McKenzie-Konzept

McKenzie-Konzept

Die McKenzie-Methode ist ein Konzept zur mechanischen Behandlung von Beschwerden der Wirbelsäule.


Wenn ein Patient gesagt bekommt, er habe mindestens einen Bandscheibenvorfall, wird er sein ganzes Leben davon überzeugt sei, dass dies sein Problem ist.

Dabei gibt es Studien, die in den wichtigsten medizinischen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden und beweisen, dass ein hoher Prozentanteil der Personen mit Bandscheibenvorfall oder –protrusion beschwerdefrei sind, die Zahl liegt bei etwa 80%.

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Extensionsübung in Bauchlage.
© Yuri Arcurs – Fotolia.com

In seltenen Fällen drückt die Bandscheibe auf den Nerv und beeinträchtigt dessen Funktionsvermögen.
Die McKenzie-Methode der Mechanischen Diagnose und Therapie  (MDT) ist eine ausgezeichnete Behandlungsform für Kreuz-, Nacken-, Rücken- und Zwischenrippenschmerzen, auch wenn sie in die oberen und unteren Gliedmaßen ausstrahlen.
Das Konzept wurde vor etwa 40-50 Jahren in Neuseeland von dem Physiotherapeuten Robin McKenzie entwickelt.
Ein Patient namens Smith führte damals bereits seit drei Wochen eine Iontophorese-Behandlung durch, ohne Erfolg. Doktor McKenzie sagte ihm, es solle sich im Nebenzimmer in Bauchlage auf die Behandlungsliege legen.
Die Rückenlehne der Liege war hochgestellt, aber Smith legte sich  dennoch darauf, ohne die Liege abzusenken, also mit einem nach hinten gewölbten Rücken.
Nach einer Viertelstunde betrat Robin McKenzie das Zimmer, wunderte sich über die merkwürdige Position des Patienten und fragte ihn, wie es ihm ginge; dieser antwortete, dass die starken Schmerzen verschwunden seien. Von diesem Tag an entwickelte McKenzie seine Methode, die mittlerweile in sehr vielen Ländern auf der ganzen Welt praktiziert wird.

 

Inhalt

Wie wird der Schmerz klassifiziert, der der Wirbelsäule entspringt?

Der mechanische Schmerz lässt sich in drei Syndrome unterteilen:

  • Derangement-Syndrom
  • Dysfunktionssyndrom
  • Haltungssyndrom

Das Derangement-Syndrom tritt am häufigsten auf und wird durch die Verlagerung von Bandscheibenanteilen hervorgerufen, die die Bewegung behindern.

Bandscheibe mit Protrusion oder Bulging des Gallertkerns, der die Nervenwurzel komprimiert.
Bandscheibe mit Protrusion oder Bulging des Gallertkerns, der die Nervenwurzel komprimiert.© rob3000 – Fotolia

Wenn der Patient an Lumboischialgie leidet, entspringen die Schmerzen der Lendenwirbelsäule, folgen dem Verlauf des Ischiasnervs und strahlen bis in den Fuß aus.
Bei einer Lumbocruralgie treten die Schmerzen im Rücken, an der rechten oder linken Seite, in der Leistengegend und in der Oberschenkelinnenseite bis zum Knie auf.
Die Wiederholung bestimmter Bewegungen und statischer Positionen lindern die Symptome oder zentralisieren sie, das heißt wenn ein starker Schmerz bis in die untere Extremität ausstrahlt, wird er sich durch die Therapie mit der Zeit aus dem Bein zurückziehen und sich im Lendenbereich konzentrieren. Das ist ein ausgezeichnetes Behandlungsergebnis, auch wenn die Beschwerden in der Lendenregion an Intensität zunehmen und die Schmerzen schrecklich sind, wird der Bewegungsumfang häufig größer.
Es gibt andere Bewegungen, die zu einer Verschlechterung der Beschwerden führen oder sie in Richtung Peripherie wandern lassen, das bedeutet die Schmerzen im Bein werden stärker oder sie wandern bis in den Fuß.
In diesem Fall muss die Übung bzw. eingenommene Körperposition verändert werden. Die meisten Patienten verspüren Erleichterung  bei Körperpositionen und Übungen in Extension, bei anderen dagegen führen sie zu einer Verschlechterung.

