Therapie der Beckenfraktur

Therapie der Beckenfraktur

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Wie wird ein Beckenbruch behandelt, welche Therapie erfordert eine Beckenfraktur?

Der Patient, der als Notfall mit Verdacht auf Beckenfraktur ins Krankenhaus eingeliefert wird, muss wegen der Komplexität des Geschehens von einer ganzen Reihe von Ärzten versorgt werden: durch den Blutverlust besteht Schockgefahr, außerdem sind Verletzungen im Unterleib, im Beckenbereich oder an den Gefäßstrukturen möglich.


Der Muskel-Knochen-Bereich dieses Unfalls fällt in die Kompetenz des Orthopäden.
Es gibt zwei Behandlungsmöglichkeiten, die konservative und die operative Behandlung. Die konservative Behandlung findet bei stabilen Brüchen Anwendung, vor allem bei älteren Menschen, und variiert je nach Alter des Patienten, den Heilungsaussichten, dem allgemeinen Gesundheitszustand usw.

Es ist gut möglich, dass der Patient mindestens einen Monat im Bett ruhiggestellt wird, um die Bildung des Knochenkallus zu begünstigen.

Medikamente
Eine effektive Schmerztherapie nach dem Eingriff ist sehr wichtig, um die Mobilität des Patienten zu verbessern. Epidural gespritzte Narkosemittel bringen in der akuten Phase enorme Erleichterung. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass durch die gerinnungshemmende Wirkung dieser Mittel potentielle Blutungsgefahr besteht.

Oral eingenommene Narkosemittel mit Langzeitwirkung  können unterstützend eingesetzt werden, damit dem Patient eine fortdauernde Schmerzkontrolle möglich ist. Wenn die intravenös verabreichte Betäubungsmitteltherapie beendet ist, werden orale Narkosemittel mit oder ohne Langzeitwirkung gegen die postoperativen Schmerzen eingesetzt.

Wichtig nach dem chirurgischen Eingriff ist die aggressive Prophylaxe der tiefen Venenthrombose (TVT). Medizinische Hilfsmittel, wie Kompressionsstrümpfe, wirken einer Stase (Stillstand des Blutes im Gefäß) entgegen und vermindern somit das Risiko einer Thrombenbildung. Sequenzielle Kompressionsapparate (Kompressionstherapie) werden zur Verminderung der Venenstasis eingesetzt und können bei der Stimulation des Fibrinolysesystems und bei der Freisetzung des Gerinnungshemmers (Inhibitor) des Gerinnungsfaktors X eine Rolle spielen.

Antibiotika sollten verabreicht werden, wenn Verdacht auf ein Darm-, Vagina- oder Harnwegeproblem besteht. Da Blutungen zu den gefährlichsten Komplikationen einer Beckenfraktur gehören, sind bei der Anfangsbehandlung entzündungshemmende Medikamente zu vermeiden. Sie können eventuell später eingesetzt werden, wenn die Entzündung große Schmerzen bereitet.

Schmerzmittel
In der akuten Phase werden hauptsächlich Narkosemittel verabreicht. Die Schmerzkontrolle ist für die Lebensqualität des Patienten von grundlegender Bedeutung. Diese Medikamente garantieren das Wohlbefinden des Patienten, stimulieren die Lungenhygiene und ermöglichen die Ausführung der Physiotherapie. Viele Analgetika haben sedative (beruhigende) Eigenschaften und bei Patienten mit Beckenfraktur eine sehr positive Wirkung.
Eine effiziente Schmerztherapie hält den Patienten ruhig und verhindert Bewegungen des Beckens. Diese Arzneimittelgruppe kann Nebenwirkungen, auch gravierender Art, mit sich bringen; deshalb sind sie verschreibungspflichtig und die empfohlene Dosierung muss unbedingt eingehalten werden.

Morphinsulfat (Severdol, Mst)
Dieses Betäubungsmittel ist wegen seiner zuverlässigen und vorhersehbaren Wirkung, der Sicherheit und Reversibilität mit Naloxon ein ausgezeichnetes Schmerzmittel. Es ist bei traumatisierten Patienten äußerst hilfreich, um eine Sedation oder Hypotonie zu vermeiden. Bei Patienten mit niedrigem Blutdruck ist es mit Vorsicht zu verabreichen, weil die Hypotonie durch die Freisetzung von Histamin noch zunehmen kann. In diesem Fall wird Fentanyl empfohlen.

Fentanyl (Durogesic)
Ein ausgezeichnetes Schmerzmittel für Patienten mit niedrigem Blutdruck oder instabilem Kreislauf. Es setzt kein Histamin frei. Die Wirkung ist von kurzer Dauer, aber es kann mehrmals am Tag eingenommen und die Wirkung somit verlängert werden.

Paracetamol (Ben-u-ron)
Das ist das Schmerzmittel erster Wahl bei Patienten, die überempfindlich (allergisch) auf Aspirin oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) reagieren, bei Patienten mit hohem Blutungsrisiko und bei jenen, die orale Gerinnungshemmer (Antikoagulantien) einnehmen. Es lindert Schmerzen, hat aber keine Wirkung auf die Entzündung.

Oxycodon (Oxygesic, Oxycodon Ratiopharm) und Paracetamol
Kombiniert gegen starke Schmerzen für Patienten, die allergisch auf Aspirin reagieren.

