, wenn die Pumpwirkung des Herzens weniger leistungsfähig wird.
Sie wird gewöhnlich als ‚Ejektionsfraktion‘ (EF) gemessen.
Die EF berechnet sich durch die Division der aus dem linken Ventrikel gepumpten Blutmenge mit dem maximalen Blutvolumen, das bei entspanntem Herzen in das Ventrikel gelangen kann (am Ende der Diastole).
Die normale Auswurffraktion sollte größer als 55 % sein, das heißt, der Ventrikel pumpt mindestens 55 % des Blutes, das er enthält.
Gelangt man nicht zu diesem Wert, wird eine systolische Herzinsuffizienz diagnostiziert.

Diastolische Herzinsuffizienz – manchmal kann sich das Herz normal zusammenziehen, wird jedoch während der Diastole (wenn das Herz entspannt und das Blut eintritt) starr.
Die Folge ist, dass sich das Herz nicht vollständig mit Blut füllt. Dieses Phänomen wird als diastolische Herzinsuffizienz bezeichnet.
Gewöhnlich wird sie durch die Farb-Doppler-Sonographie diagnostiziert.
Bei einer diastolischen Herzinsuffizienz ist die Auswurffraktion normal oder liegt über 55 %.
Diese Erkrankung kommt häufiger bei Patienten mit Bluthochdruck und Menschen über 75 Jahre vor.
Frauen leiden häufiger als Männer unter diastolischer Herzinsuffizienz.

Ursachen der kongestiven Herzinsuffizienz

Die Herzdekompensation kann verursacht sein durch:

  1. Krankheiten, die die Fähigkeit des Herzens beeinträchtigen, ausreichend sauerstoffreiches Blut zu pumpen;
  2. Erkrankungen, die einen erhöhten Bedarf an sauerstoffreichem Blut verursachen.

Ältere Menschen haben ein größeres Risiko für eine Herzinsuffizienz, weil die Herzmuskeln mit dem Alter schwächer werden. Zudem können die Herzwand und die Herzklappen im Innern des Herzens im Alter hart und starr werden.
Außer dem Alter können die folgenden Störungen eine Dekompensation des Herzens bei jungen und alten Menschen verursachen.

  • Koronare Herzkrankheit – die Koronararterien sind Blutgefäße, die das Blut zum Herzen befördern. Verengen sich diese Arterien durch die Bildung von atherosklerotischen Plaques, können sie nicht mehr genügend Blut zum Herzmuskel transportieren.
    Die Folge ist eine Herzinsuffizienz.
  • Hoher Blutdruck – durch Bluthochdruck oder Hypertonie werden Herz und Blutgefäße einem erhöhten Druck ausgesetzt.
    Das Herz ist wohlmöglich nicht mehr in der Lage, diesen vermehrten Druck zu ertragen. Daher erhöht sich das Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine Herzinsuffizienz.
  • Myokarditis – die Myokarditis ist eine Entzündung des Myokards, also des Herzmuskels.
    In der Regel ist die Ursache eine virale Infektion.
    Eine starke Myokarditis kann die Pumpfähigkeit des Herzens schwächen. Die Folge kann eine kongestive Herzinsuffizienz oder ein Herzanfall sein.
  • Angeborene Herzerkrankungen – es handelt sich um eine Anomalie in der Struktur des Herzens, die von Geburt an vorhanden ist.
    Ein Defekt kann in der Herzwand oder an den Klappen vorliegen, er kann die Durchblutung des Herzens behindern oder zu einer Fehlfunktion in der Blutversorgung führen.
  • Kardiomyopathie – die Kardiomyopathie ist durch eine Größenzunahme und Schwäche der Herzmuskeln charakterisiert.
    Die Erkrankung führt zu Schwierigkeiten, das Blut effizient zu pumpen, und kann eine Herzinsuffizienz hervorrufen.