Das Dysfunktionssyndrom betrifft Patienten mit verkürzten Weichteilstrukturen, Narben oder Adhäsionen, die bei bestimmten Bewegungen gespannt werden und schmerzende Stiche oder Unbehagen verursachen.
Die Beschwerden entstehen am Ende einer bestimmten Bewegung, z.B. wird eine Flexionsdysfunktion erst dann Beschwerden hervorrufen, wenn die Knie ganz nah bei den Schultern positioniert sind.
Die Schmerzen müssen seit mindestens 6 Wochen bestehen und können nicht konstant vorhanden sein. In Ruhestellung geht es dem Patienten immer gut. Die Therapie besteht in der Wiederholung der schmerzverursachenden Bewegungen, bis das Gewebe elastischer geworden ist.

Das Haltungssyndrom tritt bei Patenten unter 30 Jahren auf und wird durch die Einnahme von Körperpositionen verursacht, die das Weichteilgewebe in Spannung versetzen.
In der Regel wird dieses Schmerzbild durch eine unkorrekte Sitzhaltung verursacht: mit nach vorn gebeugtem Kopf, Hyperdorsalkyphose und reduzierter Lumballordose.

Wer an diesem Syndrom leidet, führt entweder ein bewegungsarmes Leben oder macht Sport, aber nimmt direkt nach den sportlichen Aktivitäten eine äußerst schlechte Körperhaltung ein (lümmeln).
Nach sportlicher Betätigung können diese Beschwerden schnell auftreten, weil sich das Gewebe leicht verformen lässt.
In Ruhe treten keine Symptome auf.
Die Physiotherapie nach McKenzie basiert auf Haltungskorrektur, Übungen, die im Laufe des Tages durchgeführt werden, und der Änderung gewisser Verhaltensweisen.

 

Kann die McKenzie-Methode einen Bandscheibenvorfall heilen?

Resonanz der LWS mit gekennzeichnetem großem Bandscheibenvorfall zwischen L5-S1 und einem kleineren Vorfall zwischen L4-L5.
Resonanz der LWS mit gekennzeichnetem großem Bandscheibenvorfall zwischen L5-S1 und einem kleineren Vorfall zwischen L4-L5.

Nein! Ich kann dazu keine detaillierte Statistik vorlegen, weil ein Patient, der endlich beschwerdefrei ist, normalerweise keine Magnetresonanz zur Kontrolle durchführt.
In den seltenen Fällen, in denen Patienten nach erfolgreicher Durchführung der McKenzie-Therapie eine MRT haben anfertigen lassen, war der vor der Behandlung vorliegende Bandscheibenvorfall noch derselbe oder hat sich sogar verschlechtert.

Das zeigt, dass normalerweise nicht der Bandscheibenvorfall die Ursache der Schmerzen darstellt, da sich sonst die Beschwerden des behandelten Patienten verschlechtern und nicht stark verbessern  bzw. gänzlich verschwinden würden.
Es kann auch vorkommen, dass ein Patient ohne Bandscheibenvorfall starke Schmerzen hat, die vom Rücken bis in den Fuß ziehen oder vom Nacken bis in die Hand ausstrahlen; mir sind auch schon Dreißigjährige mit minimaler Arthrose begegnet.

Aus diesen Fällen kann man schließen, dass zwischen Bandscheibenvorfall und Ischiasschmerz oder Brachialgie (starke Schmerzen im Arm) nicht unbedingt ein Zusammenhang besteht.

 

Wieso habe ich dann Schmerzen, die vom Rücken bis in das Bein ausstrahlen?

Der Schmerz kann durch Faszialstrukturen verursacht werden, die am Rücken entspringen und sich – ohne Unterbrechung – bis zu den Zehen erstrecken.
Die Beschwerden, die aus dem Lendenbereich kommen und bis in den Fuß ausstrahlen, müssen nicht durch einen Bandscheibenvorfall bedingt sein. Die schmerzende Region stimmt häufig nicht mit dem Verlauf des von der Bandscheibe eingeklemmten Nervs überein.

Wenn ein Patient unter Schmerzen leidet, die vom Gesäßmuskel bis zum Knie ziehen, kann die Ursache hierfür das Piriformis-Syndrom  sein, das sich entlang der faszialen und bindegewebigen Strukturen des Beins ausgebreitet hat.
Eine Bandscheibe, die den Nerv einklemmt und dessen Funktionsvermögen einschränkt, muss vier Symptome hervorrufen:

  • Schmerzen entlang des Nervenverlaufs, vom Rücken bis zu den Zehen;
  • Kribbeln im Fuß;
  • Kraftverlust der unteren Extremität, der Patient kann nicht auf den Fersen laufen;
  • verminderte Berührungs- und Drucksensibilität (Hypästhesie) und fehlender Kniescheiben- oder Achillessehnenreflex (Areflexie).