 

Chirurgie

Entscheidet sich der Orthopäde für einen chirurgischen Eingriff, werden die Knochenfragmente durch Osteosynthese fixiert; ist das Becken vollkommen instabil, erfolgt die Osteosynthese vorn und hinten am Knochen. Bei der OP wird der Bruch zunächst eingerichtet (reponiert), das heißt die Bruchstücke werden wieder in die exakte, anatomiegerechte Stellung gebracht; dann erfolgt die Osteosynthese, bei der der Oberschenkelknochen in Längsrichtung gezogen wird. Frakturen des Kreuz-Darmbein-Gelenks und der Darmbeinschaufel werden durch zwei Zugschrauben fixiert.

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Ist der Sitzbein- und Schambeinast verletzt, muss der Muskelansatz der geraden Bauchmuskeln vom Schambein gelöst werden; später wird er mit einer oder zwei Platten fixiert; dabei darf bei den Männern der Samenstrang und bei den Frauen das runde Gebärmutterband nicht beschädigt werden.
Bei der Behandlung von Acetabulumfrakturen wird der Kopf des Oberschenkelknochens so weit wie möglich vom Pfannenboden entfernt gehalten, bis der Bruch ausgeheilt ist; es wird ein Gips angelegt, der die gesamte untere Extremität vom Becken bis zum Fuß einschließt und mit einem Stahldraht am Femurkopf befestigt wird. Ist eine chirurgische Versorgung notwendig, sollte sich einem Orthopäden anvertraut werden, der auf diesem Gebiet viel Erfahrung mitbringt, denn diese Operationen kommen nicht gerade häufig vor und erfahrene Ärzte erzielen bessere Ergebnisse.

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Welche Komplikationen können bei einer Osteosynthese des Beckens auftreten?

Zu den möglichen Komplikationen eines chirurgischen Eingriffs gehören:

  • Schäden am Ischiasnerv, insbesondere wenn der Zugriff auf das Becken von hinten erfolgt;
  • anomale Knochenbildung;
  • Infektionen inner- oder außerhalb der Gelenke;
  • verfrühte Arthrose;

 

Wie lange sind die Genesungszeiten nach einem Beckenbruch?

Bevor die alltäglichen Aktivitäten wieder aufgenommen werden können, ohne Gefahr zu laufen, dass sich eine Pseudoarthrose bildet oder die Konsolidierung der Fraktur ausbleibt, muss eine gewisse Zeit verstreichen; wie lange die Genesung dauert, ist von Lokalisation, Größe und Typologie der Fraktur (verschobener, offener, Trümmerbruch), sowie vom Alter des Patienten und einer eventuell vorhandenen Osteoporose abhängig.
Nach einer Operation ohne Komplikationen erfolgt eine Ruhigstellung von etwa einem Monat und dann können die Alltagstätigkeiten nach und nach wieder aufgenommen werden. Bei einem stabilen, nicht operierten Bruch verschreiben die Orthopäden 1-2 Monate Bettruhe, damit die Knochenfragmente ausheilen können. Danach erfolgt die Rehabilitation im Wasser und in der Turnhalle, um Muskelkraft und Gelenkfunktionen wieder aufzubauen. Mögliche Auswirkungen:

  • Verletzungen der Unterleibsorgane, insbesondere von Darm und Kolon;
  • Schäden am Blutkreislauf (selten), begleitet durch Blutungen (Hämorrhagien), besonders an der Darmbeinarterie;
  • bei Acetabulumfrakturen können aufgrund der ausbleibenden Blutversorgung Hüftarthrose und Hüftkopfnekrose als Spätfolgen auftreten.
Azetabulumfraktur, CT (3D)
Azetabulumfraktur, CT (3D)

 

Welche Rehabilitation wird nach einem Beckenbruch durchgeführt?

Die einzige Therapie, die die Knochenkonsolidierung beschleunigt, ist die Magnettherapie; wird frühzeitig damit begonnen, können die alltäglichen und sportlichen Aktivitäten schneller wieder aufgenommen werden.

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Passive Rehabilitation nach einer Beckenfraktur.

Die Rehabilitation muss so bald wie möglich beginnen; sobald der Orthopäde Physiokinesiotherapie anordnet, muss der Patient beginnen, sich zu bewegen, die unteren Gliedmaßen zu belasten und zu gehen.
In der ersten Phase hilft die Hydrokinesiotherapie (Bewegungstherapie im Wasser) die Muskeln zu stärken und den normalen Bewegungsumfang (range of motion) wiederzuerlangen, auch wenn eine Vollbelastung des Beins noch nicht möglich ist. In der zweiten Phase beginnt die Rehabilitation in der Turnhalle mit Ergometer, speziellen Übungen für das Hüftgelenk, den Lenden- und Kreuzbereich; anfangs besteht das Programm hauptsächlich in passiver und assistierter aktiver Mobilisation.

Nach einem Monat Bettruhe ist der Muskeltonus deutlich abgefallen, besonders des Quadrizeps. In der ersten Zeit wird bei der Physiotherapie nur eine Extremität belastet, deshalb muss das kranke Bein von der Hüfte bis zum Fuß gestärkt werden.

Die ersten Übungen sind isometrischer Natur, das heißt ein Anspannen der Muskeln ohne Bewegung; später erfolgen konzentrische Übungen, hier erfolgt die Anspannung bei Bewegung. Treten Schmerzen auf, können physikalische Therapien helfen, wie die Lasertherapie oder Tecartherapie®, die die Entzündung lindern.

 

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