  • Herzrhythmusstörung – die Arrhythmie bezieht sich auf eine Anomalie des Herzschlags. Die Herzschläge werden unregelmäßig. Normalerweise ist die Ursache eine abnorme elektrische Aktivität. Die Herzarrhythmie kann zu einer Herzinsuffizienz führen.
  • Hyperthyreose – die Hyperthyreose ist durch eine gesteigerte Produktion des Hormons Thyroxin in der Schilddrüse gekennzeichnet. Die Hyperthyreose beschleunigt den Stoffwechsel und verursacht einen unregelmäßigen oder beschleunigten Herzschlag.
    Sie kann auch den Druck auf das Herz erhöhen, weil sie den Bedarf an Blut und Sauerstoff im Körper erhöht.
  • Andere Ursachen – außer den oben genannten Krankheiten kann eine kardiale Dekompensation auch durch Störungen der Herzklappen, Hämochromatose, Amyloidose, Anämie, den Kontakt mit Toxinen, Kokain oder durch eine Chemotherapie verursacht sein.

 

Risikofaktoren der Herzinsuffizienz

Einige Faktoren können das Risiko der kongestiven Herzinsuffizienz erhöhen.
Hauptsächliche Risikofaktoren sind:

  1. Lebensalter
  2. Rauchen und Alkohol
  3. Übergewicht
  4. Bewegungsmangel
  5. Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
  6. Diabetes
  7. Familiäre Veranlagung zur Herzinsuffizienz
  8. Metabolisches Syndrom
  9. Vorausgegangene Herzattacken

 

Unterschied zwischen Rechts- und Linksherzinsuffizienz

Symptome der Linksherzinsuffizienz

Das ist die häufigste Art der Herzinsuffizienz, die im menschlichen Körper auftritt.
Die linke Seite des Herzens erhält sauerstoffreiches Blut und pumpt es in den Körper.

Nachstehend sind die Symptome der Linksherzinsuffizienz genannt, die eine Entwicklung dieser chronischen Erkrankung signalisieren können:

  1. Müdigkeit
  2. Atemnot
  3. Palpitationen
  4. Schwäche
  5. Husten mit rötlichem Schleimauswurf
  6. Verminderung der Urinproduktion
  7. Kurzatmigkeit beim flachen Liegen, man muss mit dem Kopf über das Herz erhöht schlafen.
  8. Erschwerte Atmung
  9. Plötzliche Atemnot während der Nacht
  10. Flüssigkeitsrückstau in die Lungen, was zu Ateminsuffizienz führt
  11. Schneller und/oder unregelmäßiger Herzschlag
  12. Gewichtszunahme

 

Symptome der Rechtsherzinsuffizienz

Bei dieser Erkrankung kontrahieren sich die Herzkammern nicht richtig, es wird also nicht genügend Blut in den Körper gepumpt.
Diese Störung ist relativ selten im Vergleich zur Linksherzinsuffizienz.
Die Ursachen der Rechtsherzinsuffizienz sind Hypertension, Lungenembolie usw.

Anzeichen und Symptome der Rechtsherzinsuffizienz

  • Geschwollene Füße und Knöchel
  • Geschwollener Bauch
  • Geschwollene Beine
  • Flüssigkeitsansammlungen im Körper
  • Häufiges Wasserlassen, vor allem nachts
  • Lebervergrößerung
  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Hervorstehende Halsvenen
  • Müdigkeit
  • Ohnmachtsneigung
  • Atemnot
  • Palpitationen und unregelmäßiger Herzschlag
  • Brustschmerzen
  • Konzentrationsunfähigkeit
  • Kraftlosigkeit

 

Bei Säuglingen sind die Symptome:

  1. Gewichtsverlust
  2. Unterernährung
  3. Langsame Entwicklung

 

Diagnose der Herzinsuffizienz

Der Arzt führt eine körperliche Untersuchung durch, um den Zustand des Patienten zu ermitteln. Dann ordnet er instrumentelle Untersuchungen an, um die Schwere der Erkrankung festzustellen.
Diagnostische Untersuchungen sind:
– Röntgen des Brustkorbs.
– Elektrokardiogramm (EKG) – zur Erkennung einer Koronarerkrankung.
– Echokardiogramm (Farbdoppleruntersuchung des Herzens).

 

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Risiken und Komplikationen

In den letzten Stadien gibt es verschiedene Komplikationen.

  1. Nierenstörungen, die Nieren sind nicht in der Lage, Mineralsalze und Wasser auszuscheiden.
  2. Lebererkrankung, dieses Organ kann keine Toxine mehr verarbeiten, sie verbleiben somit im Körper.
  3. Lungenerkrankung wie Lungenödem.
  4. Darmprobleme, zum Beispiel Malabsorptionsstörungen.