Stimmen die Symptome nicht mit dem Krankenbild des Patienten überein, muss die Diagnose nochmals überprüft werden.

 

Wie funktioniert die McKenzie-Methode?

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Rückenübung.

Der erste Behandlungsschritt sieht eine sorgfältige Untersuchung Patientensituation vor, um festzustellen, ob durch die Behandlungsmethode ein Heilungserfolg oder eine deutliche Besserung erzielt werden kann und welche Therapie am besten angewendet wird.
Am nächsten Tag wird geprüft, ab das Programm zu einer Verbesserung geführt hat oder ob es eventuell verändert werden muss.
In den folgenden Wochen muss der Patient das Programm zu Hause ausführen: die Übungen bzw. einzunehmenden Körperpositionen und die Haltungskorrekturen.
Auf diese Weise “heilt er sich selbst” und muss keine Medikamente einnehmen, die nur eine zeitweilige Linderung verschaffen würden.
Es ist eine nicht-invasive Methode, die in vielen Fällen zu einem völligen Verschwinden der Symptome führt.
Eine wöchentliche Kontrolle ist ausreichend, um zu beobachten, wie sich die Symptome entwickeln, ob die Übungen korrekt ausgeführt werden und ob die Behandlung eventuell abgeändert werden muss.
Die Haltungs- und Rückengymnastik kann in verschiedenen Positionen erfolgen:

  • in Flexion: die Schultern werden den Knien angenähert;
  • in Extension: der Rücken wird nach hinten gewölbt, als würde man nach oben schauen;
  • Rotation bei gleichzeitiger Flexion: in Rückenlage werden die Beine angehoben und das Becken zu einer Seite gedreht;
  • Seitwärtsneigung: der Rücken wird zu einer oder zur anderen Seite geneigt, während die Arme gerade an der Hüfte ausgestreckt sind.

Der Therapeut kann zusätzliche Kräfte anbringen, wie Mobilisation oder Manipulation, wenn sich die vom Patienten durchgeführten Übungen als unzureichend erweisen sollten.
Es ist wichtig, das therapeutische Programm individuell festzulegen, denn zwischen den einzelnen Patienten kann es wichtige Unterschiede geben, auch wenn sie an demselben Syndrom leiden.
Bei manchen Personen können die Schmerzen im Stehen auftreten, während andere womöglich Schwierigkeiten haben, längere Zeit in gewissen Positionen zu verharren.

Viele Patienten und Therapeuten denken bei der McKenzie-Methode sofort an die Extensionsbewegung für Rücken und Nacken, aber häufig sind auch Rotationen, seitliche Flexionen oder kombinierte Bewegungen vorgesehen.
Die anfängliche Beurteilung und Bewertung ist notwendig, um zu begreifen, um welche Art von Rückenschmerzen es sich handelt, welche Bewegungen die Symptome lindern und welche sie verstärken.

 

Klinischer Nachweis

Bei Patienten mit leichten Beschwerden können die bildgebenden Diagnoseverfahren (MRT, CT u.ä.) falsche positive oder falsche negative Ergebnisse liefern.
80% der Patienten mit Bulging oder Protrusion der Bandscheibe sind symptomfrei; das zeigt, dass kein kausaler Wirkungszusammenhang zwischen Schmerzen und Bandscheibenschaden besteht.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Symptomatik durch Bettlägerigkeit nicht verbessert wird, im Gegenteil kann sich die Situation nach 48 Stunden verschlechtern.
Noch vor 10-20 Jahren haben die Ärzte Bettruhe verordnet und nach einem chirurgischen Eingriff wurde außerdem eine Halskrause verschrieben. Diese Maßnahmen haben sich als kontraproduktiv herausgestellt und die heutigen Behandlungsmethoden basieren auf Bewegung und Physiokinesiotherapie.
Die McKenzie-Methode der Diagnose und mechanischen Therapie  stützt sich auf einige Behandlungskonzepte, die wissenschaftlich erwiesen sind:

  • Krankengymnastik
  • Haltungskorrektur
  • Haltungsschulung
  • Manipulationen (nur in wenigen Fällen).

Es gibt wissenschaftliche Studien, die belegen, dass die Zentralisation des Schmerzes in Richtung Wirbelsäule ein positives Behandlungsergebnis bedeutet und eine Zwischenstufe zwischen den anfänglichen Symptomen und der Heilung darstellt.
Es sei nochmals betont, dass das Wohlbefinden des Rückens unabhängig ist von anatomischen Veränderungen, wie beispielsweise einem Bandscheibenvorfall.