 

 

NYHA-Klassifikation

Zur Ermittlung der am besten geeigneten Therapie bewerten die Ärzte das Stadium der Herzinsuffizienz gemäß der Funktionsklassifizierung durch die New York Heart Association (NYHA). Diese Methode berücksichtigt die Symptome im Alltag und die Lebensqualität des Patienten.

Klasse I (leicht)
Keine Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit. Die gewöhnliche körperliche Aktivität verursacht keine übermäßige Müdigkeit, Herzklopfen oder Dyspnoe (Atemnot).

Klasse II (leicht)
Leichte Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit. Beschwerdefreiheit in Ruhe, doch bei alltäglicher körperlicher Belastung entstehen Müdigkeit, Dyspnoe oder Herzklopfen.


Klasse III (mäßiggradig)
Deutliche Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit. Beschwerdefreiheit in Ruhe, routinemäßige Aktivitäten verursachen jedoch Erschöpfung, Dyspnoe oder Herzklopfen.

Klasse IV (schwer)
Der Patient ist nicht in der Lage, ohne Beschwerden körperliche Aktivitäten durchzuführen.
Die Symptome der Herzinsuffizienz werden auch in Ruhe verspürt.
Jede körperliche Aktivität verschlimmert die Beschwerden.

Source: American Heart Association

Schwangere Frauen, die die NYHA-Klasse 3 oder 4 erreichen, haben ein erhöhtes Todesrisiko. Man kann ab der 20. Schwangerschaftswoche Bettruhe einhalten, um Komplikationen zu vermeiden, doch in manchen Fällen ist der therapeutische Abort unumgänglich.

 

Therapie der Herzinsuffizienz

Die Therapie ist abhängig von den zugrunde liegenden Erkrankungen, doch das Wichtigste ist, eine Verschlechterung zu vermeiden.

Unbedingt muss der arterielle Druck, wenn er zu hoch ist, gesenkt und eine Arrhythmie verhindert werden.
Bei einer Herzklappenerkrankung (zum Beispiel Aortenstenose) muss eine Operation erfolgen.
Empfohlen wird regelmäßiges doch nicht exzessives körperliches Training, Beendigung des Rauchens und die Verringerung des Körpergewichtes.

Medikamentöse Therapie
Medikamente, die zur Behandlung der Herzinsuffizienz eingenommen werden, sind:

  1. Betablocker wie Nebivolol (Nebilet) zur Blutdrucksenkung.
  2. Vasodilatatoren (Nitroglyzerin), die die Überbelastung des Herzens verringern und die Elastizität des Herzens erhöhen.
  3. Digitalis wie Digoxin (Lenoxin), das der Zunahme der Herzkraft dient und die Diurese begünstigt. Dadurch wird ein Lungenödem verhindert.

Von den natürlichen Heilmitteln kann man Weißdorntee trinken, der ein Vasodilatator (gefäßerweiternd) ist und den Blutdruck senkt. Man darf jedoch Weißdorn nicht zusammen mit Betablockern oder Digitalis nehmen, da er eine Kontraindikation darstellt.

Prognose der kongestiven Herzinsuffizienz

Der Alterungsprozess ist ein prognostisch negativer Faktor bei dieser Erkrankung.
Die Lebenserwartung älterer Menschen hängt von der Natur der zugrunde liegenden Herzerkrankung ab.

Die Prognose ist unterschiedlich und hängt vom klinischen Erscheinungsbild des Betreffenden ab.
Etwa 50 % der Personen, die mit dieser Erkrankung leben, haben eine Lebenserwartung von 3-5 Jahren.
Komplikationen (wie Lungenödem) weisen darauf hin, dass die kongestive Herzinsuffizienz vorangeschritten ist und die prozentuale Lebenserwartung sinkt bei Menschen über 50 Jahren ab.
Bei Frauen haben Statistiken gezeigt, dass ein Drittel in den ersten 5 Jahren nach der Diagnose verstorben ist.
Im Stadium 4 der Herzinsuffizienz können die Komplikationen (wie unregelmäßiger Herzschlag) fatal sein.

 

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