 

Die Lendenregion

Kommt ein Patient mit Kreuzschmerzen in die Praxis, ist es wichtig, zuallererst die Intensität und das genaue Auftreten der Symptome zu analysieren.
Häufig ist die anatomische Region der Hüfte beteiligt, vielleicht kommt der Schmerz nicht vom Rücken, sondern aus dem Gesäßmuskel oder der Leistengegend.
Es gibt zahlreiche Tests, die über den Ursprung der Schmerzen Auskunft geben, außerdem muss herausgefunden werden, ob der Ursprung mechanischer Natur ist, also ob die Schmerzen bei Bewegung auftreten oder ob Beuge-, Dreh- oder Streckbewegungen keinen Einfluss auf sie haben.
Eine korrekte Beurteilung ist wichtig, weil Rückenschmerzen und die Entzündung des Ischiasnervs auch durch nicht orthopädische Erkrankungen verursacht werden können.

 

Die Nackenregion

 

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Zervikale McKenzie-Methode.

Zervikobrachialgie bedeutet Schmerzen, die von der Halswirbelsäule ausgehen und bis in die Finger ausstrahlen.
In den schwereren Fällen ist es ein schmerzhaftes Syndrom, das den Patienten stark einschränken kann, mancher hält die Hand über dem Kopf oder den Arm in einer Schlinge, weil das die einzigen Positionen sind, bei denen die Symptome nachlassen.
In der Regel sind die Beschwerden nachts erträglicher, können sich aber durch gewisse Bewegungen und Positionen intensivieren.
Bei der Durchführung von Nackenretraktionsübungen kann unterhalb des Nackens ein starkes Ziehen entlang der Brustwirbelsäule auftreten.
Nach einigen Sitzungen verschwindet das Gefühl des “Ziehens”, was beweist, dass die Behandlung auf die Muskel- und Faszialstrukturen einwirkt.
Eine Zervikobrachialgie heilt wesentlich schneller als eine Lumboischialgie. Ist der Schmerz akut oder postakut, aber nicht besonders stark, können zwei Sitzungen bereits ausreichen. Sind die Schmerzen chronisch, sind die Heilungszeiten länger.

 

Die obere Rückenregion

Obere Rückenschmrezen können bei Drehung des Oberkörpers, tiefem Einatmen oder Anheben des Arms auftreten.
Patienten mit Rückenschmerzen und interkostaler Neuralgie können die Symptome unter Anwendung der McKenzie-Methode lindern.
Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit

Nervenbedingte Schmerzen können den Kopf in Mitleidenschaft ziehen und äußerst unangenehme Beschwerden verursachen.
Migräne, Schwindel und Übelkeit entstehen möglicherweise durch die Kompression der Hirnnerven.
Die beteiligten Knochen sind Hinterhauptbein (Occiput) und die Wirbel C1 und C2, die ersten beiden Halswirbel.
Häufig ist der Patient mit Kopfschmerzen und Schwindel nicht in der Lage, den Hals zu strecken, also nach oben zu schauen, oder ihn zu einer Seite zu drehen.
In der Regel entsteht der Schmerz in der Halswirbelsäule und zieht dann langsam nach oben den Nacken entlang bis hinter das Ohr.
Es ist sehr wichtig, sich von einem Arzt untersuchen zu lassen, damit alle anderen Migräneursachen ausgeschlossen werden können, denn diese Symptome können durch zahlreiche Erkrankungen bedingt sein.
Für die Behandlung müssen folgende Erkrankungen ausgeschlossen werden:

  • Krebserkrankungen;
  • unerklärlicher Gewichtsverlust;
  • kontinuierliche Schmerzen zu jeder Tageszeit, die bei Ruhe stärker werden;
  • sehr schlechter Gesundheitszustand;
  • fehlende Reflexe/neurologische Erkrankungen;
  • langfristige Einnahme von kortisonhaltigen Medikamenten;
  • Drogenabhängigkeit (nur gespritzte Drogen);
  • Knochenbruch, auch der bloße Verdacht nach einem Trauma;
  • keine Bewegungsübung oder Position verbessert die Symptome;
  • das Alter kann eine Kontraindikation darstellen, weil über 60-Jährige häufig andere Erkrankungen aufweisen, die Kreuz- oder Nackenschmerzen verursachen können.
  • rheumatische Krankheiten in akutem Stadium.

Diese Methode wird in Deutschland vom “McKenzie Institut Deutschland” unterrichtet; es ist die einzige Schule, die offiziell anerkannte Kurse abhält und deren Material durch Copyright geschützt ist.